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PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe

Titel: PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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arkonidischen
Erbgutes in sich. Er hatte langes, fast weißblondes Haar, das
durch ein kreuzförmig gewundenes Lederband im Nacken
zusammengefaßt war. Das Haar war unglaublich verschmutzt und
verfilzt, außerdem entdeckte ich winzige Tierchen, die darin
umherkletterten. Insekten? Der Oberkörper war muskulös,
besonders die Armmuskulatur war ausgeprägt. Der Fellschurz,
offensichtlich aus der Haut eines der großen, geweihtragenden
Tiere, wurde von einem zusammengedrehten Gürtel gehalten, in dem
sich zwei Einschnitte befanden. Darin steckte ein Messer: ein
zugeschlagener Flintkeil, einem langgezogenen Tropfen ähnlich
und an beiden Seiten durch Abschläge zugespitzt, befestigt mit
Sehnen an einem plumpen Holzgriff.
    »Nein. Du bist mein Freund, Jäger«, sagte ich
zögernd.
    Er sah mich an und blinzelte, weil die Sonne hinter mir stand. Der
Jäger war nur wenige Zentimeter kleiner als ich, und er hatte
einen schmalen Schädel mit einer hohen Stirn; an diesem Kopf war
nichts mehr von dem Tierhaften anderer Barbaren.
    »Freund?«
    »Bis jetzt noch. Bringe mich zu deinem Stamm, Jäger -
wie heißt du?«
    »Anooa«, sagte er dann. »Du bist mutig, Jäger.«
    Ich nickte grimmig. Mir blieb nichts anderes übrig, als mutig
zu sein oder mir wenigstens den Anschein zu geben.
    »Was bedeutet dein Name?« fragte ich, einer
plötzlichen Idee folgend. Hier würden nur Begriffe
verwendet werden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Natur
standen.
    »Anooa - das heißt: Schilf-das-sich-nicht-rührt.«
    »Ich heiße Atlan«, sagte ich halblaut.
    »Was bedeutet der Name?« fragte Anooa.
    »Bruder des Wolfes«, antwortete ich schnell. Dieser
Name würde mich kennzeichnen, denn ich wollte nicht als
einfacher Jäger hier angenommen werden, auch nicht als mächtiger
Gott, sondern als mächtiger Freund und kluger Jagdgefährte.
Das brauchte ich, nichts anderes.
    »Adlaan«, sagte er. »Die Wölfe - ich habe
Angst.«
    Ich schüttelte den Kopf und riß den Speer aus dem
Boden.
    »Sie töten nur, wenn ich es ihnen befehle. Komm her!«
    Ich machte mit der linken Hand eine winkende Bewegung, die
eindeutig wirken sollte. Zögernd und zutiefst mißtrauisch
kam der Jäger näher, äugte scharf auf die schwarzen
Wölfe, betrachtete dann den Tarpan, das Wildpferd, und blieb
dann einen Meter vor mir stehen. Asser und Truc, deren Schultern
höher waren als mein Hüftknochen, rührten sich nicht.
    »Deine Hand!« sagte ich scharf und befehlend.
    Zögernd streckte Anooa den Arm aus. Verstohlen griff er nach
dem Steinmesser. Ich sah die Bewegung und lächelte.
    Dann griff ich nach der Hand, hielt sie fest und legte sie auf den
Kopf des Wolfes. Anooa zitterte wie im Fieber. Der Wolf rührte
sich nicht. Ich blickte in die Augen des Jägers, die, wie meine,
einen leichten Rotschimmer um die Pupille zeigten - ihre Farbe war
ein helles, fast silbriges Braun. Sie musterten mich stechend: mein
Haar, das die Maschinen in der Kuppel ziemlich kurz, nur drei
Fingerbreit länger als die Unterkante des Ohres, geschnitten
hatten und das mit einem breiten Kunstlederband aus der Stirn
herausgehalten wurde; mein Gesicht, das sich langsam zu röten
begann und meine Augen. Unsere Blicke bohrten sich ineinander, dann,
nach einer halben Minute, irrte der Blick Anooas ab.
    Seine Hand lag noch immer auf dem Wolfsschädel.
    »Adlaan - du hast mich nicht getötet? Ich bin dein
Freund«, sagte Anooa dann seltsam unbetont.
    Ich streckte die Hand aus.
    Unsere Finger griffen fest zu, jeweils um das Handgelenk, fast am
Unterarm des anderen. Es schien, als habe ich die erste Hürde
überwunden.
    »Ich bin dein Freund, Anooa«, sagte ich.
    Ein großer Vogel mit rostroten Schwingen flog mit einem
heiseren Schrei aus dem Schilf hoch und entfernte sich mit
schmetternden Flügelschlägen nach Norden.
    »Der Schilfgott hat gelacht«, sagte Anooa.
    Ich nickte. Hier herrschte unzweifelhaft ein pantheistisches
Weltbild; jeder Gegenstand besaß das steinzeitliche Gegenstück
einer Seele, jede Naturerscheinung war unzweifelhaft das Werk höherer
Mächte und aus diesem Grund Äußerung eines Gottes.
Ich mußte diese Einstellung akzeptieren.
    »Du wirst mit uns jagen, Bruder des Wolfes?« fragte
der Jäger.
    »Ich werde euch zeigen, wie man besser, schneller und
listenreicher jagen kann«, versprach ich. »Führe
mich zu deinen Leuten.«
    Ich nahm den Zügel, dicht unterhalb des Maules, und wir
gingen zurück zum Pfad. Auf einen gesprochenen Befehl holte Truc
das andere Pferd, das zwischen

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