PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
zum Hauptquartier der Kopfjäger. Leptir'ka, der ihren Vormarsch bis dahin mit einer Mischung aus Verwunderung und Begeisterung auf den Schirmen verfolgt haben dürfte, musste annehmen, dass die beiden Brüder der Übermacht erlegen waren. Take-gath gab dem Gefechtssystemen Anweisungen: »Berechne neue Marschroute, Richtung Nordwest!« Die Route würde sie an der Bastion der Gilan-tir vorbei und an den schwächsten Punkt im Ring der Angreifer führen.
Von jetzt an mussten sie sich völlig den Gefechtssystemen überlassen. Takegath versuchte das Gefühl der Beklemmung zur Seite zu schieben, das ihn überkam. Inahin hatte die Positroniken mehrfach auf Viren und Trojaner geprüft. Die Systeme arbeiteten autonom.
Sie rannten los. Einen Augenblick lang verstummte das Feuer der Gi-lantir. Die Angreifer rannten nahezu parallel an ihrer Verteidigungslinie entlang! Als sich die Gilantir von ihrer Überraschung erholten, waren die Brüder bereits außerhalb der Reichweite von gezieltem Feuer.
Takegaths Atem war tief und gleichmäßig. Alles lief nach Plan. Nur noch wenige Sekunden, dann waren sie durch ...
Er zerstrahlte einen vereinzelten Scharfschützen, dann hatten sie die Stellung der Kopfjäger fast erreicht.
Lerkim, der in seiner Einfältigkeit zu den Gutherzigsten und Brutalsten der Gy Enäi zählte, sprang aus dem Graben und kam ihnen auf hydraulischen Stelzenbeinen entgegen.
»Was seid ihr für Teufelskerle!«, rief er und winkte. »Das hat sich noch keiner getraut!«
Takegath erschoss ihn, ohne seinen Lauf zu verlangsamen.
Der Graben.
Mit mächtigen Sätzen überwanden ihn die Brüder. Im Flug schleuderten sie Brandgranaten in den Spalt. Kaum hatten ihre Stiefel wieder die Erde berührt, malte eine Stichflamme ein Zickzackmuster in den Boden. Eine Reihe von Explosionen zeigte die Stellen an, an denen die Aggregate von Cyborg-Kriegern detonierten.
Spätestens jetzt musste Leptir'ka aufgehen, dass etwas nicht stimmte.
Takegath lief schneller. Er keuchte. Ihm wurde heiß, obwohl das Klimasystem des Anzugs auf Maximalleistung lief. Er überlegte, den Antigrav des Kampfanzugs zu aktivieren. Nein, der fünfdimensionale Impuls auf den Ortern der Kopfjäger hätte sie endgültig verraten. Noch mochte Leptir'ka an einen Durchbruch der rückständigen Gilantir glauben.
Vor den Brüdern erstreckte sich eine Ebene von verkohltem Gras. Takegath schielte auf die Anzeige des Gefechtssystems. Nur noch ein halbes Treilof!
Inahin musste dieselben Informationen abgerufen haben. Der Bruder zog an ihm vorbei, getragen von der Kraft der Verzweiflung, dem Sehnen nach der Heimat.
Einen Augenblick später verschwand Inahin aus Takegaths Sicht - nur um ihm kurz darauf wieder zu erscheinen, als er selbst das Tarnfeld passierte.
Vor ihnen lag das Schiff.
Ein Beiboot nur, aber es besaß ein Überlichttriebwerk. Seine Reichweite würde nicht ausreichen, sie nach Nimvua zu tragen. Aber die Position ihrer Heimatwelt, ja selbst die ihrer Heimatgalaxis Richyt, war ihnen ohnehin unbekannt. Das Beiboot würde sie dem Zugriff der Gy Enäi und ihres Meisters entziehen, das Droc ihnen die Zeit geben, ein geeignetes Schiff aufzutreiben und nach Hause zurückzukehren ... < Inahin war an der Schleuse. Seine Faust rammte gegen die Kontaktfläche, das Tor glitt zur Seite. Inahin schnellte in das grelle Licht des Hangars. Takegath folgte ihm einige Atemzüge später und .
Vor ihnen stand Kemwerem.
Sein wuchtiger Metallkörper ruhte auf zwei grazilen Beinen, die Take-gath an die der Vögel erinnerte, die im Winter durch die Bäche des Schluchtenlands stolzierten, auf der Suche nach unachtsamen Fischen. Aus dem Rumpf ragten vier Arme, aus demselben Material gefertigt, einer halb organischen Polymerverbindung. Nur sein Kopf war unmodifiziert.
»Kemwerem!«, rief Inahin. »Du hast es geschafft!« Der Bruder musste das Flimmern über den Handflächen Kemwerems übersehen haben. Die integrierten Strahler waren schussbereit.
»Ihr auch, wie ich sehe«, sagte Kemwerem. Er verzog wie üblich keine Miene.
Wieso hat er seinen Kopf nicht modifizieren lassen?, dachte Takegath. Ich sehe nicht, was er damit verloren hätte.
»Was stehen wir hier herum? Wir haben keine Sekunde zu verlieren!« Inahin wollte sich an Kemwerem vorbeidrängen und auf den Weg zur Zentrale machen, aber der Kopfjäger verharrte auf der Stelle.
»Stopp!«, sagte Kemwerem. »Keinen Schritt weiter ...«
»Aber wieso? Denk nur an Nimvua! Wir .«
» Wir werden gar nichts. Bist du
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