PR TB 018 Raumkapitän Nelson
schießen, Pa!” klang es kläglich.
Aus dem Halbdunkel schälte sich eine fünfundachtzig
Zentimeter große, rundliche Gestalt. Die unglaublich langen,
grotesk wirkenden Füße patschten aufden Gangboden, und
dergroße runde, von dunkelblauer pergamentener Haut überzogene
Kopf mit den grünen Schlitzaugen pendelte hin und her.
An dem großen “F” auf der Brust des Heizanzuges
erkannte Guy seinen Adoptivsohn Franklin. Anders waren die Kinder
nicht zu unterscheiden. Auf Franklins Schulter hockte Murgh, der
Murgh.
Guy rannte auf Franklin zu und betastete ihn besorgt.
“Was treibst du dich hier herum, während der Meiler
durchgeht? Du hättest eine Strahlenverbrennung bekommen können.”
“Ich habe schon aufgepaßt, Pa”, sagte Franklin und
spreizte die beiden Daumen der Rechten, eine typische herablassende
Hoviat-Geste. “Wenn Murgh nicht gewesen wäre, dann…”
Er beendete den Satz nicht.
Guy starrte den Adoptivsohn aus hervorquellenden Augen an.
“Was? Willst du damit andeuten, Murgh hätte das Schiff
gerettet?”
“Nun…” Franklins pergamentene Gesichtshaut bekam
einen helleren Schimmer. “Er hat mir zumindest dabei geholfen.”
Guy trat von einem Bein auf das andere. Er wußte nicht, was
er zu den Worten des Hoviat-Kindes sagen sollte. Was Franklin
erzählte, war Irrsinn.
Aber Guy scheute sich, den Jungen schroff anzufahren, nachdem alle
knapp dem Tode entgangen waren.
“Was habt ihr getan?” fragte er mit rauher, kaum seinem
Willen gehorchender Stimme.
Jetzt schien die Reihe an Franklin zu sein, verlegen zu werden.
“Ach, Pa! Ich glaube, es war mehr Zufall. Wir befanden uns im
zentralen Feldleitungsverteiler, als der Meiler immer lauter wurde.
Ich glaubte, erwürde explodieren. Da habe ich Murgh, weil ich
selbstzu klein war, aufden Manuellschalter der Hypersprung-Bedienung
geschickt. Es dauerte ziemlich lange, ehe er das tat, was ich wollte.
Wir mußten ja gleichzeitig handeln. In dem Augenblick, in dem
Murgh sich auf den Schalter setzte und ihn mit seinem Gewicht
herunterdrückte, mußte ich die ganzen Leitfelderfür
Energie zusammenschließen - und die Taste dafür ließ
sich nur ganz schwer drücken.” Unschuldig sah er zu Guy
auf. “Ist etwas passiert, Pa?” fragte er. “Eine ganze
Menge”, murmelte Guy. “Die H. B. M. ist noch einmal
davongekommen, aber offenbar hat sie einen unkontrollierten
Hypersprung vollführt.”
Mit einer Handbewegung bedeutete er dem Jungen, sich zu entfernen.
Leise sagte er dann zu George:
“Und das Rätselhafteste, was passiert ist, ist Franklins
Handlung. Oder wäre einervon uns beiden aufdiesen Einfall
gekommen?”
“Nein, Sir”, erwiderte George. “Die Vorschriften
besagen, daß eine solche Schaltung zu unterlassen ist.
Normalerweise hätten die Feldleiter, auch wenn sie gebündelt
waren, unter dem viel zu hohen Energieimpuls zusammenbrechen müssen.”
Guy nickte. Nachdenklich sah er in die Richtung, in der Franklin
verschwunden war.
“Wahrscheinlich hat der Bengel nur herumprobiert”,
flüsterte er, “aber auf jeden Fall muß er dadurch
eine Schaltung herbeigeführt haben, die selbst die besten
Positroniken noch nicht kennen …”
Guy Nelson erhob sich von dem Sitz vor der Bordpositronik. Er
schwankte sekundenlang vor Erschöpfung und mußte sich
festhalten, um nicht umzufallen.
Mabel sah ihn furchtsam an.
Guy lächelte verzerrt.
“Gelungen! Ich habe unsere Position berechnen können.
Wir befinden uns in der Nähe des galaktischen Zentrums. Die
Sternenballungen hier haben wahrscheinlich den Hypersprung beeinflußt
und uns sozusagen gelenkt.” “Gott sei Dank!” Mabel
seufzte erleichtert.
Guy schlurfte gebeugt aufden Pilotensessel zu. Neben Mabel
angekommen, wandte er sich zu ihr um.
“Nicht zu früh jubeln, Kind. Wir stehen etwa
achtundzwanzigtausend Lichtjahre von unserem Ziel, Rundown, entfernt
- und gut einunddreißigtausend Lichtjahre von Terra. Dazu sind
durch das Manöver
unsere Sprungfeldgeneratoren derartig überlastet worden, daß
ich ihnen keinen Sprung überfünfzig Lichtjahre hinaus
mehrzutraue.”
“Aberwir können doch nicht hierbleiben, Guy!”
Guy reckte sich. Seine Schultergelenke knackten.
“Keine Sorge, Mabel. Irgendwo in der Nähe wird es schon
eine Welt geben, auf der wir Linden und das Schiff in Ordnung bringen
können. Ein Nelson gibt niemals auf!”
“Sonst hätte er seine Lady Hamilton nicht gekriegt”,
plärrte Richard dazwischen.
Guy grinste breit. Erst dann schien ihm
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