PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
jetzt auf etwas festlegen, Mediker«, sagte Rhodan. »Aber bitte halte dein Wissen nicht zurück.«
»Ich weiß nur das, was ich im Labor in einer Reihe von Versuchen bewiesen habe«, antwortete Pron Dockt steif. »Ich bin Wissenschaftler. Wissen besteht für mich ausschließlich aus verifizierten Fakten. Und Wissenschaft ist die Kunst, aus der Summe verifizierten Fakten logische Schlüsse zu ziehen. Ich verfüge aber noch nicht über ausreichend viele Fakten.«
»Hast du nicht einmal eine Vermutung?«, fragte Zhana.
Pron Dockt funkelte sie mit trüben roten Augen an. »Nein. Ein Wissenschaftler, der diesen Namen verdient, äußert keine ungesicherten Hypothesen, sondern präsentiert Fakten. Und nun Schluss damit. Ihr werdet euch gedulden müssen.«
Der Raumhafen von Choceos erwies sich als nicht sonderlich beeindruckend, aber Rhodan hatte auch keinen terranischen Standard erwartet. Wenn man bedachte, wie dezentral und teilweise chaotisch Remion verwaltet wurde, erschien es ihm eher als Wunder, dass man überhaupt so etwas wie eine Raumhafenführung und -verwaltung auf die Reihe bekam. Aber er war fair genug zuzugeben, dass er aus nahe liegenden Gründen dazu neigte, den Remiona außer Lebensfreude und der Inthronisierung von Toilettengeistern nicht viel zuzutrauen.
Trotzdem: Unprofessionell wurde das Ganze offenbar nicht gehandhabt. Es gab ein sauber mit Stahlplast überzogenes Landefeld, einen Tower, Dutzende von Servo-Robotern und dazu Leute in orangefarbener Kleidung, die mit Antigrav-Plattformen hantierten, gut fünfzig farbenfroh angestrichene Lagerhäuser und davor Tausende von Containern. Obwohl außer der Space-Tube im Moment kein anderes raumtüchtiges Schiff zu sehen war, landeten und starteten in rascher Folge Frachtgleiter und wurden ent- oder beladen. Rhodan hatte durchaus den Eindruck, dass hier routiniert Geschäfte abgewickelt wurden.
Er wusste inzwischen, dass der Raumhafen im übertragenen Sinn, den diese Bezeichnung auf Remion inzwischen haben konnte, die »Hacienda« der familia Exportcion war. Eine städtische Hacienda, was immer man konkret darunter zu verstehen hatte.
Julian Tifflor hatte noch vor der Landung die Verbindung der Bordpositronik mit der Positronik des Raumhafens genutzt, um sich in die Zentralpositronik der Stadt einzuklinken und Informationen abzurufen. In mehreren Routineabfragen hatte er herausgefunden, dass über Trantipon und die anderen Mantarheiler nichts bekannt war. Die einzigen Aras, die sich nach den in der Positronik gespeicherten Daten auf Remion aufhielten, waren Konsul Trob Loyn und seine beiden araischen Mitarbeiter. Über die familia Exportcion brachte Tifflor heraus, dass es sich um eine berufsständische familia handelte, der sich überwiegend interstellar exportierende und importierende Kaufleute angeschlossen hatten. Der Oberste Rat hatte nach langem Widerstand familias dieser Art zugelassen, um die Bewohner der großen Städte in die Machtstrukturen des Planeten einzubinden. Berufsständische familias schossen derzeit aus dem Boden, aber sie hatten keinen Sonderstatus. Der Rat wachte argusäugig darüber, dass sich diese familias über die Wahrnehmung ihrer gebündelten beruflichen Interessen hinaus keine privilegierte Stellung eroberten oder ihre Macht missbrauchten. Sie mussten wie jede andere familia auch die Familien ihrer Mitglieder übernehmen und versorgen, für Kinder, Alte und Kranke sorgen und durften nur kriminell gewordene Mitglieder ausschließen.
Das Konstrukt der familias auf Remion war abenteuerlich, unübersichtlich und schwer zu durchschauen, schien erstaunlicherweise aber zu funktionieren. Wenn man von dem Bodensatz der nofamilias absah, die aus irgendwelchen Gründen aus ihren familias ausgetreten oder ausgeschlossen worden waren, niemals die Chance bekommen oder es schlicht versäumt hatten, sich bis zum Alter von 30 Jahren einer familia anzuschließen. In den Städten gehörten bis zu zehn Prozent der Bewohner dieser allgemein verachteten Kaste an. Arbeitsfähige nofamilias arbeiteten schlecht bezahlt in Berufen, die sonst niemand ausüben wollte. Die anderen wurden durch die fundacion, die durch Beiträge aller consetschos finanziert wurde, mehr schlecht als recht am Leben gehalten. Hier offenbarten sich offensichtliche Mängel im remionischen Sozialsystem. In den einzelnen familias wurde aufopferungsvoll für nicht arbeitsfähige Mitglieder gesorgt. Aber die Remiona hatten ganz offensichtlich Schwierigkeiten damit, über den
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