PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
Donning:
Aufbauzeit
Ja, ich bin Jacorima Donning. Warum fragen Sie?
Na, das ist aber eine nette Überraschung! Sie sind doch diese berühmte Dings, Klatschreporterin, von dieser Dingssendung, nicht wahr? Kommen Sie nur rein in meine bescheidene Hütte, treten Sie näher. Vorsicht, bitte nicht umstoßen! Das ist eine Originalplastik von Zed Rustshov. Sie zeigt die Landung unserer Vorfahren auf Altera. Können Sie die Erhabenheit dieses Moments spüren, die sich über dieses einmalige Kunstwerk auf den Betrachter überträgt? Achten Sie auf die winzig kleinen Figürchen hier vorn; der Trupp unserer Gründerväter nimmt voll Stolz den Planeten Alter in Besitz. Symbolisch rammt man eine Flagge mit dem neu kreierten Symbol der elf Sterne und Streifen in den Boden, je einen pro gelandetem Siedlerschiff. Man gibt sich fröhlichen Gesängen hin und dankt dem Schicksal. Ergreifend, nicht wahr?
Sie meinen, dass diese Darstellung nicht ganz der Wahrheit entsprechen könnte? Aber, schöne Frau - was ist denn Wahrheit? Lediglich die Sicht aus einem ganz bestimmten Blickwinkel, nicht wahr? Tritt man bloß ein kleines Stück zur Seite, ändert sich augenblicklich die Perspektive.
Aber Sie und Ihr Holomann wollten mich sicherlich nicht wegen meiner Kunstsammlung besuchen, nicht wahr? Womit kann ich denn behilflich sein?
Ist das wahr? Tatsächlich? Schatzi, komm rasch her! Stell dir vor, ich wurde zum Alteraner des Monats gewählt! Das ist Porcia, meine Frau, meine Herzallerliebste. Ja, ganz genau, meine sechste Herzallerliebste, haha. Sie haben einen köstlichen Humor, Fräulein... Dingsbums.
Schatzi, da bist du ja. Sag schön brav Guten Tag zu unseren Gästen. Man will ein kleines Filmchen über mich drehen und nächsten Samstag im Hauptabendprogramm zeigen. Ist denn das zu fassen?
Nach all den Jahrzehnten...
Nein, also bitte - aus diesem Blickwinkel mag ich keine Aufnahmen. Da kommen meine Backenknochen ein wenig unvorteilhaft zur Geltung. Ja, so ist's besser.
Ich soll ein wenig über mich erzählen? Über meine Familie, über meine beruflichen Erfolge? Und ein paar persönliche Ansichten zur aktuellen Situation auf Altera möchten Sie auch von mir hören? Wie schmeichelhaft!
Nun, begeben wir uns in den Salon. Schatzi, kümmere dich darum, dass unsere Gäste eine Kleinigkeit zum Essen und zum Trinken bekommen. Bring vom guten Wein aus dem Keller, und ruf beim Feinschmecker an, dass er uns ein paar Longosten-Cocktails herrichtet. Bist ein Schatz, Schatzi.
Wo waren wir stehen geblieben?
Ach ja. Meine Familie. Nun - ich kann meinen Stammbaum zwar direkt bis zur Generation der Gründerväter zurückführen, aber da gibt es nicht allzu viel Rühmliches zu berichten. Es tut mir in der Seele weh, das sagen zu müssen; aber meine Vorfahren waren alle miteinander Taugenichtse, Anarchisten, Querulanten und Störenfriede. Über Jahrhunderte hinweg, so muss ich beschämenderweise sagen, haben sie sich unter Anwendung schmutzigster Mittel in die Politik eingemischt. Stets ging es gegen das Establishment. Nie wollten sie die Dinge so anerkennen, wie sie waren. Quertreiber waren sie, alle miteinander. Pfui!
Egal, ob sie Richard, Charles, Jameel, Syd, Sue oder Pog hießen, immer wieder standen ihre Namen für Widerstand, Chaos und Misslichkeiten. Ach, reden wir nicht mehr über die bösen alten Zeiten. Wie Sie sicher wissen, existieren heute noch Seitenlinien dieser unangenehmen Verwandtschaftsblase. Ich bin sozusagen das einzige weiße Schaf unter lauter schwarzen, haha! Doch genug gescherzt: Dass ich zu dem wurde, was ich heute bin, verdanke ich bloß meinem herzensguten Herrn Papa. Glauben Sie bitte nicht, dass seine Heirat mit meiner Mutter, die einer alten Han-Blutlinie der Qins entstammte, eine reine Zweckehe war. Ganz im Gegenteil! Die beiden liebten und verehrten sich bis an ihr leider allzu frühes Lebensende. Ich bin den beiden unendlich dankbar für ihre Güte - und auch für ihre Güter, haha, die sie mir hinterließen. Die finanzielle Freiheit erlaubte es mir, den Mühen des täglichen Arbeitslebens zu entgehen. Innezuhalten, die Dinge von ganz oben zu betrachten. Ich ließ mir jahrelang Zeit, erholte mich gleichsam von den Strapazen meiner Studienzeit und beobachtete, beobachtete, beobachtete.
Es gibt Gerüchte, ich wäre während dieser Zeit in diverse Kalamitäten gerutscht? Drogen, Partys, Orgien... Sehen Sie, meine Liebe, sobald man Erfolg hat, hacken die Neider auf einen ein. Die Wahrheit wird unter Schichten
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