PR Action 24 Kristallschmerz
konnte es wohl keinen Zweifel mehr geben, wer für den Ausfall ihrer Technologie verantwortlich zeichnete. Es fragte sich nur, ob die anderen als Angreifer zu werten waren.
Der Anblick der näher kommenden ungeschlachten Gestalten strafte diesen Gedanken Hohn. Die Stein-Magadonen bewegten sich wie in Zeitlupe. Die Fortbewegung schien ihnen unendliche Mühe zu bereiten. Jeder Schritt donnerte auf den felsigen Boden, als krache eine Marmorstatue aus großer Höhe auf.
Die Sonne stand inzwischen tief über dem Horizont und schickte ihre Strahlen schräg über die Landschaft; die Schatten zogen sich länger und länger. In den Leibern der Kreaturen funkelte es, als sich das Licht in den eingelagerten Hellquarzen brach.
»Geister«, sagte Tanisha, so leise, dass Perry Rhodan das Wort kaum verstand. »Wie die Totengeister Tarkalons.«
Ein tiefes Grauen lag in diesen wenigen Worten, wie es wohl nur ein Kind zu empfinden in der Lage war. Hätte Rhodan noch eines Beweises bedurft, dass Tanisha frei agieren konnte, dies wäre er gewesen.
Der Opulu hielt sich tatsächlich im Hintergrund ihres Bewusstseins und übernahm nur zu bestimmten Zeiten die Kontrolle.
»Was wollt ihr von uns?«, rief Rhodan der kleinen Armee entgegen. »Wir sind nicht eure Feinde.«
Niemand antwortete; er hatte auch nicht damit gerechnet.
Langsam, aber unaufhaltsam rückten die fremdartigen Wesen Meter für Meter vor. Rhodan hätte mit seinen Begleitern vor ihnen fliehen können, doch das lag nicht in seiner Absicht. Er hatte den Kontakt gesucht, nun würde er die Gelegenheit nutzen, auch wenn sich die Vorzeichen anders gestalteten als erhofft.
Hinter ihm sammelten sich die Spezialisten um Leutnant Eleni Anterso. »Keine Ausfälle«, meldete sie in jener militärischen Knappheit, die vielen Einsatzspezialisten zu eigen war, wenn es ernst wurde. »Nur Tsarom hat sich das Bein gebrochen. Ein übler Bruch, um genau zu sein.«
»War er derjenige, der geschrien hat?«
Leutnant Anterso nickte. »Wir haben ihm Schmerzmittel aus der Medoeinheit seines Anzugs injiziert. Er ist bewusstlos. Der Bruch ist am Oberschenkel offen und blutet stark.«
Rhodan wusste, was das bedeutete. Tsarom musste dringend umfassend medizinisch versorgt und der Bruch gerichtet und verschlossen werden. »Bestimmen Sie zwei Männer, die ihn zurück zur Kaulquappe transportieren.«
»Nicht nötig«, mischte sich Tanisha ein.
»Aber ... «
»Ich kann das erledigen, Perry. Dank des Hellquarzes benötige ich keine Boje. Wo genau ist euer Beiboot gelandet?«
Er beschrieb es ihr. »Verausgabe dich nicht, Tanisha. Deine Kräfte werden womöglich ... «
»Keine Sorge - ich bin bald zurück.« Die junge Mutantin drehte sich um und wandte sich an Leutnant Anterso. »Ich werde mit dem Verletzten und einer Begleitperson teleportieren. Wen soll ich mitnehmen?«
Die Spezialistin warf Rhodan einen fragenden Blick zu.
Der Terraner nickte. »Wir können ihr vertrauen.« Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der langsam näher kommenden Armee.
Er hörte das Geräusch sich entfernender Schritte, danach ein kaum wahrnehmbares Ploppen. Ein ungutes Gefühl blieb zurück; gerade Tanisha konnte dank ihrer besonderen Affinität mit dem Opulu für die Kommunikation mit den Stein-Magadonen unendlich wertvoll sein.
Er hoffte, dass sie bald zurückkehrte.
»Ich ahne, was Sie denken, Sir«, sagte Betty. »Dennoch müssen wir auf Tanisha besonders achten. Die Bewohner des Asteroiden bekämpfen den Opulu, aus welchen Gründen auch immer. Wenn sie bemerken, dass Tanisha mit ihm verbunden ist, wird sie womöglich ebenfalls eine Zielscheibe für ihren Zorn.«
Dieser Gedanke war auch Rhodan bereits gekommen. »Ich werde es noch einmal versuchen. Der Universalübersetzer hat bereits einige Brocken der fremden Sprache auf genommen. Es muss mir gelingen, einem von ihnen erneut ein paar Worte zu entlocken.«
Die kleine Armee war nur noch wenige Meter entfernt und schob sich wie eine geschlossene Wand voran.
Rhodan trat ihr einen Schritt entgegen. »Wir möchten mit euch reden. Wir kennen die Hellquarze, die ihr bei euch tragt. Die Augen des Kosmos.« So hatte der Opulu sie genannt.
»Wir wissen, dass sie lebendig sind, Kinder der Opulu. Wir wissen auch, dass ihr einst auf einem Opulu entstanden seid und was die Magadonen euch angetan haben.«
Gerade den letzten Punkt hielt er bewusst vage und betonte nicht, dass die Magadonen ihre Feinde waren - oder der Letzte der Magadonen, Lok-Aurazin.
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