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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Machtspielchen?«
    »Er ist sauer auf sie. Oder zumindest ist es ihm völlig egal, was mit ihr oder ihrem Sohn geschieht. Falls er mehr wüsste, hätte er es uns erzählt.«
    »Unanständige Bilder für Rauschgift«, sagte Petra. Schwache Musik kam aus ihrer Handtasche, und sie fischte ein Telefon heraus, das die ersten acht Noten von »Time After Time« spielte. »Connor. Hey, Raul, was… du machst Witze. Gib mir die Adresse. Ich bin in dreißig bis vierzig Minuten da.« Sie drückte auf eine Taste und stand auf. »Moses Grant ist aufgetaucht.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Milo. »Nicht wirklich.«
    Der Tatort gehört der Polizei, aber die Leiche gehört dem Coroner.
    Wir drei standen in einiger Entfernung vom Tatort, der von Nachtscheinwerfern strahlend hell erleuchtet war, während eine Ermittlerin des Coroners namens Sally Johannon sich Handschuhe überstreifte und sich bemühte, den massigen Leichnam von Moses Grant auf den Rücken zu drehen. Zwei Detectives der Central Division namens David Saunders und Kevin Bouleau standen daneben. Beide waren schwarz, Anfang dreißig und trugen gut geschnittene dunkle Anzüge.
    Wenige Schritte entfernt musterte Raul Biro in einem Sakko mit Hahnentrittmuster und einer grauen Hose die Umgebung des Tatorts.
    Johannons Versuch, sich einen Blick auf Grants Vorderseite zu verschaffen, schlug zum dritten Mal fehl.
    Seine Leiche war neben dem Highway 110 North abgeladen worden, unmittelbar oberhalb von Chinatown, und die Autos brausten in einer Entfernung von zwei Metern vorbei. Die Schätzung lautete ein bis zwei Tage Verwesung. Trotz der Lage im Freien war der Geruch unverkennbar, und er setzte sich in meinen Nebenhöhlen fest, wie er es immer tut.
    Sally Johannon zuckte zusammen und winkte Unterstützung herbei. Zwei Fahrer des Leichenschauhauses, die mit dem weißen Van gekommen waren, zogen sich ebenfalls Handschuhe an, und zu dritt vollendeten sie die Drehung.
    Grants Trainingsanzug aus salbeigrünem Velours passte gut zu dem Gebüsch und den jungen Eukalyptusbäumen. Ein Arbeitstrupp von Häftlingen aus dem County-Gefängnis, die das Gestrüpp zurückschneiden sollten, hatte ihn gefunden. Sie waren mittlerweile verschwunden, in den Komfort der Kerkerhaft zurückgebracht. Die Auffahrt war von einem Streifenwagen blockiert, aber der Freeway war offen geblieben, und der Verkehr dröhnte ohne Unterlass vorbei.
    »Eines hier«, sagte Johannon und zeigte auf ein kleines, säuberliches Einschussloch in Grants Stirn.
    Ihre Hände glitten über die Schwellung von Grants Oberkörper nach unten. »Zwei, drei - vier, fünf - und eines hier.« Sie zeigte auf einen Riss im Velours genau in der Mitte von Grants Leistengegend.
    »Jemand konnte diesen armen Kerl nicht leiden.«
    »Irgendwelche Verteidigungswunden?«, fragte Petra.
    Johannon sah nach. »Nein, keine.«
    »Der Schütze stand ihm gegenüber, als er losballerte«, sagte Milo.
    »Wer immer auf ihn schoss, war vermutlich kleiner als Grant. Der Schuss im Schritt oder einer von denen im Unterleib könnte der erste gewesen sein. Als Grant zusammensackte, knallte der Mörder weiter.«
    »Bei einem Schuss in den Schritt muss ich immer an bestimmte Ressentiments denken«, sagte Kevin Bouleau. »Hat er vielleicht irgendeinen Ehemann unglücklich gemacht?«
    »Nicht dass wir wüssten«, antwortete Petra.
    »Sie suchen schon eine Weile nach ihm?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Kann's kaum erwarten«, erwiderte Bouleau.
    »Ich will mir noch mal seine Beine ansehen«, sagte Sal-ly Johannon. »Nee, das scheint es gewesen zu sein, Leute. Vom Durchmesser der Eintrittswunde am Kopf würde ich auf eine Zweiundzwanziger tippen, auf keinen Fall viel größer. Kein schwerer Blutverlust, also wurde er nicht hier umgebracht. Sie werden keine Patronenhülsen finden, falls sich keine irgendwo in seiner Kleidung verfangen hat und rausgefallen ist.«
    Sie kniete sich hin und ließ ihren Blick über den Trainingsanzug wandern. »Gibt's irgendwelche Taschen an dem Ding hier… ah ja, da wären sie.«
    Sie griff in die Jacke und drehte eine Tasche nach außen. »Kein Ausweis, tut mir leid, Leute.«
    »Wir wissen, wer er ist«, sagte Raul Biro.
    »Dank dir«, sagte Petra. »Gute Arbeit.«
    Biro erlaubte sich ein Lächeln von einem Sekundenbruchteil. Er hatte an seinem Schreibtisch gesessen und telefoniert, während er gleichzeitig den Scanner auf Meldungen hin verfolgte, die auf einen Mord schließen ließen. Als er von einem Leichenfund in Downtown

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