PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
»Große Ding«, von dem so viel gemunkelt wurde, zumindest in Verbindung mit dem Geheimnis stand, auf das ich und die anderen beiden Eingeschleusten angesetzt worden waren. Und um irgendeine Art von Epidemie musste es gehen - denn die unzähligen Walzenraumer in den Orbitalwerften wurden zu Tausenden mobilen Quarantänestationen umgerüstet!
Diese sehr aufwändigen Arbeiten hatten schon vor langer Zeit begonnen und waren in den letzten Monaten mit erhöhter Intensität vorangetrieben worden. Nun standen sie kurz vor dem Abschluss. Darauf hatte sich die Aussage des Primären Koordinators bezogen, dass das wichtigste Projekt bald beendet sein und danach der Personalstand wieder reduziert würde. Die ersten Pulks von Quarantäneraumern waren längst abgeflogen. Aber nicht nur im Orbit herrschte Aufbruchstimmung. Etliche Suhyags, hörte ich, waren dabei, die von ihnen gemieteten Labors, Kliniken und Wohn-quartiere zu räumen. Unzweifelhaft würden sie penibel darauf achten, sämtliche Spuren ihrer Aktivitäten zu beseitigen.
Auch ich stand also unter noch größerem Zeitdruck, als ich gedacht hatte.
Ospriuk Osk gönnte seinen Untergebenen nicht die geringste Verschnaufpause. Mein Terminplan war knapp kalkuliert. Ständig zwischen verschiedenen Kuppeln und Außenstellen hin und her pendelnd, kam ich nicht dazu, gezielt weitere Nachforschungen anzustellen. Was ich unterwegs auf schnappte, brachte mir keine neuen Hinweise.
Meinen einzigen Trumpf stellte Xandji dar. Mit selten gekannter Ungeduld brannte ich darauf, sie »abzuernten«. Aber dazu musste ich warten, bis sie die nächste »Erholungsphase« mit dem Primär hinter sich hatte.
Wieder trafen wir uns im 40. Stock auf der Plattform der Reinigungsroboter. Diesmal hatte ich zusätzliche Vorkehrungen getroffen, von denen Xandji freilich nichts bemerkte. Sie war ähnlich mitgenommen wie zuletzt, doch wesentlich besserer Laune.
»Es hat geklappt, Filgris!« Sie umgriff meinen Unterarm und drückte ihn herzlich. »Ich weiß nicht mehr, was er mit mir angestellt hat. Vielen, vielen Dank. Mir fehlt jegliche Erinnerung an die Stunden in Ospriuks Residenz.«
Dem war keineswegs so, ganz im Gegenteil. Doch das würde Xandji nie erfahren. »Mir ist noch eingefallen, dass die Arznei erhöhten Flüssigkeitsbedarf bewirkt«, sagte ich, ihr eine Wasserflasche reichend. »Hier. Du hast sicher Durst.«
»Das stimmt.« Sie trank, dann setzte sie sich neben mich. Wir plauderten ein wenig, bis ihre Lider schwer und immer schwerer wurden. Mitten in einem kaum mehr verständlichen Satz nickte sie ein.
Ich holte einen Paravent aus seinem Versteck hinter Putzutensilien und stellte ihn so auf, dass er den Balkon der Sicht von außen entzog. Dann injizierte ich Xandji eine Substanz, die sie zusammen mit dem Betäubungsmittel aus der Wasserflasche in einen der Hypnose vergleichbaren Zustand versetzte und zugleich das Gedächtnis extrem auffrischte. Ich rückte meinen Stuhl ganz nah an den der Elfenhaften und fing an, sie geduldig auszufragen.
Es war beinahe so, als durchlebte ich den Zwangsbesuch in der Residenz des Koordinators mittels einer Simusense-Aufzeichnung. Ich sah förmlich durch Xandjis Augen, hörte durch ihre Ohren, empfand alles detailgetreu, wie sie es empfunden hatte. Die Sicherheitsschranken und Überprüfungen im Eingangsbereich. Die Anordnung der Räumlichkeiten, auch und vor allem jener, deren Türen für Xandji verschlossen blieben. Die Begrüßung, die sie aufsagen musste, nachdem sie ihre Hüllen fallen gelassen hatte und, abgesehen von einer Perücke aus langen, flaumartigen, hellrot schillernden Federn, nackt vor dem Primären Koordinator stand: »Ich bringe dir dieses Geschenk dar und hoffe, dass du es annehmen wirst wie Khala den roten Vogel von Eheru.« Und die rituelle Antwort durch den in eine schwarzseidene Robe gewandeten, lüstern sabbernden Ospriuk Osk: »Ich werde Eherus kleinen Vogel nehmen und beschützen, ihn füttern und liebkosen. Ich werde seine Federn pflegen und sein Liedchen mit ihm singen.«
Salbungsvolle Phrasen, sehr im Widerspruch stehend zu den Handlungen, die sie einleiteten. Was danach kam, widerte mich an wie wenig zuvor in meinem ereignisreichen Leben. Dennoch übersprang ich keine Sekunde. Jede Kleinigkeit konnte wichtig sein. Dem, worum es mir hauptsächlich ging, hatte Xandji keine oder kaum Beachtung geschenkt. Übrigens wäre das dem argwöhnischen Koordinator aufgefallen, trotz der Drogen, die er genommen hatte; nicht einmal
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