PR TB 056 Bruder Der Stahlernen Wölfe
Ufer fesselte ich
dem Tarpan die Vorderfüße und wurde bei dem Versuch
beinahe erschlagen, aber jetzt hatte ich den Willen des Tieres
bereits wieder in meiner Gewalt.
Wir blieben nebeneinander auf dem weißen, warmen Baumstamm
sitzen.
»Katya«, sagte ich, »du bist jung und schöner
als die anderen Weiber in der Siedlung. Das weiß ich.«
***
Sie nickte und lächelte mich an. »Ja, Atlan.«
Ich hatte ihr beigebracht, wie mein Name richtig ausgesprochen
wird.
»Aber ich komme von einem anderen Stamm, der jetzt nicht
mehr lebt. Alle Jäger sind tot. Die Mädchen meines Stammes
waren schöner als du.«
Sie hörte wortlos zu.
Ich breitete auf einem weniger gerundeten Abschnitt des Baumes
aus, was ich brauchte. Katya musterte die aufgereihten Gegenstände
und Behälter mit mißtrauischer Unsicherheit. Ich wußte,
daß ich ein Wagnis einging, aber es mußte sein.
»Diese Mädchen stanken nicht wie die Abfallhaufen neben
den Hütten. Sie hatten kürzeres Haar, das weich und glatt
war wie Sand oder Moos. Ihre Felle waren besser und auch besser
genäht. Ich werde dir zeigen, was du tun mußt. Du brauchst
nur zu gehorchen, und dann wirst du sehen, was ich meine.«
»Ich..«
»Bleibe sitzen«, sagte ich und griff nach dem
Vibromesser.
Sie blickte mich mit den Augen eines sterbenden Rens an, als ich
das lange Haar ergriff und mit der anderen Hand das Vibromesser
einschaltete. Ich trennte mit einem einzigen Schnitt das Haar knapp
über den Schultern ab und legte den langen Rest sorgfältig
zur Seite; man konnte Bogensehnen daraus flechten oder Pfeilspitzen
befestigen. Dann hielt ich ihren Kopf fest und schnitt sorgfältig
die Haare in die richtige Länge.
»Das war eines«, sagte ich. »Hier!«
Ich nahm die viereckige Platte aus exakt plangeschliffenem und
verchromtem Stahlblech und hielt sie vor ihr Gesicht. Sie prallte
zurück, als habe sie einen Dämon gesehen. Ich erwischte
Katya gerade noch an der Hand und zwang sie, in den Spiegel zu sehen.
Sie erblickte sich, erkannte sich und sah dann, daß es richtig
war, was ich sagte.
»Dein Gesicht ist schmutzig und voller kleiner Wunden. Im
Haar stecken Insekten, und du kratzt dich ständig. Der Dreck
unter deinen Fingernägeln kommt in die Wunden, und sie werden
größer. Das hier ist ein Mittel, um den Schmutz
herunterzuwaschen.«
Ich wickelte die Seife aus, schleppte sie zum Wasser und wusch mit
einer Mischung aus feinem Sand und der primitiven Seife Gesicht, Haar
und Hals von Katya gründlich und erbarmungslos. Sie schrie und
wehrte sich, aber ich war stärker.
Atlan als Sozialhelfer, sagte mein Extrasinn unaufgefordert, und
ich überhörte diesen Logikschluß.
Dann nahm ich eine daumengroße Menge meiner Hautcreme und
rieb sie vorsichtig und intensiv in Hals, Gesicht und Haaransatz des
Mädchens. Aus einer flachen Sprühdose trug ich auf die
entzündeten Stellen ein Breitbandantibiotikum auf und sprühte
einen Schutzfilm darüber, der nach der Heilung abgestoßen
wurde. Das Haar trocknete in der Sonne, und ich versuchte, es mit
meinem Kamm zu entwirren. Auch hier schrie Katya, wollte flüchten
und fiel in den Sand, als ich ihr ein Bein stellte. Ich lachte, dann
nahm ich das Reserveband und legte es ihr über den Haaransatz
der Stirn. Ich kannte Katya nicht wieder.
»Du weißt, wie du ausgesehen hast?« fragte ich
halblaut.
Sie nickte schüchtern.
»Und so siehst du jetzt aus«, sagte ich und hielt ihr
den Spiegel ein zweites Mal vor die Augen. Sie griff zögernd
danach, hielt ihn fest und starrte sprachlos hinein. Sie sah wirklich
prachtvoll aus - bis zu den Schlüsselbeinen.
»Katya«, sagte ich, »du bist ein schönes
Mädchen. Siehst du, wie schön du bist?«
Sie nickte schweigend, dann stellte sie den Spiegel vorsichtig hin
und warf sich an meinen Hals. Dieses Mal stellte sie keine
Belästigung mehr dar. Sie schien schwer zu begreifen, was etwas
Seifenschaum ausmachen konnte, aber ihr Verstand schien genügend
stark angestoßen worden zu sein. Ich würde es in Zukunft
leichter haben.
Ich brachte ihr bei, wie man mit einer zweiseitig abgeschlagenen
Kleinklinge die Fingernägel schneiden konnte, wie man mit einem
Holzstäbchen den Dreck unter den Nägeln entfernte, wie man
mit Sand und der rauhen Fläche eines großen zerbrochenen
Kiesels die Hände reinigen konnte und wie man die stinkenden
Essensreste zwischen den Zähnen hervorstochert. Sie nickte,
versuchte es, wurde von mir korrigiert, versuchte es ein zweites Mal
und begriff. Ich hatte das
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