PR TB 026 Die Fischer Des Universums
meldet sich zurück. Darf ich
vorstellen.« Er neigte den Kopf in Richtung der Biologin.
»Extrabiologin Anna Pastuchaja - Kapitän Aissa Bhugol.«
Aissas Stirn furchte sich.
»Verzeihen Sie mir, Madam, wenn ich Sie nicht ganz ohne
Bedenken willkommen heiße. Es ist auf Kontaktschiffen nicht
üblich, Frauen anzuheuern. Aber es wäre unfair, Sie für
Frangois' Dummheit büßen zu lassen.«
»Einen Augenblick ... !« sagte Frangois gedehnt.
»Erstens einmal: Du solltest froh sein, daß ich überhaupt
Ersatz für unseren pensionierten Fu-Yang gefunden habe -und
zweitens hast du mir selbst befohlen, Miß Pastuchaja
einzustellen.«
Aissa wölbte die Brauen.
»Jawohl!« bestätigte Frangois. »Beim
letzten Visiphongespräch fragtest du nach einem Biologen und
befahlst mir, ihn sofort einzustellen.«
»Ja, hör einmal!« erwiderte Aissa entrüstet.
»Woher sollte ich wissen, daß der Biologe eine Frau ist!«
»Ja, woher solltest du das wissen ... !« entgegnete
Frangois ironisch. »Wenn du mich nicht ausreden ließest.
Das nächste Mal wirst du mich wahrscheinlich bis zu Ende
anhören. Außerdem hat Miß Pastuchaja die besten
Zeugnisse. Sie besitzt sogar das kleine Raumfahrtpatent.«
In Aissas Augen leuchtete es auf.
»Herzlichen Glückwunsch, Madam!« Er zuckte die
Schultern. »Ich sehe, das Schicksal war auf Ihrer Seite, als
ich anrief. Dennoch ist mit Ihrer Ankunft ein Prinzip durchbrochen
worden, das sehr wohl einen Sinn hat. Fassen Sie es bitte nicht
persönlich auf, wenn ich Ihnen sage, daß Frauen auf einem
Kontaktschiff nichts zu suchen haben. Jedenfalls nicht dann, wenn die
übrigen Besatzungsmitglieder ausschließlich Männer
sind. Aber nun sind Sie einmal hier. Außerdem brauchen wir
tatsächlich einen Biologen, und wir können den Start nicht
mehr verschieben.«
Er machte eine Pause, strich über sein glatt nach hinten
gekämmtes schwarzes Haar und lächelte schwach.
»Willkommen an Bord, Anna. Nennen Sie mich Aissa. Ich hoffe,
Sie lassen sich nicht von einem Windhund wie Frangois den Kopf
verdrehen. Und nun kommen Sie. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich
möchte Sie noch den übrigen Besatzungsmitgliedern
vorstellen.«
Samuel Peck war ein zur Fettleibigkeit neigender, glatzköpfiger
alter Herr. Aissa stellte ihn als Kyberno-Mathematiker der LANCET
vor.
Das nächste Besatzungsmitglied war nur über Interkom zu
erreichen, da es sich im Maschinenraum. aufhielt. Benjamin Tinskin
blickte mit maskenhaft starrem Lächeln vom
Bildschirm. Seiner Sprache fehlte nicht nur jeglicher Dialekt,
sondern auch jener Hauch von Individualität, der gemeinhin die
Sprache eines jeden Lebewesens auszeichnet. Er schien nicht im
geringsten überrascht zu sein, eine Frau an Bord der LANCET zu
erblicken.
Anna fror innerlich, als sie mit Ben sprach, Sie übersah
allerdings die bedeutsamen Blicke, die sich Aissa und Frangois hinter
ihrem Rücken zuwarfen. Sie hätte sie ohnehin nicht deuten
können, noch viel weniger das spöttische Lächeln des
Kapitäns.
»Ist das ... die ganze Besatzung gewesen?« fragte sie
unsicher, nachdem Bhugol keine Anstalten traf, ihr noch jemanden
vorzustellen.
Aissa nickte.
»Fünf Personen. Das hat bisher genügt, und es wird
auch weiterhin genügen, denke ich. Je weniger Menschen, desto
weniger Fehlerquellen. Außerdem nimmt die Expeditionsausrüstung
einen großen Teil des verfügbaren Raums ein.«
Er sah auf die Uhr.
»Noch zehn Minuten. Bitte nehmen Sie alle Ihre Plätze
ein. Gestatten Sie, Anna, daß ich Ihnen Ihren Platz anweise!«
Der Kommandostand der LANCET glich in der Form einer
unsymmetrischen Halbkugel. Unmittelbar vor den Kontrollbänken
wölbte sich die Wand nach außen und wurde von einem
einzigen großen Bildschirm eingenommen - dem Frontschirm. Links
befand sich die ebenfalls nach außen gewölbte Seitenwand
mit dem Hauptschott, rechts bog sich die Schaltwand der
Bordpositronik leicht nach innen. Dort saß Samuel Peck in
seinem Spezialsessel.
Anna erhielt den Kontursitz zur Linken des Kommandantensessels.
Sie schnallte sich mit Bewegungen an, die Sachkenntnis und Erfahrung
verrieten. Währenddessen überprüfte Frangois noch
einmal die programmierte Kursautomatik.
Bhugol hatte das Zählwerk eingeschaltet und verfolgte mit
gespanntem Gesichtsausdruck den Lauf des Sekundenzeigers. Als
sämtliche Klarmeldungen eingegangen waren, blieb noch eine
Minute Zeit. Aissa befahl Ben, die Konverterkammern warmlaufen zu
lassen. Gleich darauf drang ein tiefes Brummen an seine Ohren.
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