PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg
weiteres Mal die frappante Ähnlichkeit mit den Terranern zu Tage getreten war - und einen Enzephalographen an seinem Kopf montiert. Sich schlafend zu stellen, half Vardak also nichts. Sobald seine Gehirnströme anzeigten, dass er das Bewusstsein wieder erlangt hatte, würde sich Perry mit ihm befassen. Viel erwartete er sich allerdings nicht davon.
Die wahre Heldin, deren beherztem Eingreifen sie alle ihre Freiheit, wenn nicht ihr Leben verdankten, war mit einer Extraportion Katzenfutter belohnt worden.
»Das hat sie sich verdient. Obwohl Shimmi der Meinung ist, dass Schikago in den letzten Tagen an Gewicht zugelegt hat«, sagte Perry amüsiert. Er schnitt eine Grimasse. »Ich wollte, wir hätten keine größeren Sorgen.«
Je länger sie unterwegs waren, desto gedrückter wurde die Stimmung in der Zentrale.
Hatte Axx Cokroide noch getobt und sie alle als Nichtskönner beschimpft, als ihnen der Frachter auch nach der zweiten Etappe wieder um Haaresbreite entwischt war, so war der Botschafter nach dem dritten, im Endeffekt gleich verlaufenen Zwischenstopp in dumpfes Brüten verfallen.
Wie fette schwarze Wolken lagen Furcht und Frustration über dem Kommandostand und jeder einzelnen der vier Galerieebenen. Cokroides drohendes Schweigen ließ sich noch viel schwerer ertragen, als wenn er herumgebrüllt hätte. Niemand wagte, mehr als das absolut Notwendige zu sprechen, und auch das nur gedämpft.
Es war aber auch zu dumm! Dreizehn Schwere Sternenkreuzer, jeder davon mit einer Elitebesatzung von rund zwölfhundert Nodronen, schafften es nicht, den gekaperten Frachter einzufangen, der gerade einmal ein Drittel der Gesamtlänge eines Sternenkreuzers maß!
Aber die gegnerische Schiffsführung agierte, wie Pelmid zugeben musste, sehr geschickt. Die weitaus schlechteren Unterlicht-Beschleunigungswerte des Frachters wurden dadurch wettgemacht, dass die Flüchtigen ihren Verfolgern stets einen Schritt voraus waren; dass sie bestimmten, wann die Etappen zu Ende gingen. Eine exakte Synchronisation der Sternenkreuzer während des Linearflugs war unmöglich. Wegen der naturgemäß nicht völlig identischen Reaktions-zeiten der dreizehn Piloten verstreute sich die Flotte nach jedem unvermittelten Rücksturz über Lichtminuten. Bis sie sich wieder gesammelt und so weit formiert hatte, dass sie zum Angriff übergehen konnten, verschwand der Frachter bereits wieder im Zwischenraum. Wo er zwar bald darauf abermals von den Halbraumspürern erfasst wurde - aber das quälende, oft viele Stunden lange Warten begann von Neuem ...
Natürlich variierte der Gegner die Länge seiner Etappen; Pelmid hätte es nicht anders gemacht. Er hielt im Wesentlichen weiter Kurs Richtung Nodro und Galaktisches Zentrum, doch keineswegs auf der üblichen Route, mit den üblichen Zwischenstationen. Mal wechselte er bereits nach wenigen Dutzend Lichtjahren wieder in den Normalraum, mal reizte er die maximale Reichweite fast zur Gänze aus. Das verschaffte seiner Besatzung den Vorteil, dass sie sich die Ruheperioden einteilen konnten, während die Verfolger keinen Augenblick in ihrer Wachsamkeit nachlassen durften. Obwohl sich die Besatzungen im Schichtbetrieb abwechselten, zermürbte das; zumal die Kommandanten es nicht wagten, sich in ihre Kabinen zurückzuziehen, solange Cokroide in der Zentrale ausharrte. Also wurden reichlich Aufputschmittel eingeworfen, und in Folge dessen lagen die Nerven blank.
Schließlich ertrug Pelmid Sulcatob die Situation nicht länger. Sie war sich des Risikos wohl bewusst, als sie Cokroides Aufmerksamkeit mit einem Handzeichen auf sich lenkte.
»Du hast etwas zu sagen, Are'Nos?« Jedes Wort kam scharf wie ein Peitschenhieb. Synchron duckten sich sämtliche an den Pulten Beschäftigte.
Nur Pelmid hielt das Haupt hoch erhoben. »Ich möchte einen Vorschlag machen, Son'Trokete.«
»Du bist also mit unserer bisherigen Taktik nicht einverstanden?« - Was so viel bedeutete wie: Du erdreistest dich, mich kritisieren zu wollen?
»Wie sollte ich? Davon verstehe ich viel zu wenig«, wich sie aus. »Ich bin nur eine einfache Bordschützin. Aus dem beschränkten Blickwinkel einer solchen finde ich allerdings, dass sich unsere dreizehn Schiffe gegenseitig eher behindern als verstärken. Deren geballte Feuerkraft ist ja keineswegs nötig; viel wichtiger wäre, dass ein Einziges nahe genug an den Frachter herankommt.«
»Aber versuchen wir das denn nicht ohnehin nach jedem Wiedereintritt?«
»Mit Verlaub, Son'Trokete - nein.
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