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PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

Titel: PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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strafenden Gottes. Siehst du den Kopf?«
    Yser nickte. Er war, da alles vorüber zu sein schien, mehr
als müde. Fünfzig Tage im Sattel lagen hinter ihm, fünfzig
Tage, an denen sie geritten waren, Proviant schössen, die Tiere
versorgten, die sich als Fleischfresser entpuppt hatten, und die
Ausrüstung zusammengehalten hatten. Alles während der Zeit,
da der sichelförmige Schatten des Wächtervogels um ihr
Lager gekreist war und sie unmerklich hierher geführt hatte.
    »Ich sehe ihn. Wer hat ihn aufgestellt?« Yser sah sich
nach Keenra um. Sie schien aufrecht im Sattel zu schlafen. Thoogr
zuckte die Achseln. Einer seiner Männer hatte inzwischen einen
Krug und drei goldfarbene Gläser gebracht. Yser überlegte.
Er und Thoogr hatten eine ungebräuchliche Form des Arkonidischen
gesprochen: Altarkonidisch, das nur noch in wenigen Aufzeichnungen
verwendet worden war. Yser kannte aus seinen Studien für einen
seiner Fernsehvorträge die Hauptvokabeln dieses Dialekts. Er
sprach langsam und wohlüberlegt, als er sagte:
    »Helft Keenra aus dem Sattel. Gebt ihr zu trinken und ein
Lager. Versorgt auch die Tiere und die Ausrüstung. Bitte…!«
    Thoogr Winkte mit der Rechten und hielt Yser einen gefüllten
Becher hin. Die Jäger hoben Keenra aus dem Sattel; sie ging
langsam zu Yser und stützte sich auf seine Schulter. Er streckte
seinen Arm aus und hielt sie fest.
    »Hier«, sagte er halblaut. »Der dritte Becher
ist für dich.«
    Sie tranken.
    »Ich werde das Frauenhaus räumen lassen«, sagte
Thoogr. »Die Frauen sollen zu ihren Eltern oder Großeltern
gehen, so lange ihr hier wohnen wollt. Ich bringe euch hin.«
    Zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Müdigkeit und dem
belebenden Prickeln des alkoholischen Getränkes, gingen Keenra
und Yser mit Thoogr. Er führte sie durch den ersten Gebäudering
auf ein Haus zu. Helles Licht flutete aus den Eingängen, fiel
über die Stufen in den Sand.
    »Hier!« sagte Thoogr einfach. »Ich werde morgen
auf euch warten. Ihr werdet mit mir essen?«
    Yser nickte. Er brachte Keenra ins Haus. Am Rand seines
Blickwinkels sah er, wie die sechs Cavans weggeführt wurden;
Jäger kümmerten sich um ihre Tiere. Das Haus war auf
wuchtigen Pfosten aus Bruchstein errichtet, besaß elektrisches
Licht und viele Räume, in denen sich niedrige Lager befanden,
zierliche Schränke und fellgepolsterte Stühle. Farbige
Matten, Spiegel und Beleuchtungskörper, denen man die Handarbeit
ansah, lagen, hingen und standen herum. Das Bad war aus
hartgebrannten Ziegeln, besaß eine Dusche und mehrere Wannen,
Hähne und Armaturen aus Stahl. Yser war zu müde, um sich zu
wundern.
    Er wusch sich flüchtig und vergewisserte sich später,
daß Keenra schlief. Dann suchte er nach den Schaltern, legt sie
herum, und die Dunkelheit breitete sich aus. Sie schliefen wie
Kinder; tief, traumlos und gut.
    Thoogr hatte etwas von jener unwirklichen Eleganz alternder
Männer, die in ihrer Jugend mehr als kraftvoll gewesen waren.
Jetzt war alles ausgeprägt, zur Persönlichkeit geworden.
Der muskulöse Oberkörper, tiefbraun gebrannt und von vie
len kleinen Narben durchzogen, die eine hellere Farbe zeigten, lehnte
an einem verzierten Pfosten. Das Haar war tiefbraun und sehr kurz. Es
lag wie eine samtene Kappe am länglichen Schädel. Das Kinn
zeigte die unbeugsame Stärke des Willens; nur die Augen paßten
nicht. Die rotgetönte Iris und die weiten Pupillen schienen
Träume zu verbergen; Vorstellungen, die über das Maß
jener Wirklichkeiten hinausgingen, die das Leben des riesigen
Jägerstammes ausmachten. Thoogr hatte die Knie angezogen, die
kräftigen Hände mit den zahllosen Pigmentflecken
verschränkt und saß auf den Stufen des Frauenhauses. Er
wartete auf Keenra und Yser. Geräusche und Stimmen sagten ihm,
daß die Fremdlinge bald heraustreten würden in die Helle
des Morgens. Sie kamen. Thoogr stand auf und streckte beide Hände
aus.
    »Ihr seid ausgeruht?« fragte er. Sie stimmten zu. Yser
fühlte sich großartig. Die sechzig Tage, sechzig mal
achtundzwanzig Stunden voller unbekannter Gefahren und pausenlosen
Herausforderungen, hatten einen Mann aus ihm werden lassen, der seine
Kräfte genauestens abschätzen konnte. Ruhe und Überzeugung
strömten von ihm aus, Wissen und Kenntnisse. Thoogr führte
sie zu einem runden Tisch unter dem überhängenden Dach des
Klanhauses. Dünne Holzbretter lagen darauf, Messer und Löffel
und flache, holzgeschnitzte Schüsseln. »Das ist Teil
unserer Kultur«, begann Thoogr, »die auf

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