PR TB 049 Die Strahlenden Gletscher Von Asgaard
Gleichzeitig wußte er,
daß diese Wesen nicht mehr lange leben würden, wenn sich
seine dunklen, unbeweisbaren Ahnungen bewahrheiteten. Wie sollten
sie, wenn die Sonnenaktivität sich steigerte, diese ihre Heimat
verlassen können?
Sorgfältig zog er die Filmkassette aus der Kamera und steckte
sie in den strahlensicheren Kasten seiner Arbeitstasche zurück.
Dann sah er auf die Uhr. In vier Stunden ging die Sonne auf. Er trank
den Rest aus dem Teekrug und zündete sich nervös eine
Zigarette an, setzte sich auf den Rand des Gleiters und ließ
die Beine herunterhängen.
Die Konturen des Waldrandes, der wie ein schwarzer
Zaun gegen die Helligkeit Hels wirkte, verschwammen vor den Augen
Docs. Die Linie aus Zacken begann zu tanzen. Farbkreise rotierten vor
den Augen. Doc ließ sich nach hinten fallen und warf die
Zigarette aus dem Gleiter. Dann riß ihn ein erneuter Anfall auf
dem Boden der Ladefläche zusammen.
Es war seit einem Jahr der schlimmste und längste Anfall.
Er dauerte eine geschlagene Stunde lang und verlief in drei
Phasen; Doc war jedesmal so erschöpft, daß er unfähig
war, nach der Spritze in seiner Jackentasche zu greifen.
Fünfundsechzig Minuten später öffnete er die
geschundenen Augen und zwinkerte verwirrt. Er war schweißgebadet
und zu Tode erschöpft. Mechanisch vollführte er den oft
geübten Griff nach der Hochdruckinjektionspistole, spannte den
Hahn und entblößte die Ellenbeuge. Die Preßluftpatrone
fauchte auf, als das Ventil brach.
Langsam klärte sich der Verstand des Biologen. Er blickte um
sich und versteifte sich ... er sah direkt in zwei riesige, schwarze
Augen. Zwei senkrechte, elliptische Sehschlitze konzentrierten sich
auf ihn. Ein breites Maul, das leicht geöffnet war, entblößte
zwei Reihen kleiner, scharfer Zähne.
Ahhraang! machte das Wesen vor ihm, zwei Meter vom Rand des
Gleiters entfernt.
Mühsam richtete sich Doc auf und starrte den Riesenfrosch
schweigend an. Dann hob er die Hand bis in Schulterhöhe und
kehrte die Handfläche nach vorn.
. „Ich repräsentiere", sagte Doc sarkastisch, „die
Terraner auf diesem Planeten. Guten Morgen, Freund."
Ahhraang!
Mit fünf mächtigen Sätzen, als sei es vor dem Klang
der menschlichen Stimme erschrocken, raste das Wesen über die
Lichtung, riß den Kommandostab aus dem Boden und verschwand in
der Mauer des Dschungels. Die mächtigen Muskeln der Beine traten
deutlich hervor und ermöglichten Sprünge von fünf und
mehr Metern, aber der Frosch sprang nicht mit beiden Beinen zugleich
ab.
„Schade”, sagte Doc und grinste schmerzlich. „Ich
hätte mich gern mit ihm unterhalten.”
Er schluckte zwei schmerzstillende Tabletten, kroch mühsam in
den Pilotensessel und versuchte zu schlafen. Fünf Stunden später
wurde er wach und erinnerte sich mühsam genug an alles.
„Die nächsten zwanzig Tage habe ich Ruhe”,
flüsterte er und war dem Selbstmord näher als je zuvor. Er
glaubte nicht, noch einen einzigen Anfall überstehen zu können.
Jeder Muskel und, wie es schien, auch jeder einzelne Nerv, schienen
sich in Auflösung zu befinden. Doc verfluchte die Unfähigkeit
seines Körpers, die Krankheit zu ignorieren, verwünschte
seine Erschöpfung und die Medikamente, die offensichtlich den
Vorgang des langsamen-Todes nur verlängerten, hinausschoben. Er
wußte, daß er seine selbstgestellte Aufgabe nicht mehr zu
Ende führen konnte.
Jetzt, wo er dem Geheimnis des Planeten auf der Spur war ...
Die Stimme war deutlich und klar, aber sehr schwach. Sie kam über
Funk und Doc drehte den Lautstärkeregler weit auf.
„Ja”, erwiderte er. „Ich habe hier einiges
gefunden, das bestimmt Geschichte machen wird.”
Decaree lachte leise; Doc wünschte einen langen, brennenden
Moment, sie säße neben ihm.
„Was ist es, Doc?”
„Ich habe den Paarungstanz der Froschwesen photographiert.
Ich habe auch den abgelegten Laich in den Tümpeln gesehen.”
„Tatsächlich?” fragte sie. „Du
schwindelst.”
„Keine Spur”, sagte er und lächelte etwas.
„Warte, bis ich wieder im Labor bin.”
„Wo steckst du gerade?”
„Ich stehe auf dem Rand der Ebene um den Vulkan.
Ich habe noch einige andere interessante Dinge vor mir."
„Ich drücke dir sämtliche verfügbare Daumen.
Weißt du ... Praynshaelter hat mich zweimal angerufen, ob ich
mich schon mit dir in Verbindung gesetzt habe. Er glaubt, du wärest
in der Hyläa umgekommen."
Doc lachte kurz auf.
„Das könnte ihm so passen. Hör zu: Ich bleibe noch
rund fünfzehn
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