PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
tust du mir das an?, dachte er.
Er beherrschte das Empire.
Ankya beherrschte ihn. Oder würde ihn beherrschen, falls sie es wollte.
Aber nicht einmal das wollte sie.
Sie drückte auf eines der Accessoires, die ihre Jaffage zusammenhielten, auf ein mit mehreren Edelsteinen besetztes goldenes Herz -wie passend, dachte er -, und die Schleier lösten sich voneinander. Axx glaubte, wieder das Schlagen von Vogelschwingen zu vernehmen.
Während die Schleier sich, noch immer leise raschelnd, um ihre Füße drapierten, musste er sich zwingen, sie nicht allzu offensichtlich anzustarren. Aber es gelang ihm nicht, er konnte den Blick nicht von ihr lösen, von den festen Brüsten, die für ihren schlanken Körper eigentlich viel zu groß waren, der schmalen Taille, dem dichten, gekräuselten Haar zwischen ihren langen, nahezu perfekt proportionierten Beinen.
Nun lächelte sie, oder verzog zumindest das Gesicht, doch mehr als eine spöttische Grimasse kam dabei nicht heraus. Sie trat aus den Schleiern heraus und drehte sich einmal um die Achse. »Bin ich nicht schon längst zu alt für dich? Im Cokroide-Clan munkelt man, dass du gern jüngere Frauen zu dir kommen lässt, ganz junge, Mädchen fast, mit Vorliebe Geliti. Weil du so gute Gespräche mit ihnen führen kannst, heißt es. Weil sie so einfühlsam sind und dich so gut verstehen, sagt man.«
Axx empfand eher Scham als Zorn. Der Stand der Geliti wurde fast ausschließlich von Frauen gebildet, die sich darauf spezialisiert hatten, mit ihrer den Männern überlegenen sozialen und psychologischen Auffassungsgabe die meist >männlichen< Streitigkeiten in einer für die Zivilisation verträglichen Art auszuräumen.
Und er sollte solche. Kommunikationsexpertinnen bevorzugen?
Dann wurde ihm klar, dass sie ihn lediglich provozieren wollte. Ganz junge Mädchen konnten keine Geliti sein, um in diesen Stand erhoben zu werden, war eine lange Ausbildung erforderlich.
»Warum?« sagte er.
Ankya sah sich in dem Raum um, ließ den Blick abfällig über die verspiegelten Wände gleiten und dann auf dem großen, breiten Diwan ruhen, der in der Mitte des Spiegelsaals stand und fünf Nodronen Platz geboten hätte. Sie ließ sich darauf nieder, legte sich auf den Rücken und spreizte die Beine.
Der Anblick erregte Axx Cokroide nicht im Geringsten, kam ihm lediglich obszön vor. Das war es wirklich nicht, was er wollte, sich erhofft hatte.
»Weil du mich hast kommen lassen. Weil du das Oberhaupt des Cokroide-Clans bist und jede Frau, die diesem Clan angehört, dir untenan sein muss. Nun nimm dir, was dein ist.«
Sie wusste genau, dass er das nicht gemeint hatte. »Warum hast du mich damals zurückgewiesen?« fragte er.
Sie sah ihn eine Weile an, schloss die Beine dann wieder, blieb aber auf dem Rücken liegen. »Weißt du das wirklich nicht?«
»Habe ich so abstoßend auf dich gewirkt? Hast du dich dermaßen vor mir geekelt?«
Sie lachte leise auf. »Abstoßend? Nein. Du warst ein sehr an-ziehender Mann, Axx, und es hätte mich schon gereizt, mich mit dir einzulassen. Du hast mich wirklich sehr beeindruckt. Aber. es war unmöglich.«
»Warum?« wiederholte er. Er verstand es nicht.
»Hast du es damals wirklich nicht begriffen?« schien sie seine Gedanken zu wiederholen.
Er schüttelte den Kopf.
»Es war unmöglich, weil ich damals mit Orser zusammen war.«
Er prallte buchstäblich zurück. »Mit. Jurzka?«
Sie nickte. »Er und ich, wir waren ein Paar. Und du.«
Und ich habe ihn getötet, dachte er. »Aber. nichts hat darauf hingedeutet. ich habe euch beobachtet.«
Und ob er das hatte! Er hatte auf kleine, versteckte Blicke geachtet, auf verstohlene Berührungen, leise geflüsterte Worte, verräterische Zeichen.
Nichts. Nicht einmal eine Andeutung hatte er mitbekommen. Er hatte wirklich gar nichts geahnt.
»Dann. dann warst du von Anfang an beteiligt? Dann hast du mit in der Sache gesteckt?«
Sie setzte sich auf, drückte die Beine zusammen, verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle sie ihre Blöße bedecken, nickte zögernd. »Ich glaube. sie alle waren beteiligt. Alle, jeder Einzelne, nicht nur Orser und Jundaii.«
»Wer?« fragte er, als sei alles andere plötzlich unwichtig. »Wer hat diese Aktion befohlen? Wer hat mich.« Er fand nicht das richtige Wort.
»Es war eine Prüfung. Du bist hohen Stellen aufgefallen, und sie wollten sich vergewissern, ob du.« Sie verstummte, zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich weiß es nicht«, sagte sie dann. »Man hat es mir
Weitere Kostenlose Bücher