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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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den Stellvertretenden Tato.
    »Gut, dass ich Sie treffe«, sagte ich. »Ich muss Larsaf III für kurze Zeit verlassen.«
    Er schenkte mir einen überraschten Blick seiner leuchtend hellen Augen. »Aber ...«
    »Es gibt vielleicht eine Chance, den Krieg zu beenden«, fiel ich ihm ins Wort. »Zwar mag es nur ein kleiner Hoffnungsschimmer sein, und ich möchte nicht, dass Sie mit den Kolonisten jetzt schon darüber reden. Aber wir müssen nach jedem noch so kleinen Strohhalm greifen.«
    »Was für eine Chance sollte das sein?«, fragte er und strich seinen langen Zopf zurück. »Und weshalb müssen Sie persönlich gehen?«
    »Ich muss einfach«, wiederholte ich. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich nehme die TOSOMA IX – sie ist einsatzfähig für einen kurzen Flug. Morgen bin ich schon wieder zurück.« Ich zögerte kurz. Ich konnte diesen Mann nicht einfach zurücklassen, ohne ihm wenigstens etwas zu geben, an das er sich klammern konnte. »Noch etwas: Ich habe eine Nachricht erhalten. Die Frachter mit dem Nachschub haben uns beinahe erreicht. Wer weiß, vielleicht sind sie schon hier, wenn ich wiederkomme.«
    Da atmete Kosol erleichtert auf, dennoch stand die Sorge ihm ins Gesicht geschrieben. »Das sind gute Neuigkeiten. Trotzdem wünschte ich, Sie würden nicht allein losfliegen. Oder mir wenigstens sagen, wohin die Reise geht.«
    »Geben Sie gut auf Atlantis acht«, sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Morgen bin ich zurück.«
    Ich führte Kosol nicht hinters Licht. Ich glaubte an mein Versprechen. Weshalb nur fühlte es sich schal an wie Asche in meinem Mund?
    An Bord der TOSOMA IX gab ich der Positronik die Koordinaten und nahm auf dem Sitz des Kommandanten Platz. Ich leitete die Startsequenz ein. Atlantis blieb unter mir zurück und war bald nur noch ein kleiner Fleck auf der Oberfläche der weißblauen Murmel von Larsaf III. Sobald wir den Orbit erreicht hatten, beschleunigte ich.
    Die Maschinen des beschädigten Beiboots brauchten etwas länger, bis sie Sprunggeschwindigkeit erreichten, und vorsichtshalber legte ich selbst die kurze Strecke in zwei Transitionen zurück und ließ dazwischen einen kompletten Systemcheck durchlaufen. Auch die Waffen machte ich einsatzbereit. Ich konnte es mir nicht leisten, in eine Falle zu tappen, deshalb ging ich besonders gründlich vor. Doch alle Systeme arbeiteten zuverlässig. Die Augen feucht vor Erregung, gab ich den Befehl zum zweiten Sprung.
    Wir erreichten die Zielkoordinaten, 67,3 Lichtjahre von Larsafs Stern entfernt. Es war ein überraschend leeres Gebiet des Raums. Das nächste System war fast zehn Lichtjahre entfernt, und die Orter registrierten in der Nähe nichts, was größer als das Tuch gewesen wäre, das mich hergeführt hatte. Enttäuscht ließ ich mich in meinem Sitz zurücksinken. War ich zu früh? Zu spät? An der falschen Stelle? War Crysalgira etwas zugestoßen?
    Glaubst du wirklich, deine Ziehschwester erwartet dich zu einem geheimen Treffen in dieser Ecke der Galaxis ...?
    Du wolltest doch, dass ich herkomme.
    Mein Logiksektor gab das gedankliche Äquivalent eines resignierenden Seufzens von sich. Du hättest sonst keine Ruhe gegeben. Aber sei einmal ehrlich: Bei jedem anderen hättest du nicht eine Sekunde daran geglaubt.
    Richtig, stimmte ich zu und schloss die Hände um das Tuch, das der geheimnisvolle Bote mir überreicht hatte. Crysalgira ist aber nicht wie jede andere.
    Manchmal strahlen Sterne am Nachthimmel einfach heller als andere ...
    Ich wartete.
    Ich wartete eine sehr lange Zeit.
    Dann, von einem Moment auf den nächsten, wurde die Zentrale der TOSOMA IX in helles Licht getaucht. Auf dem großen Holo, das den Ausschnitt leeren Raums vor mir zeigte, erschien ein Schiff.
    Falsch, korrigierte mich mein Extrasinn. Dieses Schiff war schon die ganze Zeit hier – du hast es nur nicht gesehen. Es wirkte, als hätte man bei einem Gebäudekomplex in tiefster Nacht auf einen Schlag das Licht angeschaltet. Sämtliche Lichter.
    In derselben Sekunde erblühten mehrere Holos um mich herum, als die Ortungssysteme eins nach dem anderen bestätigten, was meine tränenfeuchten Augen sahen. Es hatte keine Strukturerschütterung gegeben. Entweder dieses Schiff verfügte über einen uns gänzlich unbekannten Antrieb, oder es war bis zu diesem Moment auf irgendeine Art getarnt gewesen.
    Ich war aus meinem Sitz aufgesprungen und wischte mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Ich sah ein Schiff, wie ich es noch nie gesehen hatte:

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