PR TB 036 Die Katakomben Der Besessenen
Verzögerungsladung ab, die die Wachroboter zu
nutzlosem Metall zerschmolz, ohne den Eingang zu verschütten.
Logischer Schluß daraus: Die Maarn hatten keine Feinde.
Aber diesen Schluß hielt Omar für verfrüht. Eine
Rasse, die andere Welten bedrohte, konnte sich nicht darauf
verlassen, daß niemand zurückschlagen würde. Es mußte
noch andere Sicherheitsmaßnahmen geben, von denen nur noch
nichts zu sehen war.
Die b eiden Fahrzeuge verzögerten, nachdem sie etwa tausend
Meter tief in eine unterirdische Anlage eingedrungen waren. Kurz
danach wand sich die Fahrbahn in Form einer langgezogenen Spirale
nach unten. Omar versuchte, die Tiefe zu schätzen. Er kam auf
zweihundert Meter. Die Spirale endete in einer Art Garagenhalle.
Hunderte gleicher Fahrzeuge standen dort, sauber ausgerichtet und von
Robotposten bewacht. An den Wänden blinkten rote Leuchtscheiben.
Niemand kümmerte sich um die einfahrenden Gleiter. Die
Roboter, die nun selbst die Steuerung übernommen hatten, parkten
ihre Wagen am Ende der linken Reihe. Ein Roboter stieg aus und ging
zu einem Telekom an der Wand. Er sprach etwas ins Mikrophon, das Omar
von seinem Platz aus nicht verstehen konnte. Wenige Minuten darauf
öffnete sich ein Schott. Eine große Antigravplatte mit
blau flammendem Blinklicht schob sich heraus. Roboter schwangen sich
herab und nahmen die geschockten und verwundeten Maarn in Empfang.
Sie legten sie auf die Antigravplatte und verschwanden wieder.
Der Roboter vor Omar wandte sich um.
„Sie werden gebeten, auszusteigen und uns zu folgen,
Trath-Looh!“ sagte er bestimmt.
Stumm erhob sich der Oxtorner und pfiff seinem Okrill. Sherlock
watschelte scheinbar unbeholfen hinter ihm her. Dabei ließ er
jedoch seine Zunge mehrmals vor- und zurückrollen, als wollte er
damit sagen: Wenn du willst, zerblase ich die Maschinen zu Staub.
Omar schüttelte den Kopf und lächelte undefinierbar.
Er war nicht hierhergekommen, um zu vernichten.
Seine Aufgabe lautete anders. Und vielleicht befand er sich dicht
vor dem Ziel.
Die Roboter kümmerten sich nicht weiter um ihn. Sie schienen
anzunehmen, daß ihr „Gast“ keine Möglichkeit
zur Flucht besaß - oder vielleicht auch, daß er gar nicht
die Absicht habe, zu fliehen.
Als sie dicht vor der hinteren Schmalseite der Halle ankamen
öffnete sich automatisch eine kleine, rechteckige Tür.
Weiches, rötlichgelbes Licht fiel heraus aus dem Gang.
Aber noch etwas anderes kam von dort.
Omar erstarrte, als er das unartikulierte Gebrüll hörte,
das aus dem Gang erscholl. Es hörte sich an, als kämpften
Hunderte halbintelligenter Wilder auf Leben und Tod.
Sherlock öffnete den Rachen und ließ ein dumpfes
Grollen ertönen. Die Augen des Okrill funkelten wie
reflektierende Diamanten.
„Hiih, Sherlock!“ murmelte Omar beklommen. „Nur
mit der Ruhe, Alter!“
Doch auch er spürte die Erregung heiß in seiner Kehle
aufsteigen. Seine Hände lagen auf den Kolben der beiden Waffen,
in den Gürtelhalftern. Er hatte Angst, aber nicht etwa Angst um
sich selbst, sondern davor, auf andere Lebewesen schießen zu
müssen, die keine Ahnung von der furchtbaren Wirkung eines
Impulsstrahlers besaßen.
Er hielt sich in einigen Schritten Abstand hinter den Robotern.
Sherlock lief neben ihm her und fauchte ab und zu. Im Gang stürzte
das Gebrüll wie eine Woge über ihnen zusammen. Es schien
von überallher zugleich zu kommen.
Und dann sah Omar die Wesen, die die grauenhafte Schreie
ausstießen.
Er erstarrte, als er den ersten Blick durch die Gitterstäbe
warf, die in der Wand eingelassen waren.
Das Wesen in dem Käfig sah ihn, warf sich gegen das Gitter
und spie ihn an. Zerschundene Hände krallten sich um die Stäbe.
Aus einem fürchterlich verzerrten Gesicht glühten irre
Augen.
Omar Hawk hatte Mühe, in dem Tobenden einen Maarn zu
erkennen.
Er schluckte und wischte sich den Geifer vom Gesicht. Der Maarn
hinter den Gittern schrie nicht mehr; er winselte nur noch. Schaum
trat aus dem geöffneten Mund. Langsam sank das Wesen an den
Gitterstäben zu Boden.
Omar wandte sich ab -und sah auf der gegenüberliegenden Seite
einen weiteren Käfig. Auch darin schrie und tobte ein Maarn. Und
so weit der Gang reichte, reihte sich Gitter an Gitter, warfen sich
tobsüchtige Maarn gegen die Stäbe, schrien und brüllten
und gurgelten und spien ihren Geifer auf den Boden des Ganges.
Der Oxtorner fühlte das Grauen seinen Nacken entlangkriechen.
Gewiß, die Schule des Geheimdienstes hatte ihn noch härter
gemacht
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