PR Action 22 Feinde Des Lebens
Tanisha nahm links von mir Platz und rutschte so dicht wie möglich an mich heran. Die Nacht war klamm, aber sie suchte auch meine Nähe.
Sie kam gleich zur Sache. »Ich habe noch eine Geschichte gut.«
Ich seufzte. »Ich weiß. Das Zeltlager und...«
»Die ganzen eigenartigen Namen - Rod, Peter, Röster.«
Für einen Moment versank ich in meinen Erinnerungen. Aber ich hatte versprochen, weiter zu erzählen.
»Wir waren eine lustige Truppe. Das erste Mal hatten wir gemeinsam die Möglichkeit, zusammen zu sein, ohne dass eine Gefahr für Tferra bestand. Wir redeten, lachten. Ich genoss die Abende am Feuer. Eimer war ein begabter Koch, Roster spielte Gitarre am Lagerfeuer. Gregor ...«
»Wer ist Gregor?«
»War, nicht ist. Er ist schon lange tot.« Sehr lange, dachte ich bei mir, fast 130 Jahre. »Gregor war über zehn Jahre älter als ich. Aber er wirkte jugendlicher, als seine Jahre das vermuten ließen.«
Einen Moment musste ich zurückdenken, an Gregor, sein Lachen, seine heitere Art. »Er hatte zunächst für die Gegenseite gearbeitet. Er war launisch, laut, unbeherrscht - aber auch charmant, intelligent und unterhaltsam. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Sein Lachen erfreute mich, seine Nähe machte mich zufrieden. Aber irgendetwas stimmte nicht. Er suchte meine Nähe, flirtete mit mir. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte noch nie...«
»... einen Freund?«
»Ja und nein. Ich hatte schon Freunde, aber keinen Mann, mit dem ich zusammen war. Irgendwie war dafür keine Zeit geblieben. Jetzt auf einmal konnte ich es mir vor stellen. Er und ich - wir hätten zusammengepasst. Ich malte mir es aus, wie es sein würde, mit einem Mann zusammen zu sein, einen festen Freund zu haben. Eines Abends nahm mich Rod zur Seite. Ich mochte ihn. Er war ein Freund im guten Sinne.«
»Hast du dich denn nie für ihn interessiert?«
Ich lachte. »Wie soll ich sagen - er war bereits vergeben. Und ein bisschen zu alt war er auch, zumindest damals ...«
Ich räusperte mich kurz, um den Frosch in meinem Hals loszuwerden.
»Ich sprach mit Rod über Gregor. Er fragte mich, ob ich seine Gedanken lesen könnte. Ich wehrte ab - so etwas tat man doch nicht! Er erklärte mir höflich, dass er Gregor nicht trauen würde. Einer der Tfelepathen hatte wohl aus Versehen seine Gedanken auf gef angen, die nicht danach klangen, als würde er es mit mir ernst meinen. Ich fragte nicht nach, wer in Gregors Gedanken gelesen hatte - absichtlich oder nicht. Ich stellte seine Aussagen nie infrage. Ich hörte einfach auf Rod. Ich glaubte ihm, glaubte an seine Erfahrung im Umgang mit Menschen.«
Ich räusperte mich. »Es tat weh. Es tat sehr weh. Aber viele, viele Jahre später behielt Rod recht. Gregor hat die Erde verraten ...«
Ich zog ein Taschentuch heraus und schnäuzte mich. Die Erinnerung war trotz der langen Jahre frisch. Die Wunde war noch nicht richtig verheilt, weil ich sie nicht behandelt hatte. Darüber zu reden tat mir gut.
»Rod hat mir sehr geholfen. Wir saßen nächtelang am Feuer - nicht nur in Südafrika, sondern in den nächsten Jahren fanden wir immer Gelegenheit zu einem Gespräch. Zu Hause hatte er sich einen Kamin einbauen lassen - er meinte, dass passe gut zu seiner Pfeifenraucherei. Er stopfte immer wieder eine neue Pfeife, rauchte, hörte zu, und wir zwei schauten den Tabakwolken nach, die sich aus seiner Pfeife erhoben. Manchmal gesellte sich Peter Kosnow zu uns. Beide rauchten dann Pfeife und schwiegen. Mit den beiden konnte man reden und schweigen. Das ist etwas, das ich zu schätzen gelernt habe in den Jahren - das gemeinsame Schweigen.«
Jetzt schwieg ich auch. Die Sterne blitzten über uns.
»Hattest du irgendwann mal einen Freund?«
»Nein. Nicht ernsthaft zumindest. Ich habe mich ab und an mit Männern getroffen, aber ich habe mich nie wieder ... getraut.«
»Warum nicht?«
»Es ist schlimm genug, wenn man Menschen sterben sehen muss, die man mag. Es ist viel schlimmer, wenn man Menschen sterben sieht, die man liebt. Um den Schmerz kleiner zu halten entschließt man sich dann manchmal, nicht mehr zu lieben. Ich hatte genug Schmerz durch Mögen, ich brauche keinen mehr durch Lieben.«
Kleinlaut klang ein »Und was ist mit mir?« von der Seite auf.
Ich legte ihr den Arm um die Schultern. »Manchmal fragt das Schicksal nicht, ob man einen Menschen lieben will. Manchmal tut das Schicksal einfach Dinge, die man dann akzeptieren muss. Rod hat vor vielen, vielen Jahren einmal einen klugen
Satz
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