PR TB 054 Das Monsterhirn
explodierte ihm mitten im Gehirn. Er sah die Welt in einem
grellen Blitz verschwinden und ging zu Boden.
Stechender Schmerz brachte ihn wieder zu Bewußtsein. Er
bekam Luft. Eine unwiderstehliche Gewalt preßte ihn mit dem
Gesicht zuerst zu Boden. Jedesmal, wenn er Atem holte, drang ihm
Staub und Sand in die Lunge. Der Schmerz rührte von den Armen.
Jemand bog sie nach hinten, schob sie den Rücken hinauf gegen
den Nacken zu. Ari schrie.
Er hörte einen dumpfen Knall. Der Druck gegen die Arme ließ
plötzlich nach. Er schnellte in die Höhe wie ein Fisch,
denjemand ans Trockene geworfen hat. Über ihm lauerte
gefahrverheißend die riesige Gestalt des Hünen. Sie
taumelte. Instinktiv erfaßte Ari den Vorteil, den ein gnädiges
Schicksal ihm verschafft hatte. Halb wahnsinnig vor Schmerz ging er
den Riesen an. Seine Schläge hatten kaum mehr Kraft, aber sie
stürzten den Haarigen in Verwirrung. Grunzend wich er zurück.
Er brauchte Zeit, um zu begreifen, was ihn getroffen hatte, Zeit, um
Bilanz zu machen und die neue Lage zu verstehen.
Ari ließ ihm keine Zeit. Mit wilden Faustschlägen trieb
er ihn vor sich her. Der Riese fing an, sich zu wehren, und eine
riesige, behaarte Faust traf Ari seitwärts gegen den Schädel
und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Aber eine halbe Sekunde später
war er wieder auf den Beinen und setzte seinen Angriff fort.
Schattenhaft tauchte eine schmale Gestalt von der Seite her auf,
etwas Langes, Dünnes schwingend. Das Lange, Dünne prallte
mit Wucht gegen den Schädel des Giganten. Im selben Augenblick
machte Ari von neuem Kontakt. Eine Salve von Faustschlägen gegen
den nackten, schweißtriefenden Leib des Riesen getrieben,
brachte den Gegner endgültig zu Fall. Ein röhrender Schrei
gellte auf. Ari, gebückt, die Fäuste zum nächsten
Schlag bereit, bemerkte die unnatürliche Haltung, die der
gefällte Gigant einnahm. Die mächtigen Säulenbeine
reckten sich in die Höhe, strampelten in wilder Verzweiflung.
Ari begriff. Er richtete sich auf, keilte die Schulter unter die
strampelnden Beine und begann zu schieben. Er schob und drückte,
bis ihm das Blut wie wild in den Schläfen pochte - und
schließlich gaben
die Beine nach.
Ein langgezogener, hallender Schrei. Kratzende, schabende
Geräusche, die allmählich in der Ferne verschwanden. Der
Schrei erstarb.
Ein Loch, das in unergründliche Tiefen führte, hatte den
haarigen Wächter des Hauses aufgenommen.
Ari kam langsam wieder zu Sinnen. Vor ihm stand Pido und
betrachtete abwechselnd ihre Hände und das Holz, mit dem sie in
den Kampf eingegriffen hatte.
„Es muß wohl so sein", murmelte sie. „Die
Angst verleiht Kraft. Ich hätte nie gedacht, daß ich eine
Bohle aus einer solide vernagelten Tür reißen könnte."
Ari holte tiefLuft und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Braves Mädchen, Pido", keuchte er. „Undjetzt
wäre es an der Zeit, uns aus dem Staube zu machen."
Er öffnete die Tür und schaute hinaus auf die Gasse. Sie
war leer. Aber von unten drangen die Geräusche des Tumults.
8.
Nach zwei Stunden begann die Lage kritisch zu werden. Jetzt, wenn
überhaupt, würden Popan Mirz’ telepathische Fühler
beginnen, das Bewußsein ihres Opfers auszuloten.
Don Redhorse wußte sich zu helfen. Er hatte tausend Fragen,
und Neugierde war eine der Regungen, die andere Regungen des
Bewußtseins zu überschatten vermochte, so daß die
mentalen Tentakel des Unheimlichen sie nicht erreichen konnten. Er
begann zu fragen, und Rra zeigte sich bereit zu antworten.
Eine halbe Stunde lang erhielt Don Redhorse aufjede seiner Fragen
eine Antwort, wie obstrus sie auch immer sein mochte. Eine halbe
Stunde lang erfüllte nichts als das Bemühen, Antworten zu
verdauen und neue Fragen zu formulieren, seinen bewußten
Verstand und legte eine wirksame Nebelwand vor alles, was sein
Bewußtsein sonst noch gespeichert naben oder empfinden mochte.
Dann wurde er erlöst.
Die Stadt wurde lebendig. Lärm erhob sich in den Straßen
und drang durch das geöffnete Fenster herein. Die Ragnatu wurde
aufmerksam. Ihre Untertanen befanden sich in hellem Aufruhr.
Don Redhorses nächste Frage verhallte ungehört. Rra
schien in sich versunken. Die Augen halb geschlossen, horchte sie in
sich hinein. Dann erhob sie sich mit einem Ruck.
„Eine wichtige Entdeckung ist gemacht worden!" erklärte
sie mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel daran ließ, daß
sie genau wußte, was geschehen war. „Einer der Bürger
hat eine nahezu unglaubliche Leistung
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