PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
verloren.« Mika? Sie war Denetree immer als eine der Stärksten der Sternensucher erschienen. »Was ist mit ihr geschehen?«
»Sie.« Launt schluckte. »Sie hat die übrige Gruppe verraten.«
»Nein, das glaube ich nicht! Mika würde niemals. «
Launt schüttelte den Kopf. »Sie hat. Glaub mir.«
»Nein!« Denetree wollte es nicht wahrhaben. Sie nahm das Messer fester in die Hand, zerschnitt die Schnur und öffnete die Schachtel.
Verblüfft erstarrte sie in der Bewegung.
»Was hast du? Was ist in der Schachtel?«
Sie griff hinein und zeigte es Launt.
»Ein Armchip?«
»Er wusste, dass er mich in Gefahr bringen würde, dass seine Schwester Denetree nicht mehr ungeschoren an Bord bleiben kann.«
»Du glaubst.?«
»Das ist Venrons Geschenk. Ein neues Leben für mich.« Sie starrte auf den hauchdünnen Chip, der auf zwei ihrer Fingerspitzen ruhte. Eine neue Identität -war es möglich?
»Darf ich?«, sagte Launt. Sie ließ ihn den Armchip nehmen. Launt verschwand mit ihm in einem Nebenraum und kehrte mit einem Handscanner zurück. »Keine Sorge«, beruhigte er sie, als er sah, wie sie erstarrte. »Er ist nicht mit dem Netz verbunden. Das Haus besitzt einen Computer der. wie soll ich sagen. sich zeitweilig vom Schiffsnetz abgemeldet hat.«
Launt las den Chip ein. Er holte tief Luft und pfiff anerkennend, als die Daten auf dem Display erschienen. Zum ersten Mal, seit er das Haus betreten hatte, schien es Denetree, als habe die Anspannung ihn verlassen.
»Nun, es war mir eine Ehre, dich zu Gast gehabt zu haben, Danque«, sagte er zu Denetree. »Aber es ist jetzt wirklich Zeit, dass du dich auf den Weg machst. Die Angehörigen deines neuen Metach'ton warten schon sehnsüchtig auf die Verstärkung, die sie angefordert haben! Worauf wartest du noch, Danque?«
Als das schwere Schott zur Seite glitt und Solina Tormas den Weg in die Zentrale der LAS-TOOR freigab, musste die Historikerin sich zwingen, ihre Scheu abzuschütteln und hindurch zu treten.
Es war das erste Mal, dass man ihr gestattete, dass Innerste des Forschungsraumers zu betreten. Eine so unwichtige Person wie sie hatte dort nichts zu suchen, hatte man ihr zu verstehen gegeben. Solina hatte das Beste aus der Beleidigung gemacht, sich gesagt, dass sie ohnehin nicht das Bedürfnis hatte, die Zentrale zu aufzusuchen. Was gab es dort schon zu sehen? Dieselben Leute, denen sie in der Messe und auf den Gängen begegnete, nur dass sie alle wichtigtuerisch mit ihren Instrumenten beschäftigt sein waren.
Doch als Solina die Zentrale erblickte, gestand sie sich unumwunden ein, dass sie sich mit einer Notlüge abgespeist hatte, um ihr ohnehin angeschlagenes seelisches Gleichgewicht zu retten.
Die Zentrale war überwältigend.
Die Historikerin in ihr hatte selten ein vielsagenderes Beispiel für das ausgeprägte hierarchische Denken der akonischen Gesellschaft erblickt. Die Zentrale der LAS-TOOR hatte einen kreisförmigen Grundriss, über den sich eine Kuppeldecke spannte. In der Mitte saß auf einem erhöhten Podest der Maphan, der Kommandant, Jere von Baloy. Schräg zu seiner Linken war der Platz des Keven, des Piloten, zu seiner Rechten der des Techten, des Ersten Offiziers. Das Podest war überproportioniert, nahm beinahe die Hälfte der Grundfläche ein. Um das Kommandopodest zogen sich in einem Ring die Arbeitsstationen der wichtigsten Mitglieder der Zentralebesatzung: Therso, Feuerleitoffizier, Davron, Orter, Espejel, Funker und Heroth, Cheftechniker. Alle Stationen waren kreisförmig, die Pulte aber - und damit die Aufmerksamkeit derer, die sie bedienten - waren auf den Maphan gerichtet. In einem dritten Ring, der gleichzeitig den Boden der Zentrale bildete, befanden sich schließlich weitere Arbeitsstationen für die verschiedenen Yidari des Schiffs. Sie waren, soweit Solina es von ihrem Standort aus beurteilen konnte, bis auf eine Ausnahme besetzt.
Das Kind in Solina, das neugierige Mädchen, das die Akonin zu dem gemacht hatte, was sie heute war, sah über die in Stahl gegossene Hierarchie buchstäblich hinweg. Die gesamte Wandung und Kuppel der Zentrale war von einem Holo verdeckt.
Es zeigte den Hyperraum.
Zumindest glaubte Solina das. Kein Stern war zu sehen, keine Spur von der Schwärze, die eigentlich das All bestimmte. Stattdessen sah sie in einen Regenbogen von einander träge umschlingenden Farben, als bestünde der überdimensionale Raum aus schwerfälligem, vielfarbenem Sand, der sich unter dem Einfluss einer unsichtbaren Kraft drehte,
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