PR TB 044 Mission in Andromeda
zu behandeln, das zugleich ein Hypnotikum enthält,
wodurch der betreffende Patient in einen zehnstündigen
Heilschlaf versetzt wird.«
»Und Sie?« fragte Lethos. »Wie lange haben Sie
eigentlich nicht geschlafen? Sollten Sie sich nicht auch für
zehn Stunden ausruhen?«
Omar lachte.
»Dort, wo ich geboren wurde, hat der Tag eine Länge von
vierundachtzig Erdstunden. Ich bin
daran gewöhnt, mindestens zweiundvierzig Stunden
wachzubleiben; selbst nach fünfzig Stunden kann von Erschöpfung
noch keine Rede sein.«
Er sah sich suchend um.
»Meinem Okrill geht es übrigens genauso.«
Eine Blutwelle schoß in sein Gesicht.
»Wo steckt denn Sherlock? Normalerweise läuft er doch
nicht allein im Schiff umher, sondern hält sich in der Zentrale
auf.«
»Wenn Sie erlauben, suche ich nach ihm«, bot der
Hathor an.
»Ich wäre Ihnen dankbar dafür, Lethos, denn ich
fürchte...«
Omar Hawk sprach seine Befürchtungen nicht aus. Er erinnerte
sich, daß Sherlock an der Stelle zurückgeblieben war, an
der Arbitan starb, als sie zum Schiff zurückkehrten. Sollte er
ihnen nicht gefolgt sein? Das wäre gänzlich gegen seine
sonstige Gewohnheit gewesen.
Tengri Lethos konzentrierte sich. Es war für ihn nicht
leicht, die Gedankenimpulse eines Tieres zu finden. Menschliche
Gedanken ließen sich leichter erfassen; sie verfügten über
eine klarere Ausrichtung.
Doch endlich hatte er Erfolg.
»Ihr Okrill befindet sich draußen auf dem Plateau,
Hawk. Ich weiß nicht, was er tut, aber seine Hirnimpulse sind
ziemlich verworren. Er strahlt Aggressivität aus, und Furcht und
blinde Wut.«
Der Oxtorner erschrak.
»Ich muß hinaus!«
Er verschloß die Kombination, griff nach seinem Strahlgewehr
und stieg in den Antigravschacht.
Erst draußen vor der FREEDOM I merkte er, daß Lethos
ihm gefolgt war. Gleichzeitig fiel ihm auf, daß von dem
Ewigkeitsschiff nichts zu sehen war.
Offenbar war der Hathor mit Hilfe seines Mikro-Spontantransmitters
nach Taafun gekommen, und sein Schiff kreiste allein um den Planeten.
Er hielt sich nicht lange mit diesen Überlegungen auf und
stürmte auf den Ort zu, an dem er den Okrill zuletzt gesehen
hatte. Lethos folgte ihm, obwohl er Sprünge von fünfzehn
bis zwanzig Metern machte. Aber das semi-organische Silbernetz in
seiner Kombination aktivierte schier unerschöpfliche
Kraftreserven.
Nach einigen hundert Metern Lauf erblickten sie einen dunklen
Punkt, der sich scheinbar ziellos hin und her bewegte. Als sie näher
kamen, erkannten sie Sherlock.
Das Tier raste wie besessen über den felsigen Boden,
verharrte an manchen Stellen abrupt und zerwühlte dort den
moosbedeckten Grund. Ab und zu stieß es ein drohendes Fauchen
und Schnalzen aus.
Omar pfiff.
Sherlock reagierte überhaupt nicht. Er hieb seine
krallenbewehrten Tatzen in den Boden. Moosfetzen und scharfkantige
Gesteinsplitter flogen davon.
Plötzlich schnalzte der Okrill triumphierend. Etwas, das
weder Moos noch Stein sein konnte, flog durch die Luft und prallte
mit trockenem Krachen gegen den Felsboden. Sherlock sprang hinterher,
schnappte zu und eilte zu seinem Herrn.
Aus dem Maul des Tieres fiel eine faustgroße, glänzende
braune Kugel.
Omar und Tengri knieten daneben nieder und betrachteten den
rätselhaften Gegenstand. Vorsichtig faßte der Oxtorner zu.
Das Ding war außergewöhnlich hart. Er verstärkte den
Druck seiner Finger; die Kugel schien hohl zu sein, aber sie zerbrach
nicht.
»Können Sie es öffnen?« fragte er den
Hathor.
Lethos verneinte.
Omar Hawk dachte an das Messer aus molekülverdichtetem
Terkonit, das er bei sich führte.
Es war eine Erinnerung an Oxtorne, wojeder Mensch ein solches
Messer besaß; das Holz auf
jener 4,8-Gravo-Welt hätte normalem Terkonit widerstanden.
Doch von der Hülle der braunen Kugel glitt die Schneide
ergebnislos ab.
Sekundenlang spielte Omar mit dem Gedanken, seinen Impulsstrahler
auf maximale Bündelung einzustellen und als Schneidgerät zu
benutzen. Aber dann entschloß er sich, einen letzten Versuch
mit dem MV-Messer zu wagen.
Er klemmte die rätselhafte Kugel zwischen seine Füße,
während er sich aufrichtete. Dann zielte er mit der Spitze des
Messers gegen die glänzende Hülle und legte das Gewicht
seines Oberkörpers machtvoll in den Stoß.
Diesmal drang das Messer bis zum Heft in das Ding ein.
Erneut kniete Omar Hawk nieder, um den Fund von innen zu
untersuchen.
Plötzlich löste sich das Messer in grünlich
flimmernde Gasschwaden auf.
Desintegration! durchzuckte
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