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PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums

PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums

Titel: PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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die leere Tasse mit einem Ruck zurück. »Ich
bin ganz Ohr. Schließlich habe ich Sie wegen einer
psychotherapeutischen Sitzung hierhergebeten.«
    Kelly grinste unverschämt.
    »Werfen Sie mich hinaus, wenn ich Ihnen lästig falle.«
    »Noch nicht«, sagte sie. »Sie verstehen,
angeregt zu plaudern. Warum bin ich unehrlich?«
    »Warum Sie es sind, wissen Sie selbst am besten. Daß
Sie es sind, konnte ich feststellen. Wollen Sie meine Antwort hören?
Sind Sie sicher, daß Sie Ihnen gefällt?«
    »Nein, aber sie interessiert mich.«
    »Sie sind etwas neurotisch. Verklemmt, würden gewisse
Leute sagen. Sie haben einen falschen Kurs gesteuert, und langsam
dämmert Ihnen, daß die Bezugssterne dieses Kurses die
falschen waren. Sie werden ein neues Besteck machen müssen; ein
astronomisches, meine ich.«
    »Ich bin durchaus imstande, Ihnen geistig zu folgen, Mister
Morteen«, sagte sie und lächelte etwas zu verbindlich.
»Fahren Sie fort.«
    Kelly ließ sich die Tasse vollschenken und tat Milch aus
einer Dose und ein Stück Zucker hinein.
    »Sie nicht?« fragte er und deutete auf ihre leere
Tasse.
    »Nein. Ihre Anwesenheit ersetzt dreißig Milligramm
reines Koffein.«
    Kelly wurde ernst und sagte schnell: »Genau das ist es. Dies
war eine klassische Freudsche Fehlreaktion, auch wenn ich kein
Freudianer bin. Sie glauben, daß Sie sich verlieben könnten
— in mich. Und Sie wehren sich seit der ersten Sekunde dagegen.
Ihre Erfahrungen, die Sie bei anderen Männern gesammelt haben,
reichen nicht aus. Bisher diktierten Sie den Weg und die Grenzen.
Jetzt spüren Sie, daß hierjemand ist, der Fanfaren gewöhnt
ist und keine Trauermärsche. Und Ihre Neurose sagt Ihnen: >Das
darfst du nicht tun. Das könnte Gefahr bedeuten; Gefahr für
das arme Herz, das während aller dieser Jahre arbeitslos war.«
Man kann nicht, mein Kind, ständig außerhalb seiner
eigenen Natur leben, ohne sich selbst dabei zu schädigen. Das
war in groben Umrissen die kurze Geschichte Ihrer sorgsam gehüteten
Neurose. Habe ich recht?«
    Sie schwieg eine volle Minute lang. Dann sagte sie, und ihre
Stimme hatte die künstliche Selbstsicherheit eingebüßt:
»Natürlich haben Sie recht. Ich bin dumm genug, um es
zuzugeben. Was jetzt?«
    »Jetzt haben wir es analysiert. Nun können Sie dem
Problem zu Leibe rücken oder es bleiben lassen.« Sie griff
nach der Kanne.
    »Ich habe ganz trockene Lippen«, sagte Jeangeerd, »ich
glaube, ich brauche doch noch einen Kaffee. Wissen Sie, wie spät
es ist?«
    Kelly sah flüchtig auf die Uhr. Das Zifferblatt war für
COUNTERPART ausgewechselt worden. Es war sechsundzwanzig Uhr und
einige Minuten. Er sagte es ihr.
    »Die richtige Zeit für Gespräche«, meinte
er. »Wollen Sie die Fanfaren noch einmal hören?«
    »Nein«, antwortete sie und trank die Tasse leer. Man
sah, wie sie ihren Mut zusammenraffte. Sie fragte halblaut:
    »Sind Sie in mich verliebt, Kelly?«
    Ohne zu zögern antwortete Kelly: »Heute noch nicht,
aber wahrscheinlich binnen kurzer Zeit. Ich bin nicht mehr siebzehn
Jahre.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Fast.«
    Eine Pause entstand. Kelly, der durchaus in der Lage war, solche
Pausen auszufüllen, holte sein lederbeschlagenes Etui aus der
Tasche, klappte es auf und bot Jeangeerd eine Zigarette an, nahm
selbst eine und hielt die Kerze hoch. Das Mädchen schien vor der
Berührung seiner Hand zurückzuschrecken und ließ sich
wieder in den Sessel zurückfallen.
    »Jeangeerd«, sagte Kelly nach einigen Zügen, »es
gibt Zeiten, in denen ein anderer Mensch störend

    wirkt. Das sind Zeiten des Lernens, der Ausbildung, der
Konzentration auf ein schwieriges Stück Arbeit und so fort. Und
es gibt Zeiten, in denen dieser Mensch so notwendig gebraucht wird
wie die Atemluft. Man kann nicht entweder das eine jahrelang treiben
oder daran verkümmern, man sollte mischen können und die
Nachteile dieses Kompromisses auf sich nehmen. Zumal es dem lieben
Partner nicht anders geht. Man sollte Beruf und Freizeit trennen
können, um bei den Behauptungen unserer Werbeindustrie zu
bleiben.«
    Jeangeerd nickte ernsthaft.
    »Sie wissen nicht, Kelly, wie sehr ich genau das tue. Aber
eine leere Freizeit ist nicht besonders attraktiv, wissen Sie.«
    »Natürlich«, sagte er, »besonders wenn man
die Auswahl zwischen dreihundert jungen Technikern hat.«
    »Diese Männer«, sagte sie erstaunlich sicher,
»sind Masse. Amorphe Masse. Entweder wollen sie zuviel, oder
sie bieten zuwenig. Im ersten Fall habe ich keine Lust und auch

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