PR 2666 – Die Pyramide der Badakk
Oxtornerin hielt ebenfalls eine Waffe in der Hand.
Tekener war sicher, dass sie nicht in den Paralysemodus geschaltet war. Ein typisches Phänomen, für das er trainiert war, ergriff von ihm Besitz. Die Wahrnehmung seiner Sinne beschleunigte sich derart, dass sich alles um ihn herum extrem verlangsamte. Er sah Direktoren aufspringen, einzeln nur und über die Blöcke und Reihen verteilt. Es waren genau die zwanzig von Joschannan Markierten. Sie schrien und stöhnten, schlugen mit den Armen um sich und bewegten sich mit dem ganzen Körper, als wollten sie sich aus einem Fischernetz befreien, in dem sie zappelten.
Tekener musste unwillkürlich grinsen. Die Badakk gaben ihre Identität auf etwas andere Art preis, als Joschannan das gemeint hatte. Sie verloren die Beherrschung, rissen die Kontrolle über die Körper ihrer Opfer in einem Gewaltakt an sich und wussten dennoch nicht, was sie eigentlich tun sollten.
Tekeners Wahrnehmung normalisierte sich wieder. Die Augenblicke der Anspannung waren vorbei. Was nun kam, wusste er aus der Einsatzbesprechung.
Die Bewegungen der betroffenen Direktoren wurden lahmer. So schnell, wie die Badakk in den Körpern rebelliert hatten, so schnell beruhigten sie sich wieder.
Verraten hatten sie sich trotzdem.
»Tekener an JV-2«, sagte der Admiral in das Funkgerät. »Zugriff!«
Es war auch das Signal für die Agenten im Zelt. Oben unter dem Dach wurden Menschen sichtbar, die sich bisher hinter Deflektorfeldern verborgen hatten. TLD-Agenten waren es, die seit über einer Stunde auf ihren Einsatz warteten. Sie paralysierten alle Anwesenden, die sich in irgendeiner Weise auffällig verhalten hatten oder noch immer verhielten. Durch die Eingänge schwebten Kegelroboter herein, fischten die Gelähmten aus der Menge und transportierten sie ab.
Die Nähe der Roboter empfanden in der augenblicklichen Situation viele als Bedrohung. Sie versuchten sich in Sicherheit zu bringen, obwohl sie nichts zu befürchten hatten. Sie drängelten, stießen ihre Nachbarn um, traten auf sie.
»Bewahrt Ruhe!«, rief Tekener über die Lautsprecher des SERUNS. »Bleibt auf euren Plätzen! Es besteht keine Gefahr!«
Seine Worte kamen nur teilweise an und waren zudem überflüssig. Die Roboter erkannten die entstehende Panik im Ansatz und setzten Prallfelder ein. Die Direktoren setzten sich wie auf Kommando wieder hin. Als sie sich beruhigt hatten, erloschen die Felder.
Tekener suchte die Mitte der Manege auf, wo sich Grimaldi wie ein Ertrinkender an den Schwan klammerte.
»Mein Zylinder ist beschädigt«, stellte der Direktor fest. »Was für ein Tag!«
Aus dem Stoff ragte ein Stück rostigen, abgebrochenen Federdrahts.
Tekener blickte Grimaldi finster an. »Müsstest du nicht längst paralysiert sein?«
Der Sprecher des Direktorenzirkels zuckte zusammen. Er streckte abwehrend die Arme aus. »Was soll – he, du machst einen Scherz!«
»Natürlich. Was hast du denn gedacht?«
Grimaldi verzog den Mund zu einem breiten, lautlosen Lachen. Übergangslos wurde er wieder ernst.
»Was geschieht mit den Doppelpersonen?«
»Wir bringen sie in die JV-1. Dort werden sie medizinisch betreut. Hast du diesen Aufruhr gesehen? Die Monofilamente in den Opfern sind voll entwickelt. Und nie hat jemand etwas bemerkt. Die Badakk agieren sehr geschickt, solange man sie nicht in Zugzwang bringt oder in Panik versetzt. Es interessiert mich brennend, inwieweit sie eure Kultur und euer Bewusstsein schon manipuliert und deformiert haben.«
»Deformiert?«
»Ja. Gab es zum Beispiel Zeiten, in denen Fremde nichts in den Zügen zu suchen hatten? Wenn ja, hat inzwischen ein Bewusstseinswandel stattgefunden. Es wäre interessant zu wissen, ob das vor ungefähr zwei Jahren der Fall war.«
»Möglich. Ich denke aber, Ausnahmen hat es schon immer gegeben.«
»Inzwischen ist es nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Ein Großteil der Tourneezüge fliegt unter Beteiligung der Sayporaner. Sie verteilen Badakk und Genesebecken über die gesamte Milchstraße. Was bezwecken sie damit? Neue Handelsverbindungen oder neue Zirkusarenen bestimmt nicht. Die können sie leichter haben.
Sie machen sich wichtige Persönlichkeiten gefügig und übernehmen erst die politische und dann die wirtschaftliche und finanzielle Macht. Und haben schnell eine ganze Galaxis in der Tasche.
Die Frage ist, warum sie das tun. Für eine Eroberung ist mir das zu kompliziert.«
Tekener reichte Grimaldi die Hand und verabschiedete sich. Er ging hinaus
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