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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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beobachten die weitere Entwicklung nicht nur aufmerksam, sondern auch mit einer gewissen Besorgnis. Und werden versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass dieses gewaltige Unterfangen tatsächlich gelingt.

8. Kapitel
    Die Ruhe in den Gängen war gespenstisch. Sie drang auf Axx Cokroide ein, gefährlicher als jedes Kampfgeräusch, bedrückender als die Schreie sterbender Noy. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten, um die Stille nicht mehr ertragen zu müssen.
    Niemand wagte sich in seine Nähe. In der Gesandtschaft von Nodro wimmelte es vor Noy, vor seinen letzten Getreuen, doch sie mieden ihn, als fürchteten sie seinen Zorn.
    War er nicht immer ein gütiger Herrscher gewesen? Und ein fairer, der stets auf das Wohl seines Volkes bedacht war?
    Dieses feige Pack!, dachte er und meinte damit auch die Nodronen, die ihn verrieten und zu Errek Mookmher überliefen, statt sich der großen Entscheidungsschlacht zu stellen. Lieber ein ehrenhafter Tod, auch in einem Bürgerkrieg, im Kampf Nodrone gegen Nodrone, als sich kampflos auf die Seite der Rebellen zu schlagen, alles aufzugeben, was er für sie aufgebaut hatte.
    Was war daran ehrenhaft?
    Und ausgerechnet Errek Mookmher! Seit drei Jahren tot geglaubt, eigentlich schon so gut wie tot, verrottet und verfault auf dem Straf-planeten Pembur, und nun kehrte er als Nachfolger der Zwillingsgötzen zurück, als den Cokroide sich ebenfalls sah, aber nicht allein, sondern mit mehreren hoch gestellten Clansführern und insgesamt 110.000 Einheiten des Empires! Mit Clansführern, die alle Nodronen, auch die Noy in seinen Schiffen, als Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kannten.
    Ist das der Anfang vom Ende?, fragte sich Cokroide. Alles, was er geschaffen hatte, auch für sein Volk, zerfiel ihm unter den Händen.
    Nein, bohrte ein quälender Gedanke tief in seinem Kopf. Der Anfang vom Ende ist schon viel früher gekommen, damals, als du einige Antworten auf die Fragen erhalten hast, die dich seit Jahrzehnten nicht nur beschäftigen, sondern geradezu quälen! Aber wie hättest du das erkennen können? Du hast es damals nicht begriffen, und du verstehst es auch heute noch nicht ganz!
    Er schrie auf, um die Stimme zum Verstummen zu bringen, und dachte an das Mandat der Götzen, das er damals so begehrt hatte.
    Damals, als die Zwillingsgötzen ihn noch nicht damit ausgezeichnet hatten. Damals.
    ***
    Axx Cokroide betrachtete nachdenklich das Mandat der Götzen, das rötlich irisierende, kostbare Siegel, die sechs Zentimeter durchmessende, münzartige Scheibe mit einer schematischen Darstellung zweier sich überlappender Köpfe, einer in perlmuttweiß, der zweite schwarz, die zum Zeichen seiner Macht geworden war.
    Es war nur eine Nachbildung, doch irgendwann würden die Götzen ihm das Echte verleihen, davon war er überzeugt. Das Mandat würde ihn berechtigen, überall in Vaaligo im Namen der Zwillingsgötzen zu handeln. Jeder Clansführer oder militärische Befehlshaber der Nodronen wäre ihm automatisch unterstellt.
    Ich habe es schon weit gebracht, dachte er. Ich habe fast alles erreicht, was ein Nodrone erreichen kann. Nur zwei Dinge sind mir bislang verwehrt geblieben. Das Mandat und das, woran mir am meisten liegt, wie mir jetzt klar ist.
    Ihm war erst klar geworden, was er verloren - oder niemals gewonnen - hatte, nachdem er sie längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.
    Der Schmerz wollte nicht schwächer werden, geschweige denn verschwinden. Sicher, er zog sich zurück, tief unter die Oberfläche, aber er blieb vorhanden, nagte unentwegt an ihm. Abends vor dem Einschlafen, morgens vor dem Aufstehen, in jenen dunklen Stunden zwischen Erwachen und Einschlafen, wagte er sich regelmäßig wieder hervor, wogte über ihn hinweg wie eine gewaltige Flut, riss ihn mit und unterwarf ihn, trieb ihn in die Gefilde der Lethargie, die ihn zu müde und schwach werden ließ, als dass er aufstehen, aber auch zu aufgewühlt, als dass er einschlafen konnte.
    Noch immer, dachte Axx. Wie lange ist es jetzt her?
    Zu lange.
    Er warf einen Blick auf einen der Spiegel, mit denen sämtliche Wände des Raums verkleidet waren, und sah einen groß gewachsenen, kräftigen Mann, dessen Gesicht von den Narben aus Dutzenden ritueller Zweikämpfe entstellt war. Wettergegerbte Haut, langes schwarzes Haar, Hände wie Pranken. Seine Handgelenke wurden von eisernen, fünf Zentimeter dicken, mit Ornamenten gravierten Bändern geschützt. Sein Schädel war kahl geschoren, das breite, flächige

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