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PR 2671 – Das Weltenschiff

PR 2671 – Das Weltenschiff

Titel: PR 2671 – Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Konstrukteurs durch den Positronikwald, laut wie ein Gongschlag, der bis in den letzten Winkel eines Hauses vordrang. Der Herr dieser Anlage verkündete den Beginn des Finales:
    »Es ist so weit! Der Freie Raum wird entstehen. Nur noch wenige Augenblicke.«
     
    *
     
    Der zweieinhalb Meter große Humanoide lag in einem Stasissarg. Schon zu Lebzeiten war die Gesichtshaut grau gewesen, nun war sie noch stumpfer, trostloser als zuvor. Ein Ausdruck von Überraschung und Verzweiflung hatte sich für alle Ewigkeiten in die Züge des Mannes gebrannt. Damit war das Entsetzen eines genialen Programmierers für immer konserviert – die Enttäuschung darüber, dass seine Schöpfung Sholoubwa den letzten Auftrag nicht ausgeführt hatte.
    Eroin Blitzer stand im Weltenschiff vor dem Sarg, in dem der Konstrukteur seinen Erschaffer stets in seiner Nähe gehalten hatte.
    Der Zwergandroide verstand. Dies also war das grundlegende Geheimnis des Weltenschiffs. Cholaquin Port'aldonars Leichnam lag darin – was bedeutete, dass der Raumer nichts anderes war als die neue Version von Sholoubwas Positronikmond!
    Zu diesem Positronikmond hatte der Konstrukteur früher, vor dem Hyperimpedanz-Schock, stets Zugang finden können, wo auch immer im Universum er sich befand. Das hatte seine schöpferische Kreativität überhaupt erst ermöglicht. Das hatte ihn zu dem gemacht, der er gewesen war und der er wieder sein wollte.
    Jäh begriff Eroin Blitzer die ganze, simple Genialität hinter Sholoubwas Plan.
    Es war ein wichtiger Aspekt, dass mit dem Freien Raum eine Zone verminderter Hyperimpedanz entstand und die alten Bedingungen lokal begrenzt wiederhergestellt wurden. Ein anderer, mindestens ebenso wichtiger Aspekt war es allerdings, die Anlagen des Positronikmondes innerhalb dieser Grenzen zu haben, damit der Konstrukteur darauf zugreifen konnte. Und wie könnte das einfacher bewerkstelligt werden als mit einem Raumschiff?
    Plötzlich ertönte ein hohes, schrillendes Geräusch.
    Die Lichter flackerten, letzte Helligkeit blitzte stroboskopartig auf. In den Momentaufnahmen schien es, als steigere sich das Entsetzen des toten Cholaquin Port'aldonar. Doch der Eindruck von Bewegung täuschte. Nur der Zwergandroide wirbelte herum und starrte in der nächsten Sekunde in völlige Dunkelheit.
    Das Schrillen endete. Kein Geräusch ertönte mehr in der Rechnerzentrale des Weltenschiffes, die er vor einigen Minuten betreten hatte. Es blieb absolut still.
     
    *
     
    Ein Energieschirm flammte auf und hüllte Alaska Saedelaere ein.
    Eines der Spinnenmodelle stakste heran und trat ungehindert durch den Schirm, der sich passgenau öffnete und sofort wieder schloss. »Das Feld dient nur deinem Schutz, falls höherdimensionale Phänomene durchschlagen.«
    »Realitätsverschiebungen?«, fragte der Maskenträger. »Ich fürchte mich nicht davor. Wir haben sie schon erlebt und überlebt, auch ohne deine Hilfe.«
    »Sie werden diesmal womöglich stärker sein und in ... andere Bereiche führen. Spontane Transmitterfelder könnten dich mitten in den Leerraum oder ins Zentrum der Sonne versetzen.«
    »Du bist gekommen, um mir das mitzuteilen?«
    »Ich schütze dich.«
    »Oder bewachst du mich?«
    Der Technogardist schwieg. Das schien Sholoubwas Mittel der Wahl zu sein, wenn er sich einer verbalen Auseinandersetzung nicht stellen wollte.
    Trotz des Schutzfeldes fühlte Alaska, wie fremde Einflüsse an seinem Körper und seinem Bewusstsein zerrten. Veränderte sich die Pyramide? Sie wirkte plötzlich durchscheinend. Und es kam ihm vor, als wüchse sie zu einem gigantischen Koloss ...
    All die Eindrücke blitzten auf und verschwanden wieder. Dieses Mal wusste Saedelaere das Gefühl einzuordnen. Sholoubwas Experiment zwang Raum und Zeit gewaltsam auf ein bestimmtes Niveau, auf die Grundstruktur, wie sie vor der Hyperimpedanz-Erhöhung ausgesehen hatte. Der Konstrukteur wollte die Eckpfeiler der Schöpfung selbst seinem Willen unterwerfen.
    Ehrfurcht und Abscheu hielten sich die Waage, als Saedelaere darüber nachdachte, was in diesen Augenblicken geschah. Sholoubwa ging zu weit. Er übertrat in seiner Hybris eine Grenze, die nicht ohne Grund existierte.
    Plötzlich löste sich der energetische Himmel über dem Positronikwald auf, der bislang jeden Blick in den echten Himmel verhindert hatte. Für einen Moment waren die Sterne zu sehen, doch ihr Funkeln in der Ferne erlosch.
    Das Cappinfragment auf Alaskas Gesicht flackerte mit einem Mal stärker als zuvor – als jemals

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