PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe
einen ziemlich scharfen Galopp über.
Das rötlichbraune Pferd mit der starren, wippenden Mähne
und dem langen schwarzen Schweif, der bis zum Boden herabreichte, riß
den Schädel hoch und wieherte langgezogen. Ich mußte noch
lernen, die Reflexe meiner Tiere richtig zu deuten. Lautlos folgten
die Wölfe. Ich blickte um mich, ich holte Atem in der sauberen
Luft. Ja, das war es: Die Bäume, die Felsen, die Talkessel und
die unbegrenzte Natur dieses herrlichen, leeren Planeten, der
grenzenlose Himmel und die spürbaren Geheimnisse vor mir - ich
würde dieses Bild niemals vergessen. Und in einem fernen Winkel
meines Verstandes, der jetzt wieder unter der Anspannung der
Erwartung schneller funktionierte, wußte ich etwas anderes, das
schwerer wog:
Ich würde diesen Planeten lieben lernen. In langen Zeiträumen
würde ich hier wirken müssen; ich wußte, daß
mein Plan gut, aber zu vielen Unwägbarkeiten unterworfen war.
Die Barbaren dieser Welt würden mich brauchen, um von mir die
Techniken zu lernen, die sie kulturell vorwärtsstoßen
würden.
Eine riesige weiße Wolke, deren Unterseite sich jetzt grau
färbte, verdunkelte Larsafs Stern. Der große Schatten fiel
über den Talkessel, den ich eben betrat, die Farben änderten
sich. Die geistige Verbindung mit diesem Land war zerfetzt. Ich
fühlte mich verwirrt und unsicher. Trotzdem rammte ich dem
Hengst die Absätze meiner Stiefel in die Weichen.
***
Etwa siebzig Minuten später - meine Uhr lag bei der
versteckten Ausrüstung, und das winzige Instrument, das in einen
der Jackenknöpfe eingearbeitet war, wollte ich nicht benutzen
- riß ich an den Zügeln. In der kurzen Zeit hatte das
Pferd begriffen, was die einzelnen Kommandos bedeuteten; die
Zügelhilfen wurden immer vorsichtiger angewendet. Ich befand
mich jetzt in gleicher Höhe mit der Siedlung der fünfhundert
Jäger, ritt aber noch immer scharf am Wasser des Flusses.
Inzwischen hatte ich den Energiestrahler wieder auseinandergenommen
und versteckt. Der Köcher hing schräg auf meinem Rücken,
den Bogen hatte ich über die Schulter gehängt.
Es schien, als beobachteten mich die Jäger aus der sicheren
Deckung der Uferwälder.
Die Sonne stand fast im Mittag.
Keine Gefahren, signalisierte mein Extrahirn. Ich zog links am
Zügel, setzte die Absätze ein und ritt in einem scharfen
Galopp nach links, das sandige und steinige Ufer hinauf. Kühle
schlug mir entgegen, als ich den ausgetretenen Pfad erkannte, der
zwischen den Bäumen zur Siedlung hinaufführte. Vor mir
Asser, dann kamen die beiden Pferde, ganz hinten sicherte Truc.
»Asser!«
Der Wolf verharrte auf dem schmalen Pfad, der die Spuren von
runden Fersen und die undeutlichen Abdrücke von Zehen trug, die
durch Fell geschützt waren.
»Du warnst, wenn du einen Jäger entdeckst!«
Der Wolf nickte zweimal. Er hatte verstanden. Robotaugen würden
jetzt den Dschungel durchforschen, hochempfindliche Mikrophone mit
Richtcharakter tasteten die Bäume und die Zwischenräume ab,
sonderten die gewohnten Geräusche aus und meldeten die
ungewöhnlichen, die einen echten Informationswert besaßen.
»Weiter!«
Hinter uns blieb der Fluß zurück, der Wald wurde
lichter, und die Anzahl der runden Büsche vergrößerte
sich. Es wurde heller und heller, und dann sah ich den Moränenhügel
mit den darin eingerammten Findlingsblöcken aus schwarzem Fels.
Es waren nicht mehr als zweitausend Meter. Alles in mir spannte
sich. Ich blieb am Waldrand stehen, neben mir der Wolf Asser. Wir
betrachteten das Gelände, konnten aber nichts sehen. Kein
Zeichen von wandernden Jägern. In der Mittagshitze dieser
Jahreszeit ruhten die Jagdtiere, und ich wußte nicht, ob dies
der richtige Zeitpunkt zum Jagen war.
Ich wechselte auf das andere Tier um und schlang einen Knoten in
den Zügel. Der Hengst, den ich bisher geritten hatte, lief
hinter uns her. Wir bewegten uns auf dem Pfad, kamen durch große
Felder von hartem, rasselndem Riedgras und Schilf, dann wieder über
eine Kiesebene mit hellgrünen Sträuchern und kleinen,
niedrigen Büschen. Schlangen und Eidechsen raschelten vor uns
über den Weg und verschwanden.
Der Hügel mit den abgerundeten Bauten wurde deutlicher und
klarer, trat aus der flirrenden heißen Luft hervor wie eine
Photographie. Ich hörte die Schläge, mit denen die
Flintsteine abgeschlagen wurden, hörte vereinzelte Schreie und
verstand die Bedeutung; ein Memoband hatte die Erkenntnisse der
positronischen Anlage in meinem Gedächtnis verankert.
Irgend etwas
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