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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sollte.
    Der Akone, der wie ein Muli mit Ausrüstung bepackt war, hatte es auf den Punkt gebracht. Es stank an Bord des Lemurerschiffs. Und, jetzt da der Gedanke ausgesprochen war, konnte Pearl auch benennen, wonach: nach Fäulnis. Pearl warf einen Blick auf ihr Multifunktionsarmband. Der Sauerstoffgehalt der Luft war ungewöhnlich niedrig, nicht lebensbedrohlich, aber unter den Werten, die man als physiologisches Optimum zum Standard auf terranischen Schiffen erklärt hatte.
    Perry Rhodan trat neben sie. »Am liebsten würde man sich die Nase zuhalten, was?«
    Sie nickte geistesgegenwärtig und wünschte sich, sie hätte die unerschütterliche Gelassenheit Alemaheyu Kossas. Rhodan führte sich in entnervender Weise wie ein ganz normaler Mensch auf - so sehr, dass sie jedes Mal, wenn sie mit dem Unsterblichen sprach, einen Knoten in die Zunge bekam, anstatt einfach auf seinen unverbindlich freundlichen Ton einzugehen.
    »Ja«, brachte sie hervor. Plötzlich verstand sie Sharita Cohos Widerstand gegen Rhodan besser. Es war kein schönes Gefühl, nicht mehr zu wissen, wie viel das eigene Wort neben der Meinung eines Unsterblichen galt. »Ich frage mich, wo das herkommt.«
    »Aus den bewohnten Teilen des Schiffs«, beantwortete Hevror ta Gosz ihre Frage.
    Pearl warf dem Akonen einen irritierten Blick zu. Hatte sie in Xenologie nicht richtig aufgepasst? Ihre Lehrer hatten ihr beigebracht, dass die akonische Gesellschaft einer komplizierten Etikette unterlag, die jede Spontaneität im Umgang erstickte und Akonen eine für terranisches Empfinden übergroße Vorsicht im Umgang miteinander an den Tag legten. Sich ungefragt in ein Gespräch einzuschalten, entsprach nicht Pearls Empfinden von »übergroßer Vorsicht«. War es ein Achtungsbeweis des Akonen, so vertraut mit ihnen umzugehen? Oder Zeichen seiner Verachtung für Terraner, die er nicht einmal grundlegender Höflichkeit für würdig hielt?
    »Ich habe die Bordatmosphäre einer genaueren Prüfung unterzogen«, fuhr der Akone fort, als habe er Pearls Blick nicht bemerkt. Seine Haut war wettergegerbt und faltig, als hätte er sein ganzes Leben ohne Hautpflegemittel und Sonnenschutz im Freien verbracht. Sein samtbraunes Gesicht - typisch für Akonen - war von vereinzelten hellen Flecken verunstaltet. Pearl hätte sich nicht getraut, sein Alter zu schätzen. Hevror ta Gosz mochte fünfzig, hundert oder hundertfünfzig Jahre alt sein. Fest stand für sie lediglich, dass er körperliche Bewegung gewohnt war. Er war schlank und sehnig und trug das Gewicht auf seinem Rücken - eine längliche Hülle, die wie warziges Leder aussah - ohne sichtbare Anstrengung.
    »Die Luft an Bord ähnelt in ihrer Zusammensetzung verblüffend der eines erdähnlichen Planeten«, berichtete der Akone. Über seinem erhobenen Handgelenk entstand eine Reihe von Holos, die verschiedene Graphen und Tabellen zeigten. »Ich habe Spuren von über vier Dutzend verschiedenen Pflanzenarten festgestellt, sowie eine große Anzahl von Hautschuppen und Haaren sowie Spuren von beiden.«
    »Tierhaare?«, fragte Rhodan.
    Hevror ta Gosz schüttelte den Kopf in einer Geste, die so verblüffend terranisch anmutete, dass Pearl einen Augenblick vergaß, wen sie vor sich hatte. »So gut wie keine. Die Bewohner dieses Schiffs scheinen fast ganz auf Tiere zu verzichten. Keine Überraschung, wenn du mich fragst. Proteine lassen sich viel einfacher auf pflanzlicher Basis gewinnen als auf tierischer - und mit einem erheblich geringeren Einsatz von Energie und Arbeit.«
    Perry Rhodan lächelte. »So viel also zur Vorstellung, wir könnten an Bord dieser Arche Noah persönlich treffen.«
    Noah? Wer, verdammt noch mal, ist Noah?, wollte Pearl fragen, aber Rhodan musste die verblüfften Blicke seiner Begleiter bemerkt haben.
    »Eine alte terranische Legende«, erklärte Rhodan. »Sagen wir mal, nicht ganz so alt wie die Lemurer. Noah hat ein Schiff gebaut, um eine große Katastrophe zu überstehen, die so genannte Sintflut. Niemand wollte ihm glauben, dass sie bevorstand, und als sie kam, waren nur er und die Seinen an Bord der Arche sowie von jedem Tier, das es gab, ein Paar, um die Welt nach der Flut neu zu bevölkern. An die Pflanzen hatte offenbar niemand gedacht. Oder sie waren zu selbstverständlich, als dass man sie hätte erwähnen müssen.«
    »Interessant«, sagte Solina Tormas, und die großen Augen, mit denen sie Rhodan musterte, bezeugten, dass ihre Bemerkung alles andere als eine Höflichkeitsgeste darstellte.

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