PR Action 26 Der Tod in Terrania
der eine so große Bedeutung für Rhodans Schicksal und das der ganzen Menschheit besaß, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wieder auf?
Er war in grüblerischer Stimmung, als Tako Kakuta Vollzug meldete. Bevor sie zur Fortsetzung der Krisensitzung des Korps flogen, mussten sie eine Strategie entwickeln. Rhodan hatte nicht vor, Trocks Warnung auf die leichte Schulter zu nehmen, aber viele Möglichkeiten zur Vorbereitung blieben ihnen nicht.
»Wem trauen Sie?«, fragte er sein Gegenüber. »Und wem nicht?«
»Ich vertraue Goratschin blind, ebenso Sengu, Lloyd und allen Mutanten der ersten Stunde. Bei den Rekruten von der Venus hingegen rate ich generell zur Vorsicht.«
»Das deckt sich mit meiner Einschätzung. Wie Saquola mit dem Verräter Kontakt auf genommen hat, hegt noch im Dunkeln. Trock ist hier nicht weitergekommen.«
Rhodan bemerkte plötzlich, dass Kakuta den Blick gesenkt hatte. Seine Schultern blieben gerade, aber er lehnte sich nach vom. Rhodan erkannte die Andeutung einer Verbeugung.
»Ich vermute, dass es keine Neuigkeiten von der Venusakademie gibt?«, fragte der Teleporter höflich. Ein subtiles Nicken begleitete den Satz, der eigentlich keine Frage war, sondern die zurückhaltende japanische Variante eines Vorschlags.
»Ich habe mit John gesprochen«, bestätigte Rhodan. »Er befindet sich derzeit im Ausbildungslager Crest da Zoltral und wird uns alle Hilfe zukommen lassen, soweit das über die Distanz möglich ist. Ich habe allerdings davon abgesehen, ihn hierher zu beordern. Andere dringende Aufgaben binden ihn.«
»Niemand von uns kann John Marshall ersetzen.« Kakuta sah Rhodan nun wieder ins Gesicht. »Aber wir werden unser Bestes tun.«
Rhodan strich mit den Fingerspitzen über den rätselhaften Colt. Sanft glitten sie über das kühle Metall. Auf einmal war ihm die Berührung unangenehm. Schlagartig erschien ihm der Peacemaker wie der Vorbote einer großen, bösartigen Bedrohung.
Mit einem beinahe körperlichen Ruck riss sich Rhodan zurück in die Wirklichkeit. »Ich weiß, Tako. Und darum vertraue ich Ihnen. Deshalb will ich Sie heute Abend an meiner Seite wissen. Sie werden sehen, was mir möglicherweise entgeht.«
Diesmal verbeugte sich Kakuta richtig. »Ich werde Ihr Schatten sein.«
Der Colt schwieg. Er gab sein Geheimnis nicht preis.
*
Anai zwinkerte. »Ich frage Murphy. Uns kennt der Ferrone schließlich schon. Aber Murphy wäre perfekt. Außerdem mag er dich. Er würde gern mal mit dir ausgehen, aber er wagt es nicht zu fragen.« Sie stupste Jokwin an.
Murphy war der Spitzname ihres Mitrekruten Gref Tulasko. Er verfügte über die Gabe des Para-Morphens, eine spezielle Suggestivkraft, die es ihm erlaubte, die Wahrnehmung seiner Umgebung zu manipulieren. So konnte er als fürchter-
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licher Feind auftreten, aber auch als bezaubernde Schönheit.
Er lag immer richtig, denn das Unterbewusstsein des Betroffenen selbst erledigte die Details. Damit war er der ideale Spion.
»Red nicht so einen Unsinn.« Jokwin dachte trotz Anais pubertärer Anspielung über den Vorschlag nach und fand nichts dagegen einzuwenden. Sie nickte bedächtig. »Solange er nicht für Saquola arbeitet.«
»Jokwin! Was für ein Gedanke! Wenn wir uns gegenseitig beschuldigen, können wir auch gleich einpacken.«
»Ich habe ja nur einen Witz gemacht.« Jokwin hob die Hände.
»Du hast manchmal einen seltsamen Humor.«
Als Anai Kontakt zu Murphy herstellte, summte der Armbandkom des Zehnjährigen, der ihnen jetzt gegenübersaß. Eigenartig schuldbewusst starrte er auf sein Handgelenk. Murphy erwiderte den Ruf nicht. Der Kom des Jungen summte weiter.
»Wollen Sie nicht endlich antworten?« Anai war schon wieder deutlich gereizt. Auch sie spielte nur die Überlegene, aber die Verfolgung des Ferronen hatte sie letztendlich doch ein paar Nerven gekostet.
»Sie?«, fragte Jokwin. »Das ist doch ein Kind.«
»So ein Unsinn, das ist eine schwangere ... «
Jokwin und Anai tauschten einen überraschten Blick.
»Murphy! Was machst du denn in der Bahn?«
Der Mutant ließ die Maske fallen. Sobald sein Verstand aufhörte, ihnen die Information harmlos ins Gehirn zu projizieren, rückte sich ihre Wahrnehmung wieder zurecht. Vor ihnen saß mit hängenden Schultern ein Mittzwanziger mit dünnem blondem Haar und einem runden, stets eingeschüchtert wirkenden Gesicht in der Uniform des Korps.
Er wich ihren Blicken aus. »Zufall.«
Skeptisch kreuzte Anai die Arme vor der Brust. »Und warum gibst du
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