PR Action 22 Feinde Des Lebens
war, ihm zuzuhören. Zuerst musste er langatmig erklären, warum es notwendig gewesen war, den Gleiter zu leihen.
Dann nahm jemand Kontakt auf mit dem Offizier, dem wir gestern den Gleiter gestohlen hatten. Er beschimpfte uns so laut über Funk, dass wir seine Stimme über beide Geräte hinweg aus dem Hauptquartier hören konnten.
Nach einer Weile des Zuredens bestätigte er die Eckdaten unserer Behauptungen: Ihm und seinen Leuten war kein Leid geschehen, sie waren nur beraubt worden. Anfangs tobte er noch etwas von Kriegsgericht und Marodeure, bis ihn die Gegenstelle fragte, ob es nicht klüger sei, die Geschichte so darzustellen, dass er, um uns zu helfen, seinen Gleiter gern bereitgestellt hätte. Immerhin ging es um die Rettung ganz Tarkalons.
Da lenkte er ein. Sicherlich war dem Verc’athor diese Lösung lieber als der endlose Papierkram, den er sicher ausfullen musste, um den Verlust seines Gleiters zu erklären.
Die Verhandlungen waren nicht einfach. Ich eilte immer wieder hin und her, um Einzelheiten zu besprechen. Überraschenderweise hatte Alosian mehr Schwierigkeiten als Tadran, sich Gehör zu verschaffen.
Alosian war es als Soldat gewohnt, Sachverhalte präzise zu beschreiben. Er hatte in einer Armee gedient, die auf einem Planeten für Ordnung zu sorgen hatte. Aber im Moment löste sich diese Armee auf. Die Ordnung auf Tarkalon war zerfallen, die Regierung nicht mehr existent. Obwohl die alten Strukturen noch bestanden, war die Armeeführung nicht willens, Risiken einzugehen. Die Verhandlungen mit uns waren ein Risiko.
Wir wollten freie Passage zum Raumhafen, Zugang zu einem weltraumfähigen Schiff - und das alles auf das Wort einer Terranerin hin. Natürlich könnten wir nicht Tanisha als Grund für die Aktion angeben. Einer jener legendären Mutan-tinnen des Vereinten Imperiums mochten sie glauben - einem Mädchen von Tarkalon nicht.
Es dauerte über eine Stunde, bis Alosian einen Handel erarbeitet hatte, der uns eine sichere Passage bis zum Raumhafen ermöglichen würde. Er erhielt detaillierte Anweisungen, wie er sich bei dem Einflug in die Stadt zu verhalten hatte. Allerdings mussten die Soldaten zugeben, dass weite Bereiche der Vororte nicht mehr unter ihrer Kontrolle standen. Sie waren in der Hand der Nertisten.
Tadran war längst fertig, als Alosian noch die letzten Einzelheiten vereinbarte.
»Wie lief es bei dir?«, fragte er Tadran.
»Es war ... schwierig. Die Nertisten scheinen große Teile der Hauptstadt zu kontrollieren.«
»Ja, so ist es.« Tadran lächelte ein wenig.
»Ich gebe es ungern zu,« sagte der alte
Soldat, »aber sie scheinen ihre Sache besser zu machen als die Regierungstruppen.«
»Und sie haben ein Wunder viel nötiger als diese!«, warf ich sarkastisch ein. Seit den Geschehnissen in Tarkalons Abgrund brachte ich den Nertisten wenig Sympathie entgegen. Zwar war Solmon tot, und Dussan schien sich grundlegend geändert zu haben, doch die Erlebnisse bedrückten mich noch immer.
»Wie meinst du das?«
»Na ja, beide Seiten glaubten an ein Wunder. Das Wunder der Regierung waren Hilfslieferungen und -zahlungen, das Wunder der Nertisten ein wiederkehrender Nert in der Dreimondnacht. Welches von beiden ist wohl realistischer?«
»Die Zahlungen ...«, meinte Tadran.
»Richtig! Es war für die Nertisten viel schwieriger, ihre Anhänger auf einen wiederkehrenden Toten einzuschwören, als für die Regierung, die mit Sachleistungen locken konnte.«
»Und deswegen haben sie ein Wunder viel nötiger«, vervollständigte Alosian meinen Gedankengang.
»Richtig!«
»Nun ja«, meinte Tadran, »sie waren schon schnell bereit, auf unsere Forderungen einzugehen. Aber sie wissen auch, dass es so nicht weitergehen kann. Sie kontrollieren zwar die Vororte, aber wer weiß, wie lange noch.«
»Wie meinst du das?«,wollte ich wissen.
»Es wird von Tag zu Tag schwieriger, die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
»Der Feind des Lebens ...«, sagte ich versonnen
»Richtig.«
»Dieses Problems wollen wir uns ja annehmen.«
»Dann sollten wir uns beeilen.« Tadran klang entschlossen.
Wir bestiegen den Gleiter, lenkten ihn vorsichtig unter den überhängenden Ästen hervor und stiegen auf, gen Tar-kal.
13. Betty Toufry: Die Hauptstadt
Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass wir es so weit schaffen würden. Unsere kleine Gruppe war auf dem Weg zur Hauptstadt, um dort ein Shuttle zu übernehmen. Dieses Mal war es keine Entleihe, sondern es wurde uns offiziell von den Autoritäten
Weitere Kostenlose Bücher