PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums
Schallsäge. Das Blatt brach, und neben dem
Kopf Ashikagas klirrte das Gerät zu Boden. Um ihn versank alles
in weiche, purpurne Dunkelheit.
Der wilde Schmerz begann im Rückenmark, strahlte von dort aus
und ergriffjeden einzelnen Nerv in seinem gesamten Körper.
Sympathikus und Parasympathikus wurden in brennende Zündschnüre
verwandelt, wieder und wieder. Und die gekrümmten Nerven unter
der Haut, unterjedem Quadratmillimeter, die Nerven neben den
Haarwurzeln,jene, von denen die Gesichtszüge kontrolliert wurden
undjene in der Mitte einesjeden Zahnes ...jeder einzelne Nerv
brannte. Dann spürte Ashikaga nichts mehr und rollte zur Seite.
Staigher richtete sich an der Wand auf, indem er sich mit dem
linken Arm an den Verzierungen abstieß. Seine blutige Rechte
hielt eine flache, wie provisorisch zusammengeschraubte Waffe, die er
jetzt zwischen ein offenstehendes Stück Saum derUniformjacke
schob.
»Verdammt«, sagte erundeutlich.
Er betrachtete den bewegungslosen Körper des Mannes zu seinen
Füßen, stieß wie spielerisch gegen einen
Oberschenkel und fluchte dann wieder, als er den Schnitt durch den
Sockel der Figur sah. »Batterie außer Funktion, Säge
abgebrochen — und in vier Stunden landet das Schiff.«
Miriam fiel ihm ein.
Sie hatte vorgeschlagen, das gesamte Götzenbild sofort an Ort
und Stelle zu schmelzen oder es beim zweiten Besuch abzuschneiden. Er
hatte sich geweigert, weil er keine Möglichkeit gesehen hatte,
das Gold einzuschmelzen oder ungesehen durch die Kontrollen zu
bringen. Sie hatten also zuerst
sämtliche Diamanten und zahllose andere Steine mit Zangen aus
den Fassungen herausgebogen und versteckt.
»Nun?« überlegte er laut.
Er blickte wieder hinunter zu Ashikaga. Dann zog er seine Waffen
zwischen dem Stoff der Jacke hervor, betrachtete nachdenklich den
Lauf, der wie drei untereinander befestigte Stifte aussah, richtete
sie auf den Hals des regungslosen Gegners und drückte ab. Es war
eine geräuschlose Waffe. Dann riß Staigher probeweise an
der Statue, die ihn drohend aus leeren Augenhöhlen anstarrte —
vergeblich. Das massive Gold rührte sich nicht, ließ sich
nicht biegen. Staigher entdeckte den Lauf des Strahlers unter dem Arm
Ashikagas, hob den Arm an, nahm den Strahler in die Hand. Dann lachte
der Major kurz auf.
Vorsichtig, um das Edelmetall nicht über der Schnittstelle zu
verbrennen, schweißte er es mit kurzen Feuerstrahlen aus der
Waffe auf. Glühende Metalltropfen spritzten umher, trafen seine
Hände, qualmten im Haar Ashikagas, dann sackte die Statue um.
Staigher fing sie auf.
Sie wog mindestens einen Zentner, und er war erstaunt, daß
sie nicht massiv war. Der Hohlraum war unversehrt, schimmerte ebenso
wie die Außenseite. Ein Stück pergamentähnlichen
Stoffes fiel versengt und unkenntlich heraus, und Staigher trat
achtlos darauf. Was immer es bedeutete; er wollte das Gold und nicht
mehr.
Er schleppte den Götzen hinaus, setzte ihn vorsichtig ab und
lachte darüber. Schließlich war es gleichgültig, ob
er verbogenes Edelmetall oder eine unbeschädigte Statue mit
Thermit einschmolz. Dann holte er seine Lampe, stellte sie zwanzig
Meter weiter im Gang auf, ging zurück und holte den Götzen.
Auf diese Weise schaffte er es binnen einer Stunde, die Statue im
Lastraum seines Gleiters niedersinken zu lassen. Im Osten breitete
sich ein Streifen Helligkeit aus. Staigher verzichtete darauf, die
Lampe zu holen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er
war am gesamten Körper naß vor Anstrengung, spürte
erschöpft die Schmerzen der Schläge, der blutunterlaufenen
Stellen und die schlaflosen Stunden der letzten Tage. Er starrte aus
geröteten Augen in die anbrechende Morgendämmerung und
blickte dann auf die Uhr an seinem rechten Handgelenk.
Vier Uhr zehn.
Noch zwei Stunden bis zur Landung. Er würde duschen, sich mit
Kaffee und Benzedrin vollpumpen und dann mit Miriam hinausfliegen und
das Schiff besteigen. Sein Plan war nahezu gescheitert, aber ein
winziges Partikelchen Glück war seine Rettung gewesen.
Ashikaga lag dort unten, Morteen war eingesperrt.
Geschafft! Um Millimeterbreite.
Er parkte den Gleiter vor seinem Bungalow, öffnete die Tür
und bemühte sich, nicht zu laut zu sein. Sorgfältig begann
er zu packen, bei zugezogenen Vorhängen und den
Morgennachrichten aus dem Empfänger. Er stellte die drei Koffer
nebeneinander, suchte sich eine neue Uniform aus dem Schrank und warf
anschließend das Gepäck in den Laderaum des Flugapparates.
Dann
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