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seinen eigenen Namen.
Die Terranerin lächelte. Ihre ebenmäßigen und auffallend weißen Zähne kontrastierten mit den blassroten Lippen und der angenehm gebräunten Haut. Vorremar musste zugeben, dass er es mit einer Schönheit zu tun hatte – die leider den grundsätzlichen Fehler aufwies, einen Meter und siebzig Zentimeter zu groß zu sein. Ein unüberbrückbares Hindernis.
»Eritrea Kush.« Ihre rechte Hand zuckte. »Wie begrüßt man einen Siganesen?«
Er versuchte es mit einem Scherz: »Händeschütteln ist nicht drin, ohne dass du mich von meinem Trägerroboter wirfst.«
»Wie heißt er?«
Die Frage verwirrte ihn. »Vorremar Corma«, wiederholte er. »Das sagte ich doch schon.«
Nun musste sie lachen, und es klang derart ehrlich und zugleich schief, als habe sie sonst kaum Gelegenheit dazu. In der Tat lag über ihren Augen eine Art Schleier, als habe sie viel Leid ertragen müssen.
Der Siganese war sicher, dass ein Kosmopsychologe mehr aus diesem Blick hätte lesen können als er. Menschen gleich welcher Größe zu verstehen war lediglich ein Hobby von ihm, und er wies ganz unterschiedliche Erfolge auf. Manchmal, so behaupteten andere zumindest, hatte er dabei ordentlich danebengelegen.
Irgendwann hörte sie auf zu lachen. »Nicht du. Deinen Namen kenne ich. Ich meine deinen Roboter. Hast du ihm keinen Namen gegeben?«
»Wieso sollte ich?«
Sie winkte ab. »Ich bin mit Administrator Whistler in die Halle gekommen, vielleicht hast du mich vorhin schon bemerkt. Als ich meinen kleinen Rundgang beendete, habe ich das Ende eures Gesprächs zufällig mitbekommen. Dein Gesichtsausdruck spricht Bände – du glaubst, er habe dich nur abschieben wollen. Glaub mir ... er hat wirklich mit dringenden Problemen zu kämpfen.«
Ein gehässiger Gedanke stieg in Vorremar auf: Droht ihm etwa die Abwahl? Doch er sprach diese Worte nicht aus. Das war eines Siganesen nicht würdig.
Es erinnerte unangenehm an seine Zeit als Politiker, in der es wichtig gewesen war, stets die Schwächen seiner Gegner zu kennen und bei allen Gelegenheiten Spitzen loszulassen. Das war etwas, das er ganz und gar nicht vermisste, seitdem er sich als privater Wissenschaftler aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte.
»Hat er das?«, fragte er deshalb. »Wer bist du, dass du so genau weißt, was den Administrator umtreibt?«
»Kompaniechefin im Rang eines Captains des Stardust-Militärs«, ratterte sie herunter. »Aber darauf kommt es nicht an. Falls du hoffst, ich könne ein gutes Wort für dich einlegen, muss ich dich enttäuschen.«
Schade. Er stützte sich auf der Armlehne seines Sessels ab.
»Du kannst dich gerne setzen«, sagte Eritrea.
»Während du stehen musst? Das wäre unhöflich.«
»Im Fall des Administrators hat dich das nicht gestört.«
»Du bist eine Frau«, sagte Vorremar. »Außerdem gilt Whistler nicht als Mann, der leicht ermüdet.«
Die Terranerin machte eine umfassende Bewegung. »Es ist ein Land der Wunder, wenn man die Höhle zum ersten Mal besucht. Wie hoch ist sie? 50 Meter?«
Vorremar nickte anerkennend. »Völlig korrekt.«
»Nur eine gute Schätzung. Ich bin nicht schlecht darin. Wie groß bist du genau, Vorremar? 22 Zentimeter?«
Er atmete tief ein und hob die Schultern ein wenig. »Fast. Ein zehntel Millimeter fehlt zu meinem Bedauern.«
»Erzähl mir etwas über die Halle«, bat sie.
Nun setzte er sich doch noch. Er mochte die Frau. Das Maß an distanzierter Höflichkeit, das er anwenden musste, konnte deshalb auf ein Minimum heruntergeschraubt werden. »Ich erforsche sie seit momentan 43 Jahren als Privatwissenschaftler, das heißt ohne offiziellen Auftrag. Du bist also bei mir genau an der richtigen Stelle, wenn du etwas wissen willst.«
»Darf ich dir dann zuerst eine etwas ungewöhnliche Frage stellen?«
Er räusperte sich, obwohl er wusste, dass die meisten Terraner diesenleisen Laut ohnehin nicht hören konnten. »Nur zu.« Solange es nicht allzu persönlich wird, soll es mir recht sein.
»Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt? Private Forschungen dürften nicht allzu einträglich sein. Oder hast du genügend Rücklagen aus deiner Zeit als Administrator?«
Sekundenlang wog er ab, ob er die Wahrheit sagen sollte. Und obwohl seine Einnahmequellen etwas unsiganesisch-frivol waren, entschloss er sich, sie offenzulegen. »Hast du schon von Gergeo Tompleten gehört?«
»Ich liebe seine Abhandlungen«, antwortete sie. »Er mag etwas ... hm, populärwissenschaftlich sein, aber man
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