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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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unternehmen, was notwendig ist, um ihn gesund werden zu lassen. Ihn Verständnis spüren lassen. Und die Behandlung nicht schon dann beenden, wenn die Wehwehchen beseitigt sind, sondern ihn auch auf dem Weg zur körperlichen wie geistigen Gesundung begleiten.«
    »Fulkar ist da sicherlich anderer Meinung.«
    »Fulkar ist ein Ara. Seine Ansichten sind mit den unseren nicht vergleichbar. Und er ist ein Spezialist, der stets von anderen Spezialisten auf dem Weg von der Aufnahme eines Patienten bis zu dessen Entlassung begleitet wird. Von dir aber verlange ich mehr. Viel mehr.«
    Sue wollte erneut aufbegehren, senkte aber den Kopf. »Warum tust du mir das an?«, fragte sie mit dünner Stimme.
    »Weil es in dir steckt. Weil du, Sid, Ariane, Wuriu, Tako und wie sie alle heißen, weil ihr besonders seid.«
    »Und was ist mit dir, John?«
    »Ich gehöre zu euch. Ich werde euch immer begleiten. Von der Aufnahme im Lakeside Institute bis zu eurer ... Entlassung. Das ist meine Aufgabe.«
    Sue sah ihn überrascht an. War sie überrumpelt von seiner Offenheit? Verstand sie, was er ihr sagen wollte?
    »Na schön. Ich versuche es. Aber ich finde es gemein, dass du einfach so über mich bestimmen darfst.«
    »Es steht dir frei zu gehen.«
    »Nein, das tut es nicht«, erwiderte sie leise. »Du weißt, wie es auf der Welt aussieht. In der Stadt und im Institut bin ich geschützt. Aber anderswo bin ich bloß ein Freak. Einer, der Angst einjagt und den man früher wahrscheinlich verbrannt hätte.«
    Sie setzte sich zu Quiniu Soptor, die der Unterhaltung keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hatte und wieder einmal daran saß, den Stardust Tower aufzubauen. Sie ließ sich auch nicht stören, als Sue näher rückte und leise auf sie einredete.
    Doch als das junge Mädchen gähnte, sich streckte, nochmals gähnte und Sekunden später auf der Couch eingeschlafen war, nahe bei ihr, da lächelte die Halbarkonidin.
     
    John Marshall arbeitete so lange, wie es ging, und dann eine halbe Stunde darüber hinaus, bevor er daran dachte, schlafen zu gehen.
    Quiniu Soptor hatte die Bausteine längst Bausteine sein lassen. Sie lag auf der Couch, unmittelbar neben Sue, und starrte gegen die Decke. Ihre Hände bewegten sich, als wollte sie etwas durchkneten. Marshall gab dem Sicherheitsdienst Auftrag, über das Wohlergehen der beiden Frauen zu wachen. Er schaltete die Überwachungsanlagen des Wohnbereichs zu. Rund um die Uhr standen Krankenschwestern und erfahrene Betreuer einsatzbereit; doch nur selten erlaubte er ihnen, hierherzukommen und sich der Halbarkonidin anzunehmen. Sie sollte sein Gast sein, keine Patientin.
    Er zog sich in das Kämmerlein zurück, das ihm in letzter Zeit mehr Zuhause gewesen war als sein Wohnbungalow. Er starrte auf den Mann im Spiegel seiner Waschnische. Was er sah, erschreckte ihn. Da war ein Mann mit fiebrig glänzenden Augen, hager und unrasiert.
    Marshall setzte ein Grinsen auf. »Das wird schon wieder, alter Junge«, sagte er und wusch sich. Kaltes Wasser erfrischte ihn. Anschließend benetzte er sein Gesicht mit einem Duftnebel ätherischer Öle; eines von vielen Elementen, die in den letzten Monaten aus der Synergie arkonidischer Technik und menschlichem Erfindungsreichtum hervorgegangen waren.
    Das Bett lockte. Es war schmal und fast zu kurz für ihn, doch es versprach Erholung für wenige Stunden. Sein privater Pod lag daneben. Zwei Dutzend Anrufe waren während der letzten Stunden eingetrudelt, und keiner davon interessierte ihn. Nur dieser eine. Sein Gesprächspartner hatte eine Nachricht hinterlassen, vor etwa einer Stunde. Marshall zögerte, hörte sie dann aber doch ab.
    Er blickte auf die Uhr, es war weit nach Mitternacht. Durfte er sie zu dieser Zeit noch stören?
    Er rief an. Schon nach dem zweiten Signalton antwortete sie.
    »Das könnte man Gedankenübertragung nennen«, sagte Tatjana Michalowna. Sie schenkte ihm ein schmallippiges Lächeln. »Eben wollte ich nochmals anrufen und dir sagen, dass es Zeit für die Heia ist.«
    Marshall überlegte. Lange. Ihm fiel keine spöttische Entgegnung ein. Vielleicht war er zu müde dafür. Vielleicht war aber auch Tatjanas Anblick schuld daran.
    »Möchtest ... möchtest du zu mir kommen?«, fragte er unbeholfen.
    »Soll das etwa ein unmoralisches Angebot sein?« Sie zog eine Augenbraue hoch.
    »Nein ... na ja ... eigentlich ... ja!«
    »Der Leiter des Lakeside Institute, weithin geachtet und respektiert, stottert vor sich hin und wird rot wie ein Pennäler. Wie

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