PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Flucht geglückt — und nun, auf vielen Umwegen, war es zurückgekehrt.
Alaska Saedelaeres Verdacht, Schmitt sei keineswegs nur irgendein Cyno, sondern eine hoch gestellte Persönlichkeit seines Volkes, bewahrheitete sich. »Ich bin Imago I«, bekannte der Cyno endlich. »Außer mir gibt es nur noch Imago II — wir beide waren und sind die einzigen Vertrauten der neun Imaginären.«
Der Zusammenhang lag auf der Hand: Die neun Mumien, von denen Schmitt mehrfach gesprochen hatte, waren mit den neun Imaginären identisch.
» ... natürlich gibt es für ein derart gigantisches Gebilde wie den Sternenschwarm nicht nur eine zentrale Schaltwelt. Seine Erbauer haben eine Ersatzstation geschaffen, auf der wir die neun Imaginären finden werden.«
»Waren Cynos die Erbauer?«
Schmitts traurig wirkendes Gesicht verzog sich ausnahmsweise zu einem Lächeln. »Nein, das waren wir nicht«, antwortete er. »Doch sie haben uns eine Aufgabe übertragen, die ewig Bestand hat. Seit einer Million Jahren können wir dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen, aber das wird nun hoffentlich bald anders werden. — Viele Menschen halten uns für Gegner, obwohl wir das nicht sind. Wir müssen nur jedes Risiko eingehen, um unser Ziel zu erreichen — Rücksichten sind fehl am Platz, weil unsere Aufgabe nicht allein für diese Galaxis wichtig ist.«
Alaska Saedelaere gewann in diesem Moment den Eindruck, dass ein uraltes Wesen mit ihm redete. Vielleicht, stellte er zutiefst aufgewühlt fest, war Imago I alias Schmitt wirklich eine unvorstellbare Million Jahre alt!
»Viele Cynos, die heute in der Milchstraße leben, haben ihre Aufgabe vergessen«, fügte Schmitt hinzu. »Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Sie werden nicht zur Rückkehr in den Schwarm zu bewegen sein. Aber das sind nebensächliche Probleme. Erst kommt es darauf an, die zweite Schaltwelt und mit ihr die neun Imaginären zu finden.«
»Sie glauben wirklich, dass die Herrscher von einst uns helfen werden?«, fragte Alaska. »Vorausgesetzt, sie können das heute überhaupt noch.«
Schmitts hinhaltende Handbewegung verdeutlichte seine Hilflosigkeit. »Ich bin gezwungen, sie zu töten«, stieß er wie einen Fluch hervor.
Drei tiefgrüne Energiebögen, durch Energiefelder verbunden, so dass der Eindruck eines gewölbten Korridors aus reiner Energie entstand: Durch diesen Transmitter und mit Hilfe des Paradimschlüssels betraten sie Stato II. »Das Tor der Wachsamkeit« hatte Schmitt den Transmitter genannt, was nur bedeuten konnte, dass es sich zugleich um eine Kontroll- und Zutrittsstation handelte.
Der Cyno schien den Verstand verloren zu haben. Breitbeinig stand er da, aber dennoch in sich zusammengekrümmt und die Arme vor dem Leib verkrampft. Seine Stimme klang lauter als je zuvor. »Hesze Goort!«, schrie er. Und wieder: »Hesze Goort! Der Erste der Ewigen Brüder ist zurückgekehrt! Nach einer Million Jahren werden wir unsere Aufgabe wieder übernehmen.«
Geraume Zeit verging, bis der Cyno sich endlich aus der Verkrampfung löste. »Wer das Tor der Wachsamkeit durchschreitet, muss Hesze Goort verfluchen«, sagte er tonlos. »Kein Grund zur Besorgnis. Wir befinden uns auf Stato II.«
Die Station lag inmitten einer weiten Savanne. Hohes Gras wogte im Wind und erweckte einen paradiesischen Eindruck. Unzählige Kunstsonnen, die in der Distanz miteinander zu verschmelzen schienen, überzogen den Himmel mit ihrer steten Helligkeit.
»Hier lebt niemand«, erklärte Schmitt. »Auf der zweiten Zentralen Rechenwelt befinden sich nur die Energiegräber der neun Imaginären. Sie waren gerechte Herrscher unseres Volkes. Ihnen allein blieb vorbehalten, nach dem Tod nicht zu versteinern, sondern als energetische Ballung weiter zu existieren.«
Ein besseres Versteck als im Hyperraum konnte es kaum geben. Schmitts Erklärungen ließen die Zusammenhänge für Alaska deutlicher werden.
Den neun Imaginären, die den Schwarm im Auftrag seiner Erbauer gelenkt hatten, war eines ihrer Hilfsvölker zum Verhängnis geworden. Dabei hatten sie selbst die Karduuhls, ein besonders begabtes insektoides Volk, in einem langen Prozess mit parapsychischen Kräften ausgestattet.
Eine Revolte der Insektoiden, unterstützt von dem verräterischen Cyno Hesze Goort, hatte die Imaginären in starke Bedrängnis gebracht. Letztlich war ihnen kein anderer Ausweg geblieben als der Rückzug in die Energiegrüfte von Stato II und die Versetzung des Planeten in den Hyperraum. Imago I und sein
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