PR 2666 – Die Pyramide der Badakk
Augen leuchteten. »In diesen Häusern wohnen die Alten, die Kranken, die Vergessenen, alles in allem jene, die nicht mehr auftreten können. Hier findest du Angehörige aus Hunderten von Völkern mit verbogenen oder morschen Gliedmaßen, mit morschen Gedanken, mit krummem Stechrücken und vielem mehr. Nimm dir ein Jahr Zeit, Tek, und du lernst mehr über die Schwächen der Natur, als brächtest du dreitausend Jahre als Arzt auf Aralon zu. Schau, dort!«
Die Wimpelebene endete an einer Palastmauer. Auf den Zinnen spazierten Soldaten mit spitzen Helmen. Sie trugen Lanzen und waren in braunes Leder gehüllt. Bei näherem Hinsehen bemerkte der Terraner, dass es sich um Roboter handelte. Die Dächer und Fassaden dahinter waren Attrappen, ein künstlerischer Abschluss der bunten Landschaft. Dahinter lag das zweidimensionale Pendant der Wimpelebene, ein gigantisches Betonfeld mit Patchworklack, aus dem die Werkshallen und Docks wie Geschwüre emporragten. Mittendrin erhob sich ein bunter Berg. Gewaltige Plastikbahnen bedeckten den Schrotthaufen, den Nuggnugg als Ersatzteillager der Werft bezeichnete.
»Sie machen aus den alten Sachen neue«, präzisierte der Topsider seine Worte. »Aber manchmal brechen die neuen Sachen sehr schnell auseinander, als seien es alte.«
»Ich verstehe. Diese Werft baut Billigschiffe für Schausteller, die sich keine teuren mieten können.«
»Für Leute wie mich und meine Brüter.«
Es klang beherrscht, und doch schwang in der knurrenden, zischenden Kehlstimme des Topsiders Erregung mit. Der Besuch der Wimpelebene nahm Nuggnugg sichtlich mit, und doch hatte er Tekeners Bitte nicht ausgeschlagen.
»Dort ist es!«
In einem der Docks lag das Schiff, ein 400-Meter-Keilraumer älterer Bauart. Sie sahen ihm an, dass er schon bessere Zeiten erlebt hatte. Die Außenhaut war schlecht gepflegt, es gab Schmauchspuren und Schusskanäle aus früheren Gefechten. Die Triebwerksdüsen am Heck wirkten unterdimensioniert – kein Wunder bei der Werft. Sie gehörten eindeutig nicht zu diesem Schiff, sondern waren ersatzweise montiert worden.
Der Schiffsname fehlte, die Farbe hatte man sich offensichtlich gespart. Immerhin war Energie vorhanden. Das Schiff sendete seine Kodeimpulse, in denen auch der offizielle Name verzeichnet war. REGULUS, der Königliche. Tekener fragte sich, wie viele Jahrhunderte das schon her war.
*
Das Personal der Werft war freundlich, der Kommandant des Schiffes erwies sich als zuvorkommend. Tekener erhielt die Erlaubnis zu landen und sich umzusehen.
Kommandant Trevon Hudinis war ein Epsaler und hatte früher als Kommandant eines Linienschiffs gearbeitet. Seit seiner Pensionierung flog er für den Direktorenzirkel von Thea.
»Die Sayporaner sind nicht mehr da, aber ihre Container«, beantwortete er Tekeners Frage. »Da im Schiff bereits Reparaturarbeiten stattfinden, haben wir die Container in eine Lagerhalle geschafft. Du willst sie dir vermutlich ansehen?«
»Ja. Wenn du immer wieder Tourneen begleitest und mit Sayporanern zu tun hast, kannst du uns bestimmt sagen, welchen Eindruck du von ihnen hast.«
»Unauffällig, vergeistigt, ganz nach innen gewandt. Typische Meditationskünstler eben.«
»Und ihr Tross?«
»Die geringe Zahl der Mitarbeiter steht in keinem Verhältnis zur Anzahl der Container. Bei dieser Tournee haben sie ein Dutzend Container mitgenommen, drei Stück sind zurückgekommen.«
»Ihr habt zwanzig Welten besucht, soweit ich das gesehen habe. Auch arkonidische Kolonialwelten wie Zalit.«
»Zalit, Merwal, Hirgada, ja, aber auch Plophos und Algustra. Falls du es ganz genau wissen willst, die Sayporaner haben auf jeder Welt etwas zurückgelassen, Personen und Material; nicht jedes Mal einen Container, aber das Gesamtgewicht aller Behälter wurde auf jedem Planeten geringer.«
Das war es, was Tekener hatte wissen wollen. »Ich danke dir.«
»Es war mir eine Ehre, Admiral!«
Tekener kehrte in den Gleiter zurück. Er aktivierte den energetischen Abhörschutz.
»Ihr kennt die Container von Osa Mariga her«, sagte er zu den TLD-Agenten. »Wir gehen vor wie gehabt.«
Im Schutz der Deflektorfelder näherten sie sich der Lagerhalle und umstellten sie. Von der Zentrale aus öffneten die Angestellten der Firma die kodegeschützten Tore. Auf Tekeners leises Kommando drangen sie ein und verteilten sich in der Halle.
Da standen sie, einer neben dem anderen, fein säuberlich aufgereiht in millimetergenauer Passform. Roboterarbeit eben.
Es war
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