PR Extra 15 - Das Plejaden-Spiel
Schlüsselbein trug und der ihm die potenzielle Unsterblichkeit verlieh, nahm ihm den Schmerz. Er stemmte sich vollends in die Höhe.
Immer noch herrschte Dunkelheit. Nur weiter vorn schimmerte ein Fleck fahler Helligkeit. Er blinzelte und rieb sich die Augen. Danach sah er deutlicher. Die dünne Gitterstruktur drei oder vier Meter vor ihm war gewöhnungsbedürftig .
Mit einem Ruck kam er auf die Beine. Jeder Schritt erschien ihm, als müsse er gegen einen inneren Widerstand ankämpfen, aber dann stand er an der Gitterwand und streckte die Finger durch die Maschen. Prüfend zog er daran; die dünne Struktur widerstand ihm mühelos.
Es war in der Tat eine neue Erfahrung, in einer kahlen Gefängniszelle einzusitzen. Wobei der Unterschied zu einer terranischen Zelle nur minimal war.
Seufzend griff er nach der Tür und zog sie auf. Ein Hotel wäre die bessere Lösung gewesen, aber Chroc-Gukzz und er hatten über vieles geredet, und dann war es ihnen beiden nicht mehr sinnvoll erschienen, das Revier zu verlassen.
Der Topsider schlief in der Nachbarzelle. Sein kräftiger Stützschwanz hing durch das Loch in der Pritsche und schabte unablässig über den Boden. Roshan fragte sich, ob der Polizist träumte.
Die fahle Helligkeit war eine Nuance kräftiger geworden. Der neue Morgen brach an.
Roshan ging in seine Zelle zurück, setzte sich auf die Pritsche und versuchte, in dieser Haltung noch ein wenig Schlaf zu finden.
*
»Wir sind zeitig dran, andererseits wartet Javed Joschannan nicht gern. Er ist ein Energiebündel, das niemals zur Ruhe kommt.«
Roshan sah sich um. Joschannans Labor lag im Stadtzentrum, das so wenig rein topsidische Elemente aufwies wie Terrania City oder andere Metropolen im Solsystem.
Nimm eine Stadt, verpflanze sie an einen anderen Ort, und niemand wird es bemerken. Seit Jahren probte eine Gruppe bekannter Architekten auf der Erde den Aufstand gegen Uniformität. Viel hatten ihre Bemühungen bislang nicht verändert, doch ihr Motto war in aller Munde.
Spiegelnde große Glasdreiecke in immer neuen Anordnungen zueinander, so wirkte das lang gestreckte Gebäude, das sie eben betreten hatten. Jeder Schritt veränderte scheinbar Proportionen und Ausleuchtung, und es war schwer, sich zurechtzufinden. Selbst die Farben flossen permanent ineinander, schienen Strömungen und Katarakte zu bilden. Wie ein Kaleidoskop, das unaufhörlich leicht gedreht wurde. Sehr schnell hatte Roshan das Gefühl zu fallen, aber nicht er stürzte, sondern die Wände um ihn her veränderten sich in seiner Wahrnehmung.
Er bemerkte, dass Chroc-Gukzz von seinem Armband durch das Labyrinth gelotst wurde, und von da an hielt er sich unmittelbar hinter dem Polizisten. Aus dem permanent in Bewegung befindlichen Irrgarten wurde ein halbwegs normaler Korridor.
Ein Antigravschacht nahm sie auf und setzte sie zwei Etagen höher ab.
»Javed Joschannan hat sich ein exquisites Labor eingerichtet«, erklärte Chroc-Gukzz leise. »Er hat die Eigentumsrechte erst vor einem halben Standardjahr erworben. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewogen hat, in der Hinsicht gibt er sich geheimnisvoll.«
Chroc-Gukzz blieb vor einem zurückgesetzten Zugang stehen. Er züngelte irritiert, das fiel Roshan auf, dann tippte er mit den Fingerspitzen einer Hand gegen die Tür. Fast lautlos glitt sie zur Seite.
»Das gefällt mir nicht«, raunte Roshan.
»Ich habe nie gesehen, dass Javed Joschannan eine Tür offen gelassen hätte«, bestätigte der Topsider. »Er ist immer auf seine Intimsphäre bedacht.«
Chroc-Gukzz hielt plötzlich einen Lähmstrahler in der Hand. Lautlos huschte er weiter, verharrte am Ende des kurzen Korridors und lauschte. Es war ruhig in dem Labor – zu ruhig dafür, dass Joschannan auf zwei Besucher wartete.
Chroc-Gukzz glitt weiter, den Stützschwanz eine Handbreit über den Boden erhoben, um jedes Schleifgeräusch zu vermeiden.
Vor ihnen öffnete sich das Labor, eine kompakte Ansammlung von Messgeräten, Projektoren und Energieverteilern. Einige Holoschirme waren aktiv, zeigten aber nichts, was Roshan auf Anhieb hätte identifizieren können.
Dann sah er Joschannan. Der Bärtige saß vor einer geöffneten Hohlkugel, mit der rechten Hand griff er hinein, um den Messbehälter herauszuziehen.
Er ließ sich Zeit damit, als habe er es sich im Zugreifen anders überlegt.
Er würde den Behälter nie herausziehen. Chroc-Gukzz stand nun neben ihm und tippte vorsichtig mit einem Finger gegen den Arm. Joschannans Hand
Weitere Kostenlose Bücher