PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten
wie durch nebliges Glas. Er
legte die Kamera vorsichtig weg, nachdem er noch einmal den Auslöser
gedrückt hatte und sprang über den Tisch auf die Liege,
ergriff den zierlichen Kaffeekrug und zielte kurz. Gleichzeitig mit
dem ersten Schuß traf der Krug die Hand des Mädchens und
den stumpfen Lauf der Waffe. Knallend barst der Kunststoff, und das
Getränk spritzte umher. Ein zweiter Schuß brannte ein Loch
in die Wandbespannung an der Stelle, an der sich eben noch der Kopf
des Mannes befunden hatte.
Rogier stieß sich ab und flog schräg durch den Rum. Er
prallte gegen das Mädchen, ergriff die Hand und riß sie
hoch. Drei Schüsse schmolzen Teile der Decke weg; das Licht
erlosch nach einem Regen blauer Funken. Rogier hielt die Hand eisern
fest, ließ sich auf ein Knie fallen und rollte sich nach vorn
ab. Die Waffe, die mit einem Flachschuß eine fußbreite
Spur in den Bodenbelag brannte, die vom Balkon bis zur Tür
reichte, blieb in Rogiers Hand. Er bewegte das Handgelenk und
schleuderte die Waffe durch die offene Balkonfront. Irgendwann hörte
er das Geräusch, mit dem sie unten auf das Pflaster schlug.
Sandia griff mit vorgestreckten Armen an. Die lackierten
Fingernägel glänzten wie Tigerkrallen. Rogier ging zurück,
bis sein Rücken die Wand berührte. Er pendelte mit dem Kopf
hin und her,
wich den spitzen Nägeln aus und sprang dann. Er prallte gegen
die Knie des Mädchens. Sie rollten, sich überschlagend, auf
dem Boden hin und her.
Ein Sessel krachte gegen die Wand; es regnete Buchspulen und Glas.
Sandia stieß ihm das Knie in den Magen, faßte nach
seinem Hals und drückte zu. Er stieß beide Unterarme
zwischen den Händen hindurch, griff ins Haar des Mädchens
und bog den Kopf zurück. Sie schien keinerlei Schmerz zu spüren.
Dann schlug er mit aller Gewalt nach rechts und links, und der
mörderische Griff um seinen Hals löste sich.
Er sprang auf die Beine, fühlte ihre Hände um die
Knöchel und wurde umgeworfen. Mit dem Gesicht landete er in
einem Kissen, das am Boden lag, stieß sich ab und rollte herum.
Mit einem Satz warf sich Sandia über ihn, stieß nach
seinen Augen und traf den Teppich, da er ihr den Kopf gegen das Kinn
rammte.
Dann rollte er sich seitlich weg, stützte sich an der Wand ab
und wartete in Ruhe. Er schlug, was er bisher vermieden hatte, mit
zwei kurzen Karateschlägen gegen die Sehnen der Ellenbeuge.
Sandia schrie auf. Es klang nicht mehr wie der Schrei eines Menschen.
„Diese verdammten Schufte“, knurrte Rogier und
tänzelte zur Seite. Die stählerne Spitze des Absatzes
bohrte sich in die Wandisolierung und riß einen langen
Stoffstreifen heraus. Ein gezielter Hieb auf eine Stelle oberhalb des
Knies ließ Sandia einknicken; sie fiel auf ihn zu.
Ein schräger Schlag gegen die Halsschlagader machte sie
bewußtlos.
Rogier fing den leblosen Körper auf und bettete ihn wieder
auf die Liege. Dann blieb er stehen, betastete die aufgeschundenen
Stellen und hob die zerfetzte Jacke auf, die Sandia verloren hatte.
Und dann lehnte er sich atemlos gegen die Wand und begriff alles.
Dies hier war nicht die zufällige Reaktion auf eine Droge
gewesen, sondern genau geplant. Jeder, der auf ZIRKON, in Rajpat und
wahrscheinlich im Starmont die Droge erhalten hatte, ließ sich
von einem unsichtbaren Gegner in eine mörderische Maschine
verwandeln.
„Mit GOLDEN GATE SPACEWAYS ins Abenteuer…!“
murmelte Rogier. „Seit zwei Jahren züchtet jemand
willenlose Mörder. Sie können auf Befehl morden, sabotieren
und alles Mögliche tun. Und das auf sämtlichen Welten, die
Terra kolonisiert hat.“
Er stieß die Luft aus und steckte die Kamera zurück in
die Brieftasche. Dann sah er auf die Uhr, trat mit dem Fuß
gegen die Scherben des Kruges und fluchte wieder. Irgendwo in dieser
Stadt steckt jemand, der Sandia und ihn beobachtet, den Zeitpunkt des
Anfalls ausgerechnet oder miterlebt und dann seine Befehle erteilt
hatte. Der Befehl hatte geheißen: Töte Stahl-Keevan.
„Der gute alte Stahl-Keevan“, sagte Rogier mit einem
mühsamen Grinsen. „Er steht einmal wieder im Mittelpunkt.
“
Er zog seine Jacke aus, warf sie über den umgefallenen Sessel
und ging in das kleine Bad. Er wischte sich das Gesicht mit einem
schwach nach Parfüm riechenden Handtuch ab, wusch sich die Hände
und brachte sein kurzes Haar wieder in Ordnung. Dann grinste er sein
Spiegelbild sarkastisch an und löschte das Licht über dem
Spiegel.
Er ging zurück in den Raum, beseitigte langsam und methodisch
die
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