PR TB 057 Kreuzfahrt Durch Die Galaxis
Speisesaal und schlugen zielsicher den Weg zur Hauptschaltstation
ein. Sie sahen unterwegs nur einen Roboter, und der beachtete sie
überhaupt nicht. Ansonsten herrschte eine verdächtige Ruhe
im Stützpunkt.
»Hoffentlich ist ihnen nichts zugestoßen«,
sprach Roger Garfield die Befürchtungen aller aus.
Kendall preßte die Lippen zusammen, daß sie nur noch
eine weiße, blutleere Linie in seinem Gesicht bildeten. Er
vermochte sich die völlige Ereignislosigkeit auch nicht zu
erklären. Im stillen hoffte er, daß die »Behandlung«
Lyras sich verzögert haben möchte, doch sein Verstand sagte
ihm, daß dies unlogisch sei.
Endlich standen sie vor dem starken Panzerschott zur
Hauptschaltstation. Was sich dahinter befand, wußten sie nicht.
Aber sie konnten sich vorstellen, daß dort das positronische
Steuergehirn des Stützpunktes lag.
Roger stemmte sich gegen das Schott. Keuchend ließ er nach
einer Weile wieder davon ab.
»Nichts zu machen«, sagte er resignierend.
»Wahrscheinlich kämen wir nicht einmaLmit einem
Impulsstrahler... »
Er stockte, als er sah, woran Noowee sich zu schaffen machte.
»Das ist doch naiv«, murmelte er. »Damit. .. «
Noowee Logan hatte unterdessen die magnetische Verschlußklappe
geöffnet, die sich normalerweise neben jedem positronisch
gesteuerten Schott befand. Ein kleines Handrad kam zum Vorschein.
Logan holte tief Luft und griff mit beiden Händen zu.
Eddie bekam einen heftigen Schluckauf, als er sehen mußte,
daß das Panzerschott sich Zentimeter um Zentimeter öffnete.
Grinsend drehte Logan sich um. Dann setzte er seine Arbeit fort, bis
der Spalt groß genug war, um einen Menschen hindurchzulassen.
Franklin Kendall stürmte als erster in den angrenzenden Raum.
Er blickte sich um und sah vier Roboter mit erloschenen Augenzellen
neben der gegenüberliegenden Tür stehen. Im gleichen
Augenblick wurde ihm bewußt, daß auch der Roboter im Flur
desaktiviert gewesen war.
Das konnte nur eines bedeuten ... !
Auch diese Tür ließ sich nur mit dem Handrad für
Notfälle öffnen. Franklin bereitete sich auf einen
schrecklichen Augenblick vor, als die beiden Türhälften zur
Seite glitten.
Im nächsten Moment hing Lyra Ben Kanaan an seinem Hals und
weinte und lachte abwechselnd vor Freude. John Rawlins tippte seiner
Verlobten auf die Schulter und räusperte sich.
»Alles mit Maßen, Mädchen, oder soll ich
eifersüchtig werden?«
Er lachte schallend, als Lyra erschrocken von Kendall abließ.
»Scheusal!« sagte sie lächelnd.
»Tut mir leid«, erklärte John, »aber
nachdem wir die Kom-mandopositronik stillgelegt hatten, entdeckten
wir, daß damit auch der Weg nach draußen versperrt war.
Von innen lassen sich die Türen nur durch positronische Signale
öffnen, und wir wagten nicht, die Kommandopositronik wieder zu
aktivieren.«
Franklin Kenndall atmete erleichtert auf.
Doch Roger Garfield goß einen Wermutstropfen in den
Freudenkelch.
»Das ist alles schön und gut«, sagte er
bedächtig, »aber Mako
nar wird sofort merken, daß sein Robotstützpunkt außer
Betrieb ist. Wie wollen wir ihn täuschen?«
Lyra lachte.
»Man merkt, daß du von Kybernetik nie viel gehalten
hast, Roger. Es gibt durchaus realisierbare Möglichkeiten. Jeder
Roboter läßt sich auf Individualprogramm schalten. Bei
zweckmäßiger Arbeitsteilung müßten wir es noch
vor Makonars Ankunft schaffen, ein Robotgehirn vor die
Ausführungsschaltungen der Zentrale zu klemmen. Dann wird der
Stützpunkt nicht mehr von der Kommandopositronik reagiert,
sondern von einem Gehirn, das auf unsere Befehle hört.«
»Das klingt einleuchtend«, sagte Kendall zögernd.
»Aber woher willst du wissen, ob die Individualprogramme der
Roboter es zulassen, daß wir ihnen Befehle erteilen?«
»Das ist unser Risiko«, entgegnete Lyra Ben Kanaan.
»Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg ist jedenfalls
größer als für einen Mißerfolg.«
Kendall überlegte. Dann entschied er sich.
»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Also, dann
weise uns in unsere Arbeit ein, Mädchen. Eddie, du sorgst dafür,
daß die draußen wartenden Uktaner hereingelassen werden.«
Zwanzig Stunden später stieg Lyra Ben Kanaan aus dem
Reparatur- und Wartungsluk der Steuerzentrale. John und Franklin
mußten die Medo-Kybernetikerin stützen. Sie konnte kaum
noch die Augen offenhalten. Ihr Gesicht war blaß, und unter den
Augen lagen breite dunkle Schatten.
»Geschafft!« flüsterte Lyra. Dann wurde ihr
Körper schlaff.
»Sie schläft«,
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