PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg
Thermo-Schweißgerät, das zusätzlich über eine Desintegrator-Funktion verfügte. Nicht gerade eine Strahlenpistole, aber über ganz kurze Distanzen ähnlich effektiv. Das musste reichen.
Varrn bildete sich nicht ein, es als Einzelner mit dem ganzen Kaperkommando aufnehmen zu können. Das waren Profis, sonst hätten sie ihn und seine Leute nicht so schnell überwältigen können.
Den Gedanken, mit einem der Beiboote zu fliehen, so lange sie sich noch im Normalraum aufhielten, verwarf er sofort wieder. Er verachtete sich geradezu dafür, dass ihm diese Idee überhaupt gekommen war. Ein nodronischer Kapitän verließ sein Schiff nicht, wenn es in Schwierigkeiten steckte.
Ebensowenig zerstörte ein Raumfahrer, der etwas auf sich hielt, mutwillig wertvolle Maschinenanlagen. Deshalb war auch Sabotage keine Option. Sicher, er hätte mit dem Thermo-Schweißer die Steuerleitungen kappen können, die von der Zentrale zu den Triebwerken verliefen. Dafür hätte er zwar eine gewisse Zeit benötigt, weil diese Leitungen dreifach redundant ausgeführt und zudem dick isoliert waren. Aber danach hätte er nur noch warten müssen, bis ein Schiff der Kriegsflotte den antriebslosen Frachter aufbrachte. Dass sie verfolgt worden waren, davon ging er aus. Axx Cokroide, der Botschafter zu Mantagir, war nicht der Mann, sich quasi direkt vor seiner Nase ein Raumschiff stehlen zu lassen.
Dennoch. Cokroide würde einen Schuldigen suchen. Jemand, den er für den unerhörten Vorfall zur Verantwortung ziehen konnte. Ein Opfer für die Peitsche.
Varrn Vardak konnte sich denken, wer das sein würde.
Es sei denn, es gelang ihm, das Schiff - sein Schiff! - zurückzuerobern. Nur dann durfte er es wagen, dem Botschafter wieder unter die Augen zu treten.
Mit wachsender Verzweiflung zwirbelte er seine Schnurbartspitzen. Wenn er bloß gewusst hätte, wie viele Rebellen es waren, und welche Ziele sie verfolgten! Warum hatten sie das Schiff überhaupt gekapert? Die Fracht war wertvoll, aber auch wieder nicht so außergewöhnlich, dass sie ein dermaßen abscheuliches und zugleich riskantes Verbrechen rechtfertigte. Das einzige exotische Stück stellte das merkwürdige Fluggerät dar, das ganz zuletzt eingeladen worden war ...
Varrn Vardak pfiff leise durch die Zähne.
Ging es darum? Fand er vielleicht darin ein Druckmittel, mit dem er den feindlichen Anführer zur Aufgabe zwingen konnte? Der schmächtige Mann, den sie beim Hangar übertölpelt hatten, hatte Verhandlungsbereitschaft signalisiert, von Kooperation und dergleichen geschwafelt. Das mochte freilich eine Finte gewesen sein - wenngleich Varrn sich nicht vorstellen konnte, zu welchem Zweck. Andererseits passte derart unnodronische Weichheit nicht zu Leuten, die ein solches Kommandounternehmen auszuführen in der Lage waren ... Ach verdammt!
Der Are'Imga merkte, wie sich seine Hirnwindungen zu verknoten begannen.
Hör auf damit, Varrn!, befahl er sich selbst. Du warst noch nie ein großer Denker. Sondern immer ein Mann der Tat. Also trödle nicht herum, dein Leben hängt sowieso an einem moleküldünnen Faden!
Er nahm sich diese seine wohl formulierten Worte zu Herzen. Begab sich auf schnellstem Weg in den Beiboothangar. Pirschte sich an das seltsam antiquiert wirkende Vehikel heran. Sah gerade noch rechtzeitig, dass sich darin etwas bewegte. Schlich gebückt zum hintersten der Fenster. Lugte vorsichtig hinein.
Eine Jugendliche und ein geckenhaft gekleideter Mann, auch dieser nicht gerade der Kräftigste. Soweit er erspähen konnte, beide unbewaffnet.
Gut.
»Gute Frau«, sagte Pratton Allgame, sich selbst Luft zufächelnd, »du hast mich ganz schön erschreckt. Was ist los, Fran? Du machst einen, wenn ich das sagen darf, etwas echauffierten Eindruck.«
»Habt ihr denn die Durchsage nicht gehört?«
»Welche Durchsage?«
Shimmi Caratech schob ihr Gesicht näher an die Scheibe. Wegen der Spiegelungen der Innenbeleuchtung konnte sie nur wenig erkennen. Der Weinbauer stand in der Schleuse, Fran Imith davor.
»Ist bei euch alles in Ordnung?«, fragte die Rothaarige.
»Könnte nicht besser sein«, gab Allgame ironisch zur Antwort. »Wenn man von der Kleinigkeit absieht, dass wir die falschen Leute in der falschen Zeit .«
Alles ging so schnell, dass Shimmi nicht einmal mehr dazu kam, einen Warnruf auszustoßen. Eine Gestalt sprang hinter der Bugflosse hervor, schwang einen metallisch glänzenden Stab, traf damit Fran voll am Hinterkopf. Blut spritzte, verteilte sich als feines rotes
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