Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2641 – TANEDRARS Ankunft

PR 2641 – TANEDRARS Ankunft

Titel: PR 2641 – TANEDRARS Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Stellen des Segelleinens hervor.
    Er empfand Traurigkeit. Frust. Wut. Das Bild des Segels wurde von der Erinnerung an seine Tochter überdeckt. Als sie auf dem Tisch des Pathologen gelegen hatte. Am offenen Sarg in der Leichenhalle. Am Grabloch, in das ihr verhüllter Körper hinabgelassen wurde, verhüllt in einem Leinentuch, das sich plötzlich aufblähte und hässliche dunkelrote Flecken zeigte.
    Hastal wünschte sich nichts sehnlicher, als tot zu sein.
    In einem klaren Moment erkannte Hastal, dass er die Ankunft erlebte.
    Doch statt Glück und Frieden zu spenden, potenzierte das Ritual der Ankunft seine Qualen.
    Er sank zu Boden und weinte. Weinte so lange, bis er keine Tränen mehr hatte.
    Doch die Traurigkeit und die Hoffnungslosigkeit hörten nicht auf. Sie umarmten ihn und hüllten ihn ein.

14.
    Vor 12.400 Jahren
     
    Die Zusammenkünfte wurden häufiger, die Beziehungen zueinander besser. TAFALLAS Aggressivitätsschübe trieben sie zwar allesamt an den Rand des Wahnsinns; doch irgendwann gewöhnten sich die drei friedlicher veranlagten Geisteswesen an das Temperament des vierten.
    »Wir nehmen und wir geben von unseren Schutzbefohlenen«, sagte DRANAT. Er ging unruhig in ihrem virtuellen Raum auf und ab, in stetig wechselnder Gestalt.
    »Es überrascht mich, dass es so gut funktioniert.« Auch ARDEN wirkte nervös. »Wir bringen unseren Schutzbefohlenen die Lehre der Harmonie, und sie füttern uns mit Mentalsubstanz.«
    TAFALLA trug diesmal nichts zur Diskussion bei. Er fühlte Druck in sich, der umso stärker wurde, je länger sie beisammenblieben. In ihnen allen versammelte sich die Vitalkraft vieler Tausender Wesen.
    War denn vom ursprünglichen Geisteswesen, das vor so langer Zeit zu Bewusstsein gekommen war, noch etwas übrig, oder wurde es mittlerweile zur Gänze von den Ideen und Phantasien und mentalen Substanzen der neu Hinzugekommenen gesteuert?
    »Ich halte das nicht mehr aus!«, schnaubte TAFALLA, als voluminöser Sechsbeiner erschienen, der eine martialisch wirkende Rüstung trug. »Dieses ständige Gerede! Ihr macht mich verrückt! Am liebsten würde ich aus meiner Haut schlüpfen und ... und ...« Er stapfte fest auf und brachte den scheinbaren Boden zum Erzittern.
    NETBURA nickte. Allesamt fühlten sie diese Unruhe, ohne sie erklären zu können. Sie hatte dieses eine Mal nichts mit TAFALLAS Verhalten zu tun. Sie musste einen anderen Ursprung haben.
    Es waren müßige Diskussionen, die sie führten. Allesamt waren sie nicht bei der Sache. Das Zusammentreffen gewann eine seltsam ... physische Komponente. Sie suchten die Nähe der jeweils anderen und fühlten sich gleich darauf wieder abgestoßen, ängstlich, irgendwelche Konventionen verletzt zu haben.
    ARDEN stellte eine besondere Form der Verlockung dar. Sie rekelte sich auf einer Liegebank, gab ihrer Stimme einen erotischen Klang, zog sich dann wieder zurück, scheu und ängstlich, um dann ihr Spiel wieder von vorn zu beginnen.
    Es gab kein Konkurrenzdenken zwischen NETBURA, DRANAT und TAFALLA. Allesamt wollten sie die Nähe des weiblichen Geisteswesens fühlen – aber auch die der anderen.
    Also tänzelten sie umher, wichen zurück, gaben sich schamerfüllt, rückten wieder vor. Sie balzten. Wie es einfache Wesen taten. Wie jene einfachen Wesen, deren Vitalkraft in ihnen lagerte.
    Wie lange waren sie schon in diesem seltsamen Spiel verhangen? Tage? Jahre? Jahrzehnte?
    Zeit verlor an Bedeutung. Da war bloß noch das Interesse an- und füreinander. Ein Lustgefühl, das in ihrem Erfahrungsschatz keinerlei Entsprechung fand.
    Bis ... bis TAFALLA irgendwann den ersten Schritt tat. Er packte ARDEN, bog ihr grob die Hände hinter den Rücken und küsste sie. Ihrer Lippen, die schmiegsam weichen einer humanoiden Frau und die chitinharten eines Insektoiden, verschmolzen miteinander.
    Blendendes Licht umgab die beiden und hüllte sie ein. Es verbarg sie vor den Blicken NETBURAS und DRANATS.
    Die beiden Geisteswesen sahen einander an und taten dann zugleich einen Schritt auf das Licht zu.
    Sie vereinigten sich.
     
    *
     
    Gedanken an weitere Auseinandersetzungen mit TAFALLA, Angst und Wut machten übergangslos einer tief greifenden Ruhe Platz. Jeder kannte nun jedes der anderen Geisteswesen. Einige Geheimnisse voreinander blieben zwar, doch sie waren unbedeutend. Viel wichtiger war das Verbindende, das sie entdeckt hatten.
    »Wir sind angekommen.« DRANAT seufzte.
    »Wir gehören zusammen«, ergänzte ARDEN. »Nun sind wir Teil eines großen

Weitere Kostenlose Bücher