PR TB 004 Sturz in Die Ewigkeit
lebendig
wiederzusehen."
"Und - rächen können wir uns nicht mehr?"
Ro-Ter schüttelte den Kopf.
"Es ist technisch unmöglich - außerdem hätte
es wenig Sinn. Auch wenn wir alle sterben, soll es Überlebende
unserer Rasse geben. Und wenn sie Verräter sind. Ihre Nachkommen
werden einst über die Tat Gar-Los zu richten haben. Wichtig ist
nur, daß es Nachkommen gibt."
Die letzte Nacht verging langsam.
Von den zehn heranrasenden Geschossen konnten drei vernichtet
werden, die anderen sieben durchbrachen den Ring der Schiffe und
eilten ungehindert weiter. Ein weiteres wurde angeschossen und am
Steuermechanismus beschädigt. Es wich vom Kurs ab und traf
später einen von Altans Monden. Aber es gab niemand mehr, der
das hätte registrieren können.
Außer Ellert.
Mal-Das und Ky-Ser leiteten im Auftrag des Präsidenten die
Evakuierungsmaßnahmen. Die Arsenale faßten insgesamt mehr
als eine Million Menschen. Viel zuwenig, um beruhigend zu wirken,
aber immerhin genug, um ein eventuelles Fortbestehen der Rasse zu
garantieren. Wenn die Arsenale sicher genug waren.
Dann, kurz vor Mittag, kehrte Mal-Das an die Oberfläche
zurück.
Er stand auf dem gleichen Plateau, von dem aus seine Flucht
begonnen hatte. Er hatte darauf verzichtet, in dem Arsenal einen
Platz zu erhalten. Unter freiem Himmel wollte er das Ende miterleben.
Denn er wußte, daß es keine Rettung für Altan mehr
gab. Ellert hatte es ihm verraten.
Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war warm. Ro-Ter saß
in seinem Palast. Auch er hatte sich geweigert, den Bunker
aufzusuchen, aber nicht weil er die
Katastrophe für endgültig ansah, sondern weil er mit
seiner Schuld nicht weiterleben wollte.
Mal-Das seufzte.
"So wird unsere Welt untergehen, wie es einst geweissagt
worden war. Ich hätte niemals gedacht, daß sie von uns
selbst zerstört würde."
"Das ist das Schicksal der meisten Zivilisationen - sie
richten sich selbst zugrunde." Ellert dachte an die Erde der
fernen Zukunft und sah die Parallele. Wie leicht hätte es auch
da eine Katastrophe geben können, als alle Nationen die
Atombombe besaßen. "Aber deine Rasse wird nicht
untergehen. Man wird Gar-Lo vergessen und neu beginnen. Altan wird
zur Legende, die Jahrmillionen überdauert. Du kannst mir
glauben, denn ich kenne die Zukunft. Ich kam aus ihr."
Mal-Das begriff nicht alles, was Ellert ihm sagte. Er konnte nur
ahnen, was gemeint war. Er sah auf die Uhr.
"Bald ist es soweit. Wie wird es geschehen?"
"Ich weiß es nicht, denn ich kenne nur das Resultat.
Ich habe es dir geschildert. Vielleicht trifft eine der Raketen ein
Arsenal und detoniert dort mitten zwischen den gestapelten Vorräten.
Die Wucht der Explosion könnte sehr gut einen Planeten
auseinanderreißen."
Mal-Das setzte sich auf einen Stein.
"Es wird so schnell gehen, daß ich es nicht bemerke.
Aber du - was ist mit dir?"
Ellert zögerte.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht werde ich meine
Wanderung fortsetzen, vielleicht werde ich auch versuchen meine
Heimat - und meine Zeit - wiederzufinden."
Mal-Das sah hinauf in den Himmel, als glaube er, die Raketen
entdecken zu können.
"Wie lange noch?"
"Jeden Augenblick, Mal-Das. Hast du Angst vor dem Tod?"
Mal-Das schüttelte bedächtig den Kopf.
"Nein, ich habe keine Angst, aber ich fühle Bedauern.
Man hätte noch so viel tun können."
"Das glauben alle, wenn sie sterben müssen. Man ist
überzeugt, so viel versäumt zu haben. Aber du hast alles
getan, was getan werden konnte. Daß du keinen Erfolg hattest,
ist nicht deine Schuld. Deine Welt wird vergehen. Es bleibt nichts
mehr zu tun, Mal-Das."
Eine leichte Erschütterung ging durch den Boden. Dann eine
zweite, und noch eine. Wie ein weit entferntes Erdbeben, nicht mehr.
Dann folgten weitere Erschütterungen, die jedoch heftiger waren.
"Sie haben getroffen", sagte Mal-Das und stand auf. "Man
kann fast nicht glauben, daß sie die Ursache des Sterbens
sind."
Ellert kam nicht mehr dazu, dem Altaner zu antworten.
Unter den Füßen Mal-Das' bäumte sich der Felsen
auf. Plötzlich verdoppelte und verdreifachte sich die
Schwerkraft und ließ den Altaner zusammensacken. Fest gegen den
Boden gepreßt; konnte er sich nicht mehr rühren.
Gleichzeitig kam ein
Sturm auf, der aber nicht von Westen oder Norden kam, sondern
senkrecht von oben. Es wurde schnell kälter. Der Himmel, bisher
klar und blau, wurde dunkler. Als die ersten Sterne neben der Sonne
schimmerten, begriff Ellert, was geschehen war.
Mal-Das starb, ohne zu wissen, wie er
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