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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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jetzt nicht zu sehen. Heftig schwingende Sinnesfäden erzeugten schrille Töne. Auch sie übersetzte das Translatorplättchen auf Bullys Wange problemlos. »Wissen die Nodronen nicht am Besten, wo sie jemanden finden können?«
    Wieder dieser abrupte Wechsel von Licht und Schatten. Die Scheibe senkte sich in einen Landeschacht.
    Nachdenklich schaute Reginald Bull den davoneilenden Passagieren nach. Wenn er sich nicht täuschte, hatten sie es sehr eilig.
    »Was ist?«, fragte Trebb Wilburn interessiert.
    »Später«, sagte Bull ausweichend.
    Die Flugscheibe hatte sie in einer unterirdischen Halle abgesetzt -wie tief unter der Oberfläche, vermochte Bully nicht einmal abzuschätzen. Eine Messung war mit den eingeschränkten Funktionen seines Armbands nicht mehr möglich. Nach dem dritten Versuch, der wieder einen anderen Wert erbrachte, gab er es auf.
    Kuppelförmige Hallen reihten sich aneinander. Das Ganze war ein gigantischer Verkehrsknotenpunkt, in dem ein Unkundiger tagelang umherirren konnte, ohne jemals an den Ausgangspunkt zurückzugelangen. Sofern er der ortsüblichen Schriftsprache unkundig war. Holografische Leitsysteme, situationsbezogen aufleuchtende Hologramme, Hinweise, Beschriftungen in den Start- und Landeschächten der Flugscheiben, aber auch die komplexe Führung eines monströsen U-Bahn-Netzes - all das wirkte nur verwirrend. Und dazwischen wimmelte ein wahrhaft babylonisches Vielvölkergemisch.
    Von einer vergleichsweise ruhigen Galerie in rund vierzig Metern Höhe aus, auf der sie sich ungewollt wieder gefunden hatten, beobachteten Bull und Wilburn das Treiben.
    »Als hätte jemand die Ursuppe eines Planeten ausgekippt«, raunte der Reporter.
    Bully blickte ihn verblüfft an. Dann sagte er sich, dass der Vergleich gar nicht so schlecht war. Er gab sogar treffend wieder, was sich abspielte.
    In Terrania City konnte jeder, der mit offenen Augen durch die Stadt ging, Angehörige von vielleicht zehn, höchstens fünfzehn verschiedenen Völkern treffen. Dazu die von irdischen Siedlern abstammenden Umweltangepassten, deren Konstitution sich im Laufe von Generationen deutlich verändert hatte. Doch das war nichts gegen die Vielfalt von Mantagir.
    Der Traum von der kosmischen Einheit hätte in dieser Metropole verwirklicht sein können, ein uneingeschränktes Mit- und Nebeneinander. Aber die Wirklichkeit war anders, der Angriff auf die Wissenschaftler von Cor’morian, was immer sich hinter dieser Bezeichnung verbergen mochte, hatte ein kaltes, zynisches und Leben verachtendes Gesicht erkennen lassen. Die Zukunft war nicht besser als die Vergangenheit.
    Zwei Stunden waren vergangen. Im Untergrund gab es weder Tag noch Nacht, nur künstliches, sich regelmäßig veränderndes Licht. Allem Anschein nach barg der Hügel doch ein gigantisches Unterhaltungszentrum. Die Helligkeitsschwankungen kündigten spezielle Programme an und mochten für Wesen bestimmt sein, deren Kommunikation auf Hell-Dunkel-Werten basierte. Bully erkannte das, als er eine Gruppe vermeintlicher Pflanzen passierte und in dem Moment das Licht abfiel. Die eineinhalb Meter hohen knorrigen Stämme zogen Dutzende bleicher Wurzelfäden aus dem Boden, entfalteten ihre Knospenköpfe zu fahl rosafarbenen Gebilden und näherten sich mit ruckartigen Bewegungen dem Zugang eines Röhrenschachts.
    Obwohl die Menge dicht gedrängt vorbeiflutete, blieb Bully und seinem Begleiter ausreichend Bewegungsraum.
    »Sind wir Aussätzige?«, raunte Wilburn in einem geeigneten Moment.
    »Viel schlimmer«, gab Bully tonlos zurück. »Wir sind Menschen.«
    Der Reporter blieb abrupt stehen. Sein Blick verengte sich, ohne dass er verstand, was sein Begleiter meinte.
    »Jeder hält uns für Nodronen«, fuhr Reginald fort. »Wahrscheinlich bleiben wir deshalb von allzu großer Neugierde verschont. Man respektiert uns, ist aber zugleich erleichtert, wenn wir verschwinden. Kein Wunder, wenn ich bedenke, was mit den Tambu geschehen ist.«
    »Die Nodronen als Nachfolger der Menschen«, sinnierte Trebb Wilburn. Er wirbelte herum und stemmte sich die Fäuste in die Hüfte. Fast ebenso schnell wichen die Passanten zur Seite. Er fixierte ein fast drei Meter großes Echsenwesen, das unter seinem stechenden Blick Unsicherheit erkennen ließ. Im letzten Moment erinnerte er sich daran, dass ihn der andere nicht verstehen würde. Gab es Nodronen, die sich einer fremden Sprache bedienten ? Er wandte sich wieder Bull zu. »Ich fange an, den Sinn zu verstehen, der hinter allem steckt.

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