PR Action 34 Kind Des Asteroiden
Vater ...
Er hatte sich seit Jahren nicht mehr direkt mit der schulischen Entwicklung Saquolas beschäftigt, außer dass er ab und an durchblicken ließ, dass er sich über das Interesse seines Sohnes am Beruf des Schürfers freute.
Im Grunde seines Herzens wusste er wahrscheinlich, dass Saquola einen anderen Weg gehen würde.
Musste.
Saquola ging die geschwungene Treppe hinunter und fand Vater im Lernzim-mer. Er hatte das POVILS aktiviert. Seine linke Hand lag im Holoblock, während er in der Rechten eine glimmende Zigarette hielt.
Er wandte den Kopf zur Tür.
»Ah, Saq«, sagte er. »Setz dich für einen Moment zu mir, mein Sohn.«
Saq blieb wie angewurzelt stehen. Auf dem Holoschirm drehten sich die Planeten und Symbole des Wega-System-Si-mulators, den er bis vor einem Jahr selbst gespielt hatte. Er hätte nie gedacht, dass Vater damit etwas anfangen konnte.
»Na, wie mache ich mich?«, fragte Vater und nahm einen Zug von seiner Zigarette.
Saquola schüttelte den Kopf, als wolle er einen nachhallenden Traum loswerden. Dann konzentrierte er sich auf die Daten, die der Simulator auswies.
»Für die relativ kurze Zeitspanne, in der du bisher gespielt hast, bist du schon ziemlich weit, Pap«, sagte er stockend. »Allerdings ... allerdings konzentrierst du dich zu stark auf den Abbau der Ressourcen und zu wenig auf Forschung und Entwicklung und das Wohl der Bürger.«
»Ich weiß«, sagte Vater lächelnd, während er mit den vier breiten und rissigen Fingern seiner linken Hand den Planeten Rofus auswählte und auf ein mehreckiges Areal zoomte, in dem den Symbolen nach Silikonfabriken standen.
»Schau mich nicht an, als würdest du einen Geist sehen.«
»Verzeih, Pap, aber ich ...«
Saquola schüttelte abermals den Kopf. In den letzten Monaten hatte er mit vielen Ferronen von Faruk Kontakt gehabt, die ihn - trotz seiner jugendlichen vierzehn Jahre - als Gleichwertigen behandelt hatten. Und nun stand er fast hilflos neben Vater und wusste nicht, was er sagen sollte.
»Hast du dich nie gefragt, weshalb die Analyse des POVILS ergebnislos geblieben ist?«
Die nächste Überraschung, doch Sa-quolas Gehirn sträubte sich gegen die voreiligen Schlussfolgerungen.
»Ich verstehe zwar nicht, weshalb du es gemacht hast - das Lügen, meine ich, und das Geheimhalten deiner Lernfort-schritte -, doch ich wusste, dass es dir wichtig war. Deshalb hab ich meine ... Beziehungen ausgenutzt und die betreffenden Sektoren des POVILS etwas überarbeiten lassen, bevor Galintas Spezialist sich daran zu schaffen gemacht hat.«
»Aber ... weshalb?«, stammelte Saquo-
la.
Vater steckte den glühenden Zigarettenstummel zwischen die Lippen und legte die rechte Hand in den Holoblock.
Über dem Orbit von Ferrol war überraschenderweise eine Flotte von Mehan-dor und Überschweren aufgetaucht. Mit etwas ungelenken, aber dennoch sicher ausgeführten Handgriffen schraubte er die Energie- und Humanressourcen der Fabriken und Verwaltungen herunter und leitete sie in die Boden- und Orbitalgeschütze und das Drittel der Raumflotte, das bei Friedenszeiten ruhte.
Der Rauch der Zigarette strich über Vaters Gesicht. Unwillig knurrend kniff er die gereizten Augen zusammen.
»Die kosmischen Kolporteure und ihre fetten Vettern greifen das Wega-System an«, murmelte der Schürfer abschätzig, nachdem er den glimmenden Stummel in die Öffnung des Rezyklierers gespuckt hatte. »So ein unrealistischer Kram. Die wollen doch Geschäfte machen und nicht mögliche Handelswaren zerstören! Saq, weshalb tun die das?«
Saquola breitete unsicher die Arme aus. »Vielleicht werden sie dafür bezahlt? Ach, ich weiß doch nicht, Pap. Ist doch nur ein Spiel.«
Vater grinste und blickte ihn an. »Schlussendlich ist alles nur ein Spiel, Saq.«
»Pap, du bist so ... anders.«
»Weil ich neben der Schönheit und Brillanz deiner Mutter normalerweise wirke wie ein Naat neben einer Arkoni-din?«
Sein nicht ganz sauberer rechter Mittelfinger mit dem zweifach gespaltenen Nagel beendete den Simulator, und das mit Asteroidenschwärmen umgebene Symbol der Tuulona-Gesellschaft erschien im Holoschirm.
»Mir ist in den letzten Monaten einiges klarer geworden, Sohn.« Er strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und steckte sie im Nacken mit einem kleinen Clip zusammen. »Und daran bist du nicht ganz unschuldig.«
»Pap, ich verstehe nicht.«
Vater streckte beide Arme aus und ergriff Saquolas Handgelenke. »Du bist etwas auf der Spur, ich fühle das ganz deutlich.
Weitere Kostenlose Bücher