PR NEO 0050 – Rhodans Weg
Republikaner, den Bau von Nevada Fields genehmigt.
Pounder hatte die längst fertigen Pläne aus der Schublade geholt, hatte dem Kontrollturm noch schnell einige zusätzliche Stockwerke verpasst und seine ganze außerordentliche Energie und Zähigkeit auf den Bau des Space Centers konzentriert. Als die düstere Haushaltslage die Abgeordneten zwei Jahre später wieder zu Sinnen gebracht hatte, war es zu spät gewesen. Pounder hatte ihnen eine einfache Rechnung präsentiert: Der Bau war bereits so weit fortgeschritten, dass ein Stillstand teurer gekommen wäre als ein Weiterbau.
Hinter den Türen hatte man die Zähne gefletscht, vor den Türen hatte man Lippenbekenntnisse zur Raumfahrt und der technologischen Führerschaft der Vereinigten Staaten abgegeben und gequält gelächelt. Nur Pounder hatte so befreit gelächelt wie selten in seinem Leben.
»Da sind Sie ja, Sir!« Jenny Whitman kam auf ihn zugerannt. Ungelenk in ihren hohen Stöckelschuhen und dem kurzen, engen Rock und zugleich mit einer Eleganz, die Pounder verblüffte. Der Flight Director fragte sich, wie ein Mensch mit Verstand sich derart unvernünftig anziehen konnte. Er hatte es von seiner Public-Relations-Managerin jedenfalls nicht verlangt. Und Verstand besaß Whitman mehr als ein Dutzend seiner Ingenieure zusammen.
Whitman blieb keuchend vor ihm stehen. »Ich habe Sie überall gesucht! Wo sind Sie nur gewesen?«
Pounder drehte sich betont langsam um und zeigte auf einen der mit Josuapalmen und knorrigen Kiefern bewachsenen Hügel, die das Hochtal säumten. »Dort oben.«
Whitman kniff die Lider skeptisch zusammen. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob der Knochen sie zum Besten hielt. »Was haben Sie dort oben getan?«
»Was wohl? Ich habe nachgesehen, was hinter dem Hügel liegt.«
»Ah ja.« Whitmans Lider weiteten sich, verrieten, dass sie seine Anspielung nicht verstanden hatte – was wiederum Pounder nicht verstand. Die PR-Managerin war eine Überfliegerin, eine Virtuosin in ihrem Fach. Dieser Eröffnungstag war ihr Werk, von den unzähligen Ballons, Girlanden und Flaggen in Nationalfarben, die das Gelände bedeckten, über die kostenlosen Barbecues bis zu den Hunderten von Sonderbussen, die von überall im Umkreis von tausend Kilometern Besucher in diesen abgelegenen Teil Nevadas gekarrt hatten.
»Was gibt es?«, fragte Pounder. »Weshalb haben Sie mich so dringend gesucht? Will mich etwa der Präsident persönlich sprechen?«
»Nein, der Vizepräsident.«
»Der Vizepräsident?« Pounder gelang es, seine Überraschung zu verbergen. »Was will er hier?«
»Dabei sein, wenn die stolze amerikanische Nation den nächsten Schritt bei der Eroberung des Weltalls unternimmt.« Whitman spulte den Satz ohne eine Spur von Ironie herunter. Als glaubte sie daran.
»Wo ist er?«
»Er wartet im Kontrollturm. Kommen Sie!«
Pounder und Whitman passierten einige Besucher, die in ausgedienten Raumanzügen schwitzend, aber glücklich über das Flugfeld marschierten. Zwei NASA-Ingenieure lächelten verschwörerisch, als sie Pounder erkannten.
Pounder erwiderte das Lächeln und machte einen mentalen Vermerk. Die Besucher in den Raumanzügen machten eine erstaunlich passable Figur ...
Am Rand des Flugfelds wurde die Menschenmenge dichter, drängte sich um die Attraktionen, die Pounder hatte ankarren lassen. Diverse Raumkapseln aus Jahrzehnten der Raumfahrtgeschichte, darunter eine in die Horizontale gelegte, gigantische Saturn V und der Spaceshuttle ATLANTIS – beide bei der Sturmflut in Cape Canaveral in Mitleidenschaft gezogen und hastig restauriert.
Insbesondere die Raumfähre zog die Besuchermassen an. »Es ist ein Symbol für eine bessere Zeit«, hatte Whitman seine Anziehung zu erklären versucht. Pounder war das so unbegreiflich wie die Stöckelschuhe der PR-Managerin. Kein Programm der NASA hatte so viele Ressourcen gebunden, so viele Menschenleben gekostet, hatte die Raumfahrt so sehr am Boden gehalten wie der Spaceshuttle.
Das Gedränge wurde enger, während sie die Bauten passierten, die das Flugfeld säumten. Hier konnten die Besucher sich für einige Minuten als Astronaut fühlen: Es gab Zentrifugen, Tauchgänge in Raumanzügen und Simulatoren – selbstredend alles im »Baby-Modus«, wie es die Ingenieure nannten. Das Letzte, was die NASA gebrauchen konnte, war ein verunglückter Besucher, der die Behörde verklagte.
Hinter den Gebäuden begann das eigentliche Nevada Fields: eine einzige weitläufige Baustelle, aus der der Rohbau
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