PR NEO 0055 – Planet der Stürme
nicht gefunden.
Das Tier, das gebrüllt hatte, war ein Bara, eine Art Hirsch und sicher ungefährlich. Eine andere Gefahrenquelle entdeckte Charron nicht. Trotzdem fühlte er Unruhe. Was war, wenn der Regent dem Xisrapen einen Celista in die Gärten geschickt hatte?
Unsinn! Die Lotsenwelt war tabu. Außerdem hatte sich Denurion ganz eindeutig über den Ton erschreckt.
Xisrapen verhielten sich allgemein furchtsam, das war bekannt.
Charron lief los und eilte Denurion nach. Das Mädchen dagegen saß wieder wie eine Statue neben dem Erdloch und ließ Galios Galios sein. Dem »Fetten« schenkte es keinen Blick.
Denurion schlug einen Trampelpfad ein, zurück auf einen der Hauptwege, auf dem auch andere Besucher unterwegs waren. Neben den Passagieren von Schiffen verschiedenster Planeten gab es einen wahren Galiostourismus. Gerade in der Oberschicht galt eine Woche Aufenthalt auf dem Planetoiden als Erweiterung des Horizonts, konnte man dort doch die unterschiedlichsten Lebensräume, Pflanzen und Tiere an einem Ort auf spektakuläre Weise versammelt sehen.
Da die Lotsen darüber hinaus für ihre Umsicht bekannt waren und es trotz wilder Tiere in den Gehegen nie zu Todesfällen oder ernsthaften Verletzungen gekommen war, hatte dieser galaktische Zoo viele Lichtjahre weit Liebhaber.
Denurion beruhigte sich, kroch hierhin und dorthin, berührte Blumen und Steine.
Die ganze Zeit über beobachtete Charron ihn, machte Aufnahmen, versuchte zu ergründen, was die zahlreichen winzigen Veränderungen auf der Oberfläche von Denurions perlmutt schimmernder Haut zu bedeuten hatten: winzige Einstülpungen, die wie kleine Löcher aussahen, kaum wahrnehmbare Farbwechsel, charakteristische Wellenbewegungen.
Von Zeit zu Zeit sprach Denurion von sich aus andere an, so wie Chin'Fher. Er redete mit einem jungen Mehandor, dann mit einer alten Frau mit Kristallzähnen. Ihr Gespräch ging drei Minuten, und wie bei dem Lotsenmädchen antwortete Denurion durchaus vernünftig.
Die meiste Zeit über schien Denurion zu spielen. Im Moment schwebte er am Wegrand über einem durch einen Zaun gesicherten Windkanal, einem Erdloch, aus dem warme Luftströme aufstiegen, die stark genug waren, den Xisrapen zu tragen. Sein Verhalten zog mehrere Besucher an, die ihm lachend zusahen, wie er immer wieder hinaufstieg, von der Strömung zu kippen drohte und traumwandlerisch sicher die Mitte wiederfand.
Charron war so fasziniert, dass er den harmonischen Ton seines Multifunktionsgeräts mehrere Zeiteinheiten überhörte. Erst beim dritten Anschwellen des wie ein Wasserfall klingenden Geräuschs berührte er geistesabwesend das Sensorfeld.
Ein Holo baute sich auf. Der Regent schwebte auf einer Plattform vor einer Menschenmenge. Seine Stimme hallte in der Wiedergabe, dass Charron hastig den Ton hinunterregulierte. Offensichtlich hatte er bereits einen Teil der Ansprache verpasst.
»Ich habe diese Insel mit Bedacht für meine Botschaft ausgewählt. Der Boden von Ghewanal ist mit dem Blut der Helden getränkt, die ihr Leben gegeben haben, damit Arkon besteht. Wir stehen in ihrer Schuld. Wir dürfen ihr Opfer niemals vergessen, ihren Mut. Denn die Tonta, in der unsere Generation ihren Mut und ihre Opferbereitschaft beweisen muss, ist gekommen. Die Methans sind zurück.«
Charron starrte auf die Miniatur des Regenten. Wie betäubt schaltete er das Holo ab. »Die Methans«, murmelte er. »Wenn das stimmt ...«
Über der Erdgrube spielte Denurion unbekümmert mit den Winden.
Charron beneidete ihn. Ein Xisrape interessierte sich nicht für Politik. Er lebte unbeschwert in den Tag hinein, ohne die Last der Verantwortung und die Sorge um das Morgen. Oder? Was war, wenn der Schatten, von dem Denurion gegenüber Chin'Fher gesprochen hatte, die Methans waren?
Nein. Ein Zufall, mehr nicht. Ein Schatten bedeutete alles Mögliche, jede denkbare Bedrohung.
Ein Anruf von Tira ging ein. Sicher hatte sie vor, über die Neuigkeit zu reden.
Charron desaktivierte die Verbindung. Er wandte Denurion den Rücken zu und schloss die Augen. Mit dieser Nachricht wollte er zunächst allein fertig werden.
12.
Flucht vor der Vergangenheit
Epherem erreichte die unterirdischen Parkdecks am Raumhafen, in denen Arbeiter mithilfe von Robotern die Ware auf die Schiffe brachten. Er zeigte ein Holodokument an der Zentrale beim Warenausgang vor und überließ die Ernte der Mehandorfirma, die sie auf ihr Schiff laden würde.
Nervös gab er sein Gepäck ab und machte sich auf den Weg
Weitere Kostenlose Bücher