PR Action 13 Die Trümmerwelt
von vielleicht fünfzig Metern. Rhodan konnte keine Absperrung erkennen. Die freie Fläche existierte, weil sie dem gemeinsamen Willen der Millionen entsprach.
Die Kolonne fächerte auf und positionierte sich im Stil einer altterrani sehen Wagenburg am Rand des Kreises. Die Sänfte ging in seiner Mitte nieder. Mechter ließ die kristallene Kanzel komplett einfahren, und verwandelte die Sänfte damit in ein erhobenes Podest.
»Was jetzt?«, fragte Rhodan. Es blieb noch eine knappe Stunde bis zum Einbruch der Dreimondnacht.
»Wir warten«, antwortete der Verweser. »Das ist alles?«
»Ja. Seien Sie einfach sich selbst, zeigen Sie keine Unsicherheit, und in vier Stunden können Sie unserer Welt für immer den Rücken kehren.«
»Ich habe keine Eile«, entgegnete Rhodan, der verdeckten Spitze bewusst.
»Natürlich nicht. Es war nur eine Bemerkung.«
Sie warteten. Anfangs war Rhodan froh darüber. Meist bedeuteten Staatsbesuche endlose Reden. Aber was hätte er diesen Menschen an diesem Ort sagen sollen? Doch nach einiger Zeit wünschte sich Rhodan, Mechter hätte ihn um eine Rede gebeten. Warten bedeutete Nichtstun, und Nichtstun bedeutete, seinen Gedanken nachzuhängen und das wiederum Unruhe. Die Menge, die um sie herumwogte, war still. Aber horchte man dieser merkwürdigen Stille, stellte man fest, dass es unter der scheinbar ruhigen Oberfläche arbeitete, dass dort eine unermessliche Spannung darauf wartete, sich zu entladen. Rhodan sah nach oben zur Sonne. Mechter hatte ihm einen einfachen geschwärzten Plastikstreifen gegeben, damit er die
Finsternis verfolgen konnte. Die Monde waren jetzt so nahe an der Sonne, dass es ohne den Schutz der Streifen unmöglich war, sie auszumachen.
Der Terraner verfolgte, wie die erste Träne sich anschickte, die Scheibe der Sonne zu berühren. Das Bild war dank der klaren, dünnen Luft stechend scharf. Nur hin und wieder querten kleine Punkte über die Sonnenscheibe, die an Insekten erinnerten. Es waren die Mikrokameras, die seinen Staatsbesuch verfolgten, eine Erinnerung daran, dass dort draußen die große galaktische Bühne existierte. Die Medien der Galaxis hofften auf eine Überraschung, wenn nicht eine Sensation für die nächsten Minuten.
Rhodan wusste um die Spekulationen über seine Motive. Wieso gewährte er dieser unbedeutenden Welt mit ihren schmutzigen, grimmigen Bewohnern, die selbst Schuld an ihrem Unglück trugen, so großzügige Hilfe? Musste nicht mehr dahinter stecken als die humanitären Gründe, die der Großadministrator vor schob?
Er schüttelte den Kopf, schüttelte die Gedanken an die Milliarden Augen ab, die ihm in diesem Augenblick beobachteten. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Die Menschen Tarkalons brauchten endlich Frieden, einen Abschluss des Bürgerkriegs, der nicht nur auf totem Papier geschrieben stand, sondern in ihren Köpfen, in ihren Herzen stattfand.
Rhodan war hier, um ihnen diesen Abschluss zu ermöglichen.
Der erste Mond, Luthe, schob sich vor die Sonne. Er war zu klein, um die Sonne zu verdecken, aber er veränderte auf eine Weise, die Rhodan nicht hätte benennen können, ihr Licht. Als Rhodan über die Caldera blickte, wirkte der Anblick plötzlich kraftlos, ausgebleicht.
Und da war die Stille. Sie veränderte ihren Charakter, wurde in ihrer Vollkommenheit bedrückend. Rhodan hörte seine eigenen, in der dünnen Luft hastigen Atemzüge, er hörte das Blut in seinen Adern pulsieren. Das Atmen und Pulsieren waren kraftvoll und laut, und gleichzeitig schienen sie aus weiter Ferne zu kommen, gedämpft, als stünde er in einer Ebene aus schallschluckendem Schnee.
Rhodan glaubte ein Zittern unter den Füßen zu verspüren. Eine Täuschung, die ihm seine überreizten Sinne vorspielten? Oder ein Effekt des gravitionellen Zuges der drei Monde? Er sah zu Mechter, aber der Verweser reagierte nicht. Der Verweser hatte den Plastikstreifen vor die Augen gehoben und sah regungslos wie eine Statue in die Sonne.
Rhodan fragte sich, ob Benton und die Wolkenreiter sich irgendwo in der Menge befanden. Genügte ihnen die Augenblicke des Friedens, die sie bei ihren Ritten auf den Eruptionen des Geysirs fanden? Oder hatte sie der Sog der Masse mitgerissen? Rhodan konnte die jungen Männer nirgends finden.
Timmon, der zweite Mond schob sich vor die Sonne. Er entsprach von der Größe her Luthe und war wie jener nach den Söhnen des Nert benannt, die beim Aufschlag getötet worden waren. Timmon schob sich in einem anderen Winkel vor die Sonne,
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