PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
Hypermoderne, in ihrer bizarren Eleganz schon fragil wirkende himmelsstürmende Bauten kontrastierten mit eher bodenständiger, kubischer Architektur, die im Vergleich plump war und wahrscheinlich so massig wie die Intelligenzen, die darin wohnten. Und hier ein Berg nahe dem Zentrum der Stadt, ein ausgedehntes Gelände, das zu pulsieren und sich zu bewegen schien.
»Es lebt.« Ronika erschrak über die eigene, hastig hervorgestoßene Feststellung. Welche Ahnung hatte sie denn schon von großen Städten? Sie hatte auf einer Welt gelebt, auf der die Natur das bestimmende Element gewesen war, auf der menschliche Siedlungen kein Fremdkörper, sondern integrierter Bestandteil gewesen waren... Ronika schlug die Hände vors Gesicht. Hörte das nie auf? Die Erinnerung stieg in ihr empor wie ein Schreckgespenst. Nichts anmerken lassen!, redete sie sich ein. Wenn sich einer von uns wirklich auf den Mars gefreut hat, dann ist das Khirm. Er würde sich Vorwürfe machen.
Eine Lautsprecherstimme fraß sich in ihre Gedanken vor. Ronika war dankbar dafür, dass sie auf die Weise abgelenkt wurde.
»Wir wissen nicht viel über die Wissenschaftler von Cor’morian und noch weniger über die Nodronen«, sagte Perry Rhodan. »Aber bei aller Trauer über unsere Toten müssen wir herausfinden, was auf dieser Welt gespielt wird. Es sieht danach aus, als hätte sie zwei Gesichter -den schönen äußeren Schein und die bittere Wahrheit hinter den Kulissen. Vielleicht wird schon nach uns gefahndet. Wir wissen das nicht. Deshalb suchen wir den Schutz der Anonymität in der Menge. Mars-Liner-01 wird in Kürze landen. Alle anderen Fahrzeuge sind in ein komplexes Leitsystem eingebunden. Wir haben die Hauptfrequenzen aufgespürt und orientieren uns daran. Was immer das vor uns sein mag, ein gewaltiger Vergnügungspark, Sportstätten oder andere öffentliche Einrichtungen, wichtig ist, dass wir Informationen erhalten.«
Ein Pulk von etwa vierzig Maschinen, zu denen auch der Bus gehörte, scherte aus dem bisherigen Kurs aus. Ronika konnte das monströse Bauwerk nicht mehr sehen. Doch dafür erschienen weit verstreut fünf Verteiler. Eine andere Bezeichnung fand sie nicht für die Bauwerke, die an die trichterförmigen und von Lamellen umgebenen Kortuspilze ihrer Heimat erinnerten. Zwischen 100 und 300 Metern hoch, eine schlanke, sich nach oben öffnende Mittelachse und, von dieser ausgehend, weit abstehende Scheiben oder Segmente - das waren Abstellplätze für Gleiter, aber eben deshalb auch unterschiedlich hoch.
Der Mars-Liner schwebte ein. Atemlos verfolgte Ronika Smertens den Anflug. Das alles war neu für sie, solche Szenen kannte sie bestenfalls aus den vielfältigen Trivid-Programmen, aber sie selbst zu erleben, war etwas völlig anderes. Zumal sie ihr Leben lang nicht von Third Hope weggekommen war.
Ein unaufhörlicher Strom von Fahrzeugen. Leitlichter in schwer zu deutender Vielfalt. Vorübergehend fragte sie sich, wie Reginald Bull damit zurechtkam. Doch seinetwegen brauchte sie sich bestimmt keine Gedanken zu machen. Eher empfand sie Beklemmung, weil sie das alles mehr interessierte als das Schicksal der ums Leben gekommenen Passagiere. Viele von ihnen hatten Freunde und Verwandte gehabt, die auf sie warteten und nicht einmal ahnen konnten, was geschehen war.
Ein Schatten schreckte Ronika auf. Aber der Bus hatte nur eines der Lamellendecks erreicht, das aus unmittelbarer Nähe riesig wirkte. Dreißig Meter Höhe, schätzte Ronika. Und überall Fahrzeuge und die fremdartigsten Geschöpfe, die der zentralen Trichtersäule zustrebten.
Auch die anderen klebten buchstäblich an den Scheiben. Von Shim Caratech kam ein staunender Ausruf nach dem anderen.
Zwei oder drei freie Landeplätze nahezu im Zentrum der Deckscheibe glaubte Ronika zu sehen. Reginald Bull schien einen weniger auffälligen Bereich vorzuziehen, denn der Mars-Liner tangierte das Deck nur und sank außerhalb weiter in die Tiefe.
Im unteren Lamellenbereich waren die Decks teilweise abgeschlossen. Wahrscheinlich verbargen sich hinter den Gitterstrukturen Versorgungsaggregate, Energieumwandler, Antigrav-Generatoren und sogar Schutzschirmprojektoren.
Auch hier gab es kaum freie Landeplätze. Minuten später setzte Mars-Liner-01 jedoch in einem zwischen zwei großen Aggregatkomplexen gelegenen Bereich auf, der von außen kaum einsehbar war.
»Wir machen Zwischenstation«, hallte Rhodans Stimme aus den Lautsprechern. »Alles Weitere wird sich ergeben.«
»Das ist alles?«,
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