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Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Titel: Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Weber
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Stifter gestellt und kuschelte sich jetzt genussvoll in ihre Strickstola. »Hast du eine Kippe für mich?«
    Stifter war überrascht. Er hatte Kyra noch nie Zigaretten rauchen sehen. Sie drehte wohl ab und zu einen kleinen Joint für sich und Andreas, was vor den Kindern strikt verheimlicht wurde, aber dass sie im Alltag rauchte, war an Stifter bislang vorbeigegangen. Nichtsdestotrotz hielt er sein Päckchen »Schwarzer Krauser« hoch. »Ich dreh dir eine, wenn du willst.«
    Sie nickte.
    »Seit wann rauchst du?«, erkundigte sich Stifter.
    Kyra sah ihn an und lächelte. »Immer schon. Ich hab in der Schwangerschaft mit Zora natürlich ganz aufgehört. Aber kaum war sie abgestillt, habe ich angefangen, ab und zu eine Genusszigarette zu schnorren. Für schöne Momente. Ich kauf mir nie Kippen, aber irgendjemand hat immer eine.«
    »Auch heute noch?«
    Sie lachte. »Auch heute noch.«
    Stifter hatte die erste Zigarette fertiggedreht und reichte sie Kyra hinüber, die sofort daran roch und den würzigen Tabakgeruchtief einsog. Er holte die Apfelschale, die er in der Tabakdose aufbewahrte, damit das Kraut nicht zu trocken wurde, heraus und schnippte sie unter den Holunderbusch. Dann drehte er sich aus den Resten, die sich noch am Boden der Dose befanden, selbst eine.
    »Und, kann ich auf dich zählen?« Kyra nahm einen weiteren Schluck von ihrem Bier.
    Andreas war vorhin zu einer Sitzung seiner Partei aufgebrochen, und Kyra war kurz darauf bei Stifter aufgetaucht. Sie war gleich mit der Tür ins Haus gefallen und hatte ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, ihr bei der Vorbereitung einer Spontanparty zu helfen. Andreas wurde am Samstag fünfzig.
    »Ja, klar. Kannst du.« Stifter steckte sich die Zigarette an und inhalierte tief. Sofort erfasste ihn der sanfte Schwindel des ersten Zuges.
    »Allerdings …, ich weiß nicht so richtig, wie ich dir am besten helfen kann. Kochen kann ich nicht, und Partys organisieren war bislang noch keines meiner Hobbyhorses.«
    Kyra lachte wieder. Sie lachte oft, und Stifter hörte ihr gerne dabei zu. Sie hatte ein raues, kehliges Lachen, das zum Ende hin weich ausperlte.
    »Keiner muss kochen. Ich habe allen gesagt, dass sie was mitbringen sollen. Sonst merkt Andreas ja sofort, was los ist.«
    »Er weiß gar nichts von seiner Feier?« Stifter war baff.
    »Nein. Und noch schlimmer: Er will gar nicht feiern.«
    Stifter musterte Kyra, die sich mit zufriedenem Lächeln eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Das war typisch für die Machtverhältnisse im Hause Lanz. Andreas, der Kraftkerl, das gestandene Mannsbild, der nach außen hin, sei es in seinempolitischen Engagement oder in seinem Betrieb, fordernd und selbstbewusst auftrat, mit einem Charakter gesegnet, der ihn zum natürlichen Anführer werden ließ, gleich, wo er erschien, ordnete sich zu Hause gerne und ergeben seiner Frau unter. In der Familie war Kyra die, die die Fäden in der Hand hielt, die organisierte und bestimmte. Und wenn Andreas seinen fünfzigsten Geburtstag nicht feiern wollte, dann war das nachgerade eine Aufforderung für Kyra, ihren Mann eines Besseren zu belehren.
    »Bisschen riskant, findest du nicht?«, erkundigte sich Stifter.
    Kyra schüttelte den Kopf, und die Strähne, die sie eben noch sorgsam hinters Ohr geschoben hatte, fiel ihr wieder ins Gesicht. »Quatsch. Ich weiß genau, dass er sauer ist. Dann schmollt er eine Stunde, aber wenn er dann ein Bier getrunken und ein schönes Steak vom Grill gegessen hat, dann freut er sich, dass all seine Lieben um ihn herum sind.
    »Wie viele willst du einladen?«
    Kyra zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht, ich habe ein paar Leute angerufen. Vielleicht so fünfzig. Deinen Freund kannst du ruhig mitbringen.«
    Stifter wusste im ersten Moment nicht, wer gemeint war, aber dann fiel ihm ein, dass die Familie Lanz bisher nur einen Menschen kennengelernt hatte, mit dem er verkehrte: Georg Thalmeier. Oder Schorsch, wie er seit gestern zu ihm sagte.
    »Er ist kein Freund.«
    Kyra sah ihm ins Gesicht, nahm einen Zug von ihrer Zigarette und kniff die Augen zusammen. »Er ist nett, er hat dich besucht. Und du magst ihn. Also, was soll er sonst sein?«
    Um eine Antwort kam Johannes Stifter herum, denn in diesem Moment erschienen zwei Gestalten vor der Haustür. Noah und sein Freund Lukas.
    »Mama, kann ich Luki noch nach Hause bringen?«
    Noch während er die Frage stellte, hatte Noah bereits sein Mountainbike von der Hauswand geschoben und ein Bein über den Sattel

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