PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes
weiß
gestrichen, und auf diese Fläche projizierte ein Apparat das
Bild des violetten Mondes. Die Darstellung war naturalistisch und
mystisch zugleich.
Das Schiff - der violette Mond - schwebte über dem planetaren
Mond und sah gefährlich und drohend aus. Der Sternenhimmel war
naturgetreu wiedergegeben worden; eine vollkommene Montage,
hergestellt in den fotografischen Abteilungen Asteroiden. Die Männer
starrten das Bild an, während Anahay erklärte.
„Dies soll mein Zauber sein. Heute, mitten in der Nacht,
wird sich euren Augen dieses Bild bieten. Das ist das Wunder des
violetten Mondes, der erscheinen wird. Wartet, und andere Bilder
werden kommen.“
Der Projektor wechselte nach einer Viertelstunde.
Man sah den Tempelplatz, der jetzt nicht mehr eine Ansammlung von
Ruinen und wucherndem Unkraut war, sondern eine vollkommene Zeichnung
eines strahlend neuen Raumhafens. Schiffe standen umher, und
schlanke, farbige Bauten erhoben sich, überragt von einem
gewaltigen Sendemast. Auf dem Boden konnte man Traktoren erkennen,
Schlepper und Lasten. Straßen erstreckten sich bis zum
Bildrand, und Flugapparate und Gleiter waren in der Luft.
„Was ist das, Weiser?“ fragte einer der Häuptlinge.
Anahay erklärte es langsam und mit lauter Stimme.
„Wenn heute nacht der fremde König landet, werden wir
ihm entgegengehen und ihm die Hand schütteln. Er wird euch noch
schönere Dinge erzählen, als ich es kann. Und eines Tages
wird er wiederkommen mit vielen Dienern und metallenen Tieren, und
hier wird eine neue, strahlende Stadt entstehen. Und fremde Menschen
kommen und reden mit euch, und das Leben wird schön und leicht.
Wartet auf heute abend.“
Das letzte Bild, ehe das Licht erlosch, war Anahay, der neben dem
fremden König stand, einer gelungenen Aufnahme von Scott
Rhettnys, und mit ihm sprach. Dann verließ Anahay das Schiff,
um zu schlafen.
Während des Tages erfüllte fieberhafte Tätigkeit
das weite Rund zwischen den Ruinen und dem Schiff. Anahay hatte, um
die Gedanken der Häuptlinge zu beschäftigen, eine weitere
Prophezeiung gemacht. Die eintausendachtundfünfzig Herrscher
beschäftigten ihre Krieger damit, eine breite Gasse zu schaffen.
„Hier wird sich der violette Mond niedersenken“, sagte
der Wanderer und deutete auf einen Platz, der sich für die
Schiffsladung förmlich anbot. „Von hier bis zu den vier
Hütten und dem großen Feuerplatz ist eine Gasse zu ziehen,
daß der fremde König nicht stolpert. Und hier in dem
Sessel wird er Platz nehmen.“ Zwei reichverzierte Sessel, die
im Laderaum des Schiffes gestanden hatten, waren herausgebracht
worden. Sie stellten Arbeiten der Techniker des Asteroiden dar;
farbenprächtiger Stoff war über hochverchromtes Metall
gespannt worden -der gewählte Vertreter Amboinas und Scott
Rhettnys würden darauf sitzen. Und einige tausend Krieger
arbeiteten schwitzend, um eine breite Bahn in Unterholz und Gras zu
schlagen. Die anderen Krieger waren auf der Jagd und auf Wassersuche;
die Unmenge von Menschen mußten versorgt werden. Noch während
er über die letzten Arbeiten nachdachte, schlief Anahay ein.
Dschungelvölker... sie lebten in einer Welt, die aus Märchen
und Naturgewalten bestand. Die Erde war fern, ferner als auf Dongsoni
und auf Whaiang Madira. Die Gedanken an die terranische Kultur und an
den Planeten selbst waren verborgen unter zweihundertfünfzig
Jahren Vergangenheit und lebendiger, eindringlicher Gegenwart. Es
würde schwer sein und lange dauern, diese Menschen wieder Terra
anzunähern.
Sie würden lesen lernen müssen, schreiben und versuchen,
sich der vielfältigen Neuigkeiten zu bedienen.
Aberglaube war auszurotten.
Barbarische Bräuche... Mehrehe und Sklaventum... Zauber und
Mythen würden verwendet werden, um das Millionenvolk wieder zu
Mitgliedern der terranischen Welten zu machen.
Die Zeit verstrich, und Anahay schlief.
Das Verhängnis schlich um die Grashütten; es schlich
umher in der Gestalt Lakebavos, des alten Schamanen. Er hetzte
unterstützt von einigen alten Schamanen anderer Stämme, den
jungen Herrscher gegen Anahay auf.
„Wo sind die unermeßlichen Schätze im Innern des
Tempels, Herrscher?“ fragte der Schamane und lachte kurz. „Wo
sind sie?“
„Sie werden kommen - später!“ sagte der Häuptling
und sah Lakebavo scharf an. Der Mann schien die Warnung nicht zu
bemerken, die in diesem Blick lag.
„Haben dich die anderen Herrscher schon zu ihrem
Oberhäuptling gewählt?“ fragte Lakebavo.
„Nein. Du
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