PR TB 036 Die Katakomben Der Besessenen
Offenbar waren die Roboter auf die
Ausgebrochenen aufmerksam geworden und lahmten sie, um sie
anschließend wieder in ihre Zellen zu sperren. Dann würden
auch hier bald Roboter auftauchen.
Er packte die drei Bewußtlosen und verbarg sie hinter der
Sesselgruppe, damit niemand auf den Kampf aufmerksam wurde, der sich
hier abgespielt hatte.
Danach pfiff er dem Okrill und lief durch die Tür, aus der
die flüchtenden Maarn gekommen waren.
Es mußte von diesem Gebäude aus einen Zugang zu den
Katakomben geben.
5.
Allan D. Mercant saß mit geschlossenen Augen in einem
Sessel. Der Sessel stand im Büro vom Leiter des TerraInstituts
auf Oxtorne. Professor Gautier lag noch immer in der Klinik, auch
wenn er sich bereits auf dem Wege der Genesung befand.
Mercants Lider zuckten nervös. Der Chef des Galaktischen
Abwehrdienstes schien von den Ereignissen auf der
Extremwelt Oxtorne überhaupt sehr mitgenommen zu sein. Sein
Gesicht wirkte grau und eingefallen. Tiefe Schatten lagen unter den
Augen. Die Finger trommelten auf den Sessellehnen.
Er fuhr erschrocken auf, als der Dienstroboter das Zimmer betrat.
Die Maschine trug ein Tablett. Nacheinander stellte sie die Kanne mit
Kaffee, Zucker, Milch und eine Tasse auf den Schreibtisch. Schweigend
goß sie den Kaffee ein. Dann neigte sie den unverkleideten,
metallenen Schädel.
„Ihr Kaffee, Sir!“
Allan D. Mercant nickte und murmelte etwas, das selbst die
hochempfindlichen Sinne des Roboters nicht verstehen konnten. Die
Maschine verneigte sich abermals und verließ nahezu lautlos das
Büro.
Der Abwehrchef lehnte sich wieder zurück. Er rührte den
Kaffee nicht an. Er rauchte auch keine Zigarre, wie er es sonst zu
tun pflegte, wenn er mit einem schwer lösbaren Problem
beschäftigt war.
Sein Blick fiel auf die Kalenderuhr an der Wand. Sie zeigte zwei
verschiedene Zeiten an: den 10. Dezember des Jahres 2369 terranischer
Zeitrechnung - und den 6. Gamma des gleichen Jahres.
Diese unterschiedliche Zeiteinteilung erschien auf den ersten
Blick kompliziert, war es jedoch nicht. Oxtorne drehte sich
dreieinhalb mal so lang. Um die Vierundzwanzigstunden-Einhaltung
beibehalten zu können, hatten die Kolonisten die einzelne Stunde
irdischen Wertes mit 3,5 multiplizieren müssen, und da der
Planet keinen Mond besaß, wurde das Oxtornejahr in zehn Dekaden
eingeteilt, die man nach dem griechischen Alphabet benannte. Einen
Kompromiß allerdings mußte man schließen: Damit es
zu keinen Differenzen zwischen den Jahreszahlen kam, enthielt ein
Oxtornejahr dreieinhalb Erdjahre. Weder für Terraner noch für
Oxtorner stellte es ein Problem dar, von ihrer Planetenzeit auf die
andere umzurechnen. Lediglich im Lebensrhythmus waren im Laufe von
vier Generationen erhebliche Abweichungen eingetreten. Ein Terraner
auf Oxtorne durchlebte nach seiner Zeit zweimal Tag und einmal Nacht,
während das für einen
Oxtorner eben nur zwölf Stunden seines Tages waren, nach
denen der Organismus erst nach Ruhe verlangte.
Mercants Blick wanderte weiter auf die Meldefolien, die vor ihm
lagen. Geistesabwesend las er, daß die Behelfskrankenhäuser
in Nevertheless sich von Stunde zu Stunde mit immer mehr Patienten
füllten, die nicht mehr Herr ihrer selbst waren. Gleichzeitig
hatten sich in den letzten Stunden die Anschläge auf
lebenswichtige Einrichtungen der Kolonie gehäuft. Die noch nicht
„Infizierten“ waren mit Schockwaffen ausgerüstet
worden, um verdächtige Personen sofort lahmen zu können,
bevor sie Unheil anrichteten. Die Geschockten wurden anschließend
in die Krankenhäuser eingeliefert, wo man sie mit allen Mitteln
der Psychologie des vierundzwanzigsten Jahrhunderts behandelte - ohne
sichtbaren Erfolg. Bisher war als letzter Ausweg stets nur der
geblieben, den Patienten in einen Dämmerschlaf zu versetzten.
Sekundenlang wunderte sich Mercant darüber, daß er
nicht längst den Leichten Kreuzer der STAATEN-Klasse, die
FRANCE, herbeigerufen hatte, damit deren Mannschaft eingriff. Die
FRANCE hatte General John Marshall vor zwei Tagen von Opposite
gebracht und war anschließend in wenigen Lichtminuten
Entfernung postiert worden.
In der nächsten Sekunde dachte Mercant schon nicht
mehr daran. Er grübelte darüber nach, warum er
eigentlich John Marshall zu sich bestellt hatte. Irgend etwas wollte
er von ihm - oder mit ihm ...
Als wenige Minuten später die Tür aufging und der Chef
des Mutantenkorps ins Zimmer trat, fiel es Mercant wieder ein.
Seine Hand fuhr unter den Schreibtisch. Als sie
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