PR TB 048 Planet Der Veteranen
wirkliche Leben bringt phantastischere Storys zustande
als der beste Autor«, sagte Kotranow. »Das liegt einfach
daran, daß wir uns nur das vorstellen können, was es
bereits gibt. Alle Phantasievorstellungen basieren schließlich
nur auf Variationen von Erinnerungsgehalten. Das Leben selbst ist
darauf nicht angewiesen.«
»Sie sind ja ein richtiger Philosoph!« staunte David
Jung.
»Quatsch! Das habe ich nur irgendwo einmal gelesen. Aber es
stimmt, nicht wahr?« »Scheint so!« knurrte Guy
Nelson. »Aber schweifen Sie nicht vom Thema ab,
Semjon. Ich überlege nämlich, warum David zweieinhalb
Stunden früher als erwartet aufgewacht ist. Die Schockwirkung
dürfte noch gar nicht vorbei sein.« »Vielleicht hat
das etwas mit meiner Zweidrittelprothese zu tun«, meinte Jung.
Guy grinste und schüttelte den Kopf. Er deutete auf Jagal. Der
Blue bewegte sich leicht. Seine Augenschlitze flatterten.
»Hm!« machte Jung. »Dann muß die Wirkung
dieser Grö-ßenwahnsinnsdroge wohl die Schockwirkung
abmildern, wie?«
»Was ist los?« zwitscherte Jagal.
Kotranow half dem Blue auf die Beine. Unterdessen regte sich auch
Kree wieder, und Guy bemühte sich um ihren Gastgeber.
»Was war denn eigentlich?« fragte Jagal. »Ich
muß bewußtlos gewesen sein.« Er faßte an
seinen Kopf. »Oh! Bei allen roten Waldkreaturen! Warum habe ich
mich nur wieder verleiten lassen, von eurem Wasser des Verderbens zu
trinken!«
»Diese Terraner wollten uns umbringen!« schrie Kree.
»Aber, aber!« sagte Guy tadelnd. »In dem Fall
könnten Sie mir das kaum noch vorwerfen, oder?«
»Nelson hat recht«, sagte Jagal. »Aber nie
wieder werde ich mich verleiten lassen, von seinem Teufelswasser zu
kosten.«
»Und ich werde Ihnen nie wieder etwas davon anbieten«,
erklärte Guy Nelson mit Bestimmtheit. »Wir brauchen es
nämlich restlos für diesen famosen Oberherrscher von Gatas
- jedenfalls fast restlos.«
»Für Kajüyp-Saa-Lüy?« fragte Kree.
»Nun, dem würde ich es gönnen. Aber wie wollen Sie
das machen?«
»Indem wir Ihrem Leitungswasser einfach Whisky beimischen!«
rief Kotranow und lachte schallend.
Kree ließ sich in einen Sessel fallen und knetete mit den
Fingern seinen Kopf. Offenbar hatte er starke Schmerzen.
»Dem Leilungswasser ...?« murmelte er. »Aber
dann wer- * den ja alle Bürger von Kallriilüy bewußtlos!«
,
»Sie dürfen eben einige Tage lang nichts davon
trinken«, sagte Nelson. »Wenn sie sich einen Vorrat
anlegen, müßte '-das doch gehen.«
»Das wäre zuviel Aufwand für zu wenig Erfolg«,
sinnierte Jagal. »Was haben wir davon, wenn die Okkupanten
einige Zeiteinheiten ausfallen? Wir können sie doch nicht
umbringen, weil das unweigerlich eine Vergeltungsaktion von Gatas
auslösen würde. Folglich werden sie nach kurzer Zeit
erwachen und nachforschen, was sie in diesen Zustand versetzte.«
»Sie scheinen tatsächlich keine Erinnerung mehr an die
Dinge zu haben, die Sie im Rausch anstellten«, meinte Guy
verwundert.
Die Blues blieben stumm. Offensichtlich wußten sie gar
nicht, worauf er angespielt hatte.
Der Raumkapitän erklärte es ihnen.
»Größenwahnsinn . . .?« meinte Jagal und
hängte einige unübersetzbare Zwitschertöne an. »Du
meinst, sie würden sich um die Befehlsgewalt streiten, Nelson?«
»Ja, obwohl das noch ein sehr untertreibender Ausdruck sein
dürfte.« Er grinste bei der Vorstellung, was im Falle des
Erfolges alles geschehen mußte.
»Es gehören eine Menge Vorbereitungen dazu, diesen Plan
zu verwirklichen«, wandte Kree zögernd ein. »Die
Bevölkerung von Kallriilüy muß unterrichtet werden,
und zwar so, daß die Gataser nichts davon merken, und der
Transport von der Transmitterstaüon zum Wasserreservoir muß
organisiert werden.«
»Ja, natürlich!« rief Jagal. »Warum stehen
wir dann noch hier herum?«
Guy schlug dem Blue freundschaftlich auf die Schulter. »So
ist es recht, mein Junge. Los, an die Arbeit!«
Sie teilten sich die Arbeit. Jagal und Kree übernahmen die
Aufgabe, über die geheimen Verbindungsleute der Abwehr alle
Bürger der planetaren Hauptstadt zu warnen, ohne dabei den
wirklichen Plan zu verraten, während Guy Nelson, Kotranow und
Jung sich in den verfallenen Tempel der weißen Kreatur der
Wahrheit zurückschlichen und mit dem Einschienenwagen zur
Bergstation fuhren.
Eine Menge Leute hatten sich in der Transmitterhalle auf Aladin
versammelt, als die drei Männer materialisierten.
Ilhou Terz warf sich in Kotranows Arme, ohne dabei allerdings
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