PR NEO 0044 – Countdown für Siron
Art Rundhalle, von der eine Reihe weiterer Gänge in alle Richtungen abzweigten.
Yoel, Eineo und Ghard warteten dort bereits. Letzterer machte Anstalten, sich erneut auf Stynn zu stürzen, doch Angech schüttelte nur den Kopf. »Wenn du einen Schuldigen suchst«, rief er laut, »dann nimm mich. Und jetzt hört mir zu! Ich habe euch etwas zu sagen.«
Es hatte mit einer Abweichung in den Ergebnissen der täglichen Messreihen begonnen. Eine winzige Energiespitze auf dem zweiten Frequenzband. Wenig später hatte die einzige noch intakte Ortungsphalanx ein fremdes Raumschiff gemeldet. Der Typ war nicht in den Datenbanken verzeichnet gewesen, die Kennung unbekannt.
Die Positronik aktivierte alle Taster, die ihr zur Verfügung standen. Zwar waren die Sironer in den letzten Jahrzehnten zu einem immer drängenderen Problem geworden, doch ein fremdes Raumschiff im Orbit um den Planeten war eine weitaus ernstere Bedrohung.
Die Tatsache, dass sich ein arkonidischer Admiral gemeldet hatte – oder zumindest ein Arkonide, der behauptete, ein Admiral zu sein –, war bemerkenswert. Aber warum war er dann nicht mit einem arkonidischen Schiff oder gleich einer ganzen Flotte gekommen? Die genannte Dienstnummer war in den Speichern der AR'KELESS nicht vorhanden gewesen. Das hatte freilich nicht viel zu sagen, da die Schiffsarchive traditionell nur die Daten der im eigenen Operationssektor eingesetzten Flottenangehörigen vorrätig hielten. Weiterführende Auskünfte mussten über Hyperfunk eingeholt werden.
Auch wenn eine Positronik kein Bedauern empfinden konnte, so war der Bordrechner der AR'KELESS durchaus in der Lage, die starken funktionalen Einschränkungen, mit denen er seit der Havarie zu kämpfen hatte, als die maßgebliche Hürde zu identifizieren, die ihn an der Erfüllung seiner Aufgaben hinderte. Der Informationsfluss – von jeher essenzielle Voraussetzung für ein System, das Daten verarbeitete – stellte sich als bestenfalls ungenügend dar; vor allem, weil die Hyperfunkanlage irreparabel beschädigt war.
Insofern wusste die Positronik auch nicht, ob der Krieg womöglich längst ein Ende gefunden hatte. Die AR'KELESS war in einem Gefecht mit den Methans schwer getroffen worden und hatte sich in letzter Sekunde mit einer Nottransition retten können. Die unsanfte Landung auf Siron hatte ein Übriges getan, um das Schiff mehr oder weniger handlungsunfähig zu machen, und irgendwann mussten die Überlebenden einsehen, dass es keine Rettung geben würde, zumal potenzielle Bergungsmannschaften gar nicht wussten, wo sie mit der Suche hätten beginnen sollen. Zwar gab es auf Siron ein Militärdepot, und die AR'KELESS war praktisch direkt über der Anlage zum Liegen gekommen, doch die entsprechenden Notrufe der Besatzung blieben unbeantwortet.
So waren aus den Jahren Jahrzehnte und aus den Jahrzehnten Jahrhunderte geworden. Die Besatzung der AR'KELESS hatte sich schon bald nicht mehr um ihr Schiff gekümmert. Der tägliche Kampf um Wasser und Nahrung hatte ihre gesamte Kraft und Aufmerksamkeit gefordert. Weite Teile des Raumers waren ausgeschlachtet worden. Auch der durch den Absturz angeschlagenen Positronik war die dringend nötige Wartung verwehrt geblieben.
Zehntausend Jahre später waren aus den Nachkommen der Überlebenden die Sironer geworden, und deren Zivilisation hatte inzwischen einen Entwicklungsstand erreicht, der der Bordpositronik Sorgen bereitete. Ihrer Programmierung zufolge durfte die kostbare Arkonidentechnik auf keinen Fall in fremde Hände fallen – und die Sironer waren keine Arkoniden mehr. Oder doch?
Der scheinbar unauflösbare Widerspruch dieses Sachverhalts beschäftigte die Positronik bis zum heutigen Tag. Ratlos hatte sie mitangesehen, wie um sie herum eine Millionenstadt entstanden war. Wehrlos hatte sie zunächst akzeptiert, dass Forscher und Abenteurer die äußere Kugelschale nach Verwertbarem durchstöberten. Nun überschlugen sich jedoch die Ereignisse. Nicht nur, dass ein Raumschiff unbekannter Herkunft aufgetaucht war. Auch schickte sich eine Gruppe besonders vorwitziger Sironer an, in die Kernzelle der AR'KELESS vorzudringen, etwas, das der Bordrechner auf keinen Fall erlauben durfte.
Die Möglichkeiten, die zur Abwehr der Ruhestörer eingesetzt werden konnten, waren unerfreulich bescheiden. Selbst der Tod eines weiblichen Sironers hielt den Großteil der Eindringlinge nicht davon ab, weiterzumachen.
Als schließlich erneut die Ortungsphalanx Alarm schlug und die ersten
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